Seele Zitate (Seite 51)
Was er liebt, ist keinem fraglich;
Triumphierend und behaglich
Nimmt es seine Seele ein
Und befiehlt: So soll es sein.
Suche nie, wo dies geschehen,
Widersprechend vorzugehen,
Sintemalen im Gemüt
Schon die höchste Macht entschied.
Ungestört in ihren Lauben
Laß die Liebe, laß den Glauben,
Der, wenn man es recht ermißt,
Auch nur lauter Liebe ist.
Wilhelm Busch
Es saß ein Fuchs im Walde tief.
Da schrieb ihm der Bauer einen Brief:
So und so, und er sollte nur kommen,
's wär' alles verzieh'n, was übelgenommen.
Der Hahn, die Hühner und Gänse ließen
Ihn alle zusammen auch vielmals grüßen.
Und wann ihn denn erwarten sollte
Sein guter, treuer Krischan Bolte.
Drauf schrieb der Fuchs mit Gänseblut:
Kann nicht gut.
Meine Alte mal wieder
Gekommen nieder!
Im übrigen von ganzer Seele:
Dein Fuchs in der Höhle.
Wilhelm Busch
Sie war ein Blümlein hübsch und fein,
Hell aufgeblüht im Sonnenschein.
Er war ein junger Schmetterling,
Der selig an der Blume hing.
Oft kam ein Bienlein mit Gebrumm
Und nascht und säuselt da herum.
Oft kroch ein Käfer kribbelkrab
Am hübschen Blümlein auf und ab.
Ach Gott, wie das dem Schmetterling
So schmerzlich durch die Seele ging.
Doch was am meisten ihn entsetzt,
Das Allerschlimmste kam zuletzt.
ein alter Esel fraß die ganze
Von ihm so heiß geliebte Pflanze.
Wilhelm Busch
An die Liebe
Einmal, meines Lebens Rest zu segnen,
Laß mir noch ein Mädchen oder Weib,
Göttin Liebe, laß mir eins begegnen,
So gestaltet, so an Seel' und Leib
Ausgeschmückt mit deinen goldnen Gaben,
Daß ich armer, freudenloser Mann
Mich an ihm von ganzem Herzen laben
Und es lieben und verehren kann!
Gottfried August Bürger
Kam die Liebe in mein Herz gezogen,
Kam nicht wie ein heitrer Sommertag,
Kam nicht wie das junge Grün im Walde,
Wie die duft'ge Blume auf der Halde,
Kam wie Noth und bitt'res Ungemach.
Wohl ist wie ein Sommertag sie kommen,
Aber ganz von Staub und Gluth erfüllt;
Wie das Grün vom nächt'gen Frost verheeret,
Wie die Blume, die der Wurm verzehret,
Eh' die Knospe sich noch ganz enthüllt!
Anders, anders ahnte sie die Seele,
Anders hoffte sie mein pochend Herz;
Aber, ob sie mir im Festgeschmeide
Sei...
Luise Büchner
Einmal nur so von Entzücken,
So von dunklem Gram erfüllt
Über deine Hand mich bücken,
Und mein Sehnen wär' gestillt.
Einmal traulich bei dir säumen,
Glückesstill dir lächeln zu,
Selig dir am Herzen träumen
Eines Augenblickes Ruh'!
Einmal nur es glaubend fassen,
Daß dein Lieben nimmer ruht,
Daß dir nimmer werd' erblassen
Meines Bildes Farbenglut.
Einmal in dein Auge sinken
Thränenheiß mein Blick hinein –
Dann hinweg! wo Sterne winken,
Schlumm're meine Seele ein!
Helene Branco, Pseudonym Dilia Helena
Laß ein Mann mich werden,
Der voll Zucht und Art
Stark und rein auf Erden
Seel und Leib bewahrt.
Laß ein Mann mich werden,
Immer jugendlich,
Weil die Kraft der Erden
Ist geweiht durch Dich.
Laß ein Mann mich werden,
Der durch Kampf und Streit,
Lust und Not der Erden,
Dringt zur Ewigkeit.
Heinrich Theodor Bourquin
Du klarer Stern, der…
Du klarer Stern, der meine Nacht
Mit freud'gem Kuß hinweggelacht,
Wer je dich sah, vergißt dich nicht.
Wo gingst du hin, du schönes Licht?
Ich suche dich auf Berg und Höhn;
Denn ach! – Du warst so schön, so schön!
In deines Augens mildem Glanz
Verlor sich meine Seele ganz.
Und im Verlust ward mir erst klar,
Daß in mir Geist und Leben war.
Nun such ich mich in dir, mein Stern,
Doch ach! – Du bist so fern, so fern!
Adolf Böttger
Was dich erfreut, was dich bewegt,
Verschließ es treu in deiner Brust,
Der scheelen Blicke Neid erregt
Des Frohsinns blumenheitre Lust.
Das Herz, von Liebe still umhegt,
Treibt Blüt' und Früchte fort und fort,
Die keines Wetters Blitz zerschlägt,
Die keine Sommerschwüle dorrt.
Mit einer Seele, die dich liebt,
Erhaben über Menschenstreit,
Genieße, was die Erde gibt,
In seliger Verborgenheit.
Adolf Böttger
Der Bäume Wintertraum
Frieren und zittern die Bäume
Starrend im Winterrock,
Webt ihre Seele Träume
Unten im Wurzelstock.
Spinnt und webt in der langen
Dämmernden Winterzeit
sich aus Farben und Prangen
Bräutlich ein Frühlingskleid.
Steigt zu des Lenzes Festen
Heimlich im Stamm empor:
Wunderbar schiebt aus den Ästen
Traumhaft, ihr Kleid sich hervor.
Legt, was in Nacht sie gewoben,
Strahlend und froh an den Tag!
Jubelt die Sonne nicht oben,
Unten der Waldfinken Schlag?
Jakob Boßhart
Clavadel – Bergwinter
Sonnengold ins Blau erhoben,
Bergesspitzen eitel Glanz,
Unten, traumhaft hingewoben,
Schneebestreut ein Tannenkranz.
In dem Bach, des Sommers Schäume
Still geworden, starr und klar,
Drüber schwanke Weidenbäume,
Weiß im Reif und wunderbar.
Hütten waten, halb versunken,
Braun gebrannt ins weiße Land,
Sprühn, vom Lichte vollgetrunken,
Aus den Scheiben Feuerbrand.
Stille rings, nur wenn vom Dache
Jäh ein Eiszahn niederfällt,
Horcht, erschrocken von dem Krache,
Wundernd auf...
Jakob Boßhart
Begeisterung
Eine Fichte ragt im Garten
Träumerisch am alten Tor;
In der Äste Dunkel rankt sich
Heimlich wilder Wein empor.
Keinem Auge ist er sichtbar,
Kleidet ihn des Sommers Grün:
In der Herbstluft fängt die Fichte
An wie Moses' Busch zu glühn.
Aus den Ästen hoch zum Wipfel
Eine Purpurflamme schlägt,
Eine helle Freudenfackel.
Brennt die Krone windbewegt.
So loht aus der Seele Dunkel,
Wenn die rechte Stunde kam,
Keiner weiß, von wem entzündet,
Die Begeisterung wundersam.
Jakob Boßhart
Herbststille
Lautlos schwebt das Wolkendach im Äther.
Ist der Herbstwind schon zur Ruh' gegangen?
Kein Gewild lauscht und kein Nachtanbeter
In den Schatten, die von Bäumen hangen.
Wachte außer mir noch eine Seele,
Ihre stillste Regung würd' ich hören.
Flög' ein Lichtstrahl nieder, ohne Fehle
Würd' im Dorf sein Schwung die Ruhe stören.
Da, ein Schlag! ein zweiter, ihm verbündet,
Mit den Händen mein' ich sie zu greifen.
Birnen fallen und ihr Schlag verkündet,
Daß die Früchte in der Stille reifen.
Jakob Boßhart