Sehen Zitate (Seite 19)
Es hingen, wie duftende Hände von Frauen,
Blaß die Akazienblüten im Blauen;
Sie streuten uns süße Betäubung aus,
Die Füße fanden nicht mehr nach Haus.
Wir suchten im Gras nach tiefgrünen Ecken,
Wollten berauscht das Auge verstecken;
Kein Versteck war uns dunkel genug,
Weil's Auge Feuer ins Dunkel trug.
Es hingen an Gittern die Rosen wie Tropfen,
Wie Herzen, die schmachtend an Gitter klopfen;
Vor Rosen fanden wir kaum das Haus,
Rosen brannten das Auge aus.
Und wär' ich erblindet, wär' dies...
Max (Maximilian Albert) Dauthendey
Die blühenden blauen Konraden,
Sie fielen mit den Ähren;
Das Korn liegt still in Schwaden
Im Sonnenschein, im schweren.
Kaum ein paar kurze Wochen
Sind die Felder glühend zu sehen;
Gleich muß die Sense dann pochen,
Und Stoppeln bleiben kalt stehen.
Wenn Augenblicke erwarmen,
Fühlst ihren Atem kaum wehen,
Da entsinken sie schon unsern Armen –
Die Luft ist voll Kommen und Gehen.
Max (Maximilian Albert) Dauthendey
Drinnen im Strauß
Der Abendhimmel leuchtet wie ein Blumenstrauß;
Wie rosige Wicken und rosa Klee sehen die Wolken aus.
Den Strauß umschließen die grünen Bäume und Wiesen,
Und leicht schwebt über der goldenen Helle
Des Mondes Sichel wie eine silberne Libelle.
Die Menschen aber gehen versunken tief drinnen im Strauß,
wie die Käfer trunken, und finden nicht mehr heraus.
Max (Maximilian Albert) Dauthendey
Ich versteckte meine Liebe
Auf ein Blättchen dieses Buches,
Daß des flüchtigen Besuches
Dauerndes Gedenken bliebe.
Tage gehen, Monde gehen,
Jahre gar, Du wirst indessen
Ganz des kleines Buchs vergessen,
Kaum mit einem Blick es sehen.
Aber einst in stillen Tagen
Locken Dich die Goldschnittrände,
Nimmst es wieder in die Hände,
Seine Blätter umzuschlagen.
Und dann wirst Du lächelnd lesen
Das bekannte, neu entdeckte,
Laut gesungne, fein versteckte
Lied, wie gut ich Dir gewesen.
Peter Carl August Cornelius
Mich ärgern höchlich (gekürzt)
Mich ärgern höchlich alle die Versuche,
Die Welt von Ost in West zurückzudrehen,
Ich möcht' hinwiederum es gerne sehen,
Daß man ihr, West in Ost, zu helfen suche.
Du Narr, du Narr! Wie es im großen Buche
Geschrieben stehet, wird es doch geschehen;
Die Welt wird ihren richt'gen Gang schon gehen,
Dein Zorn gereicht dir einzig nur zum Fluche.
Nur, hör' ich sie, wie sie im Übermut
Einander rühmen: "Ei! Wie gut es geht!"
Zum Henker! Macht es mir doch böses Blut.
Adelbert von Chamisso
Ein Geschenk des Himmels
Manche Menschen wissen nicht,
wie wichtig es ist,
daß sie einfach da sind.
Manche Menschen wissen nicht,
wie gut es tut
sie einfach zu sehen.
Manche Menschen wissen nicht,
wie tröstlich
ihr gütiges Lächeln ist.
Manche Menschen wissen nicht,
wie wohltuend
ihre Nähe ist.
Manche Menschen wissen nicht,
wie viel ärmer
wir ohne sie wären.
Manche Menschen wissen nicht,
dass sie ein Geschenk
des Himmels sind.
Sie wüßten es,
würden wir es ihnen
sagen!
Petrus Ceelen
Siehst du das wunderbare Bild von Brouwer?
Es zieht dich an, wie ein Magnet.
Du lächelst wohl, derweil ein Schreckensschauer
Durch deine Wirbelsäule geht.
Ein kühler Doktor öffnet einem Manne
Die Schwäre hinten im Genick;
Daneben steht ein Weib mit einer Kanne,
Vertieft in dieses Mißgeschick.
Ja, alter Freund, wir haben unsre Schwäre
Meist hinten. Und voll Seelenruh
Drückt sie ein andrer auf. Es rinnt die Zähre,
Und fremde Leute sehen zu.
Wilhelm Busch
So tief verwundet ist dies Herz
So tief verwundet ist dies Herz –
Es möchte sich in Nacht versenken,
Nicht sehen, hören und nicht denken,
Nur fühlen seinen bitt'ren Schmerz!
So kostet' es ihn bis zum Grund,
Es müßte langsam sich verbluten,
Und aus den ausgebrannten Gluthen
Erhöb' es sich vielleicht gesund.
Nun aber wird der laute Tag,
Der ihn geschäftig will zerstören,
Des Herzens Qual nur noch vermehren,
Nicht stark es machen, sondern schwach.
Doch sei's getragen – nach dem Wie
Nicht fragt...
Luise Büchner
Geheime Liebe
Unbeglückt muß ich durchs Leben gehen,
Meine Rechte sind nicht anerkannt;
Aus der Liebe schönem Reich verbannt,
Muß ich dennoch stets ihr Schönstes sehen!
Nicht die schwache Zunge darf's gestehen,
Nicht der Blick verstohlen zugesandt,
Was sich eigen hat das Herz ernannt,
Nicht im Seufzer darf's der Brust entwehen!
Tröstung such' ich bei der fremden Nacht,
Wenn der leere lange Tag vergangen,
Ihr vertrau' ich mein geheim Verlangen;
Ist in Tränen meine Nacht durchwacht,
Und der...
Clemens Brentano
Die Sonne ist da. Sie wird nicht müde
und steht jeden Tag von neuem auf.
Menschen stehen auf,
sie glauben an den neuen Tag.
Menschen sehen die Sonne aufgehen,
sie spüren die Wärme ihrer Strahlen,
und sie glauben wieder an das Licht.
Die Hoffnung ist da.
Es gibt noch Kinder mit lachenden Augen.
Es gibt noch viele Menschen,
unter deren Haut ein Herz schlägt.
Mit jedem guten Menschen auf der Welt
geht eine Sonne der Hoffnung auf.
Einander Hoffnung geben heißt:
einander Mut machen, einander Leben...
Phil Bosmans