Schône Zitate (Seite 29)
In meinem Traum sah ich
In meinem Traum sah ich
eine sehr schöne Frau
die Nacht (hindurch) bis zum Tag.
Da erwachte mein Leib.
Da wurde sie mir schmerzvoll weggenommen,
so daß ich nicht weiß, wo sie ist,
von der mir das höchste Glück kommen sollte.
Das haben mir meine Augen zugefügt,
von denen wollte ich frei sein.
Friedrich von Hausen
Dennoch
"Dennoch" ist ein schönes Wort,
"Dennoch" heißt mein Glaube;
"Dennoch" sag' ich fort und fort,
Ob ich lieg' im Staube,
Ob ich steh'
Auf der Höh'
In des Glückes Schimmer,
"Dennoch" sag' ich immer.
Ob ich bleib' ein armer Mann
Und die Andern prangen,
Da ich weder will noch kann,
Wie sie es verlangen;
Ob der Welt
Es gefällt,
Mich darum zu plagen:
"Dennoch" will ich sagen.
"Dennoch" will ich stille sein
Und an Gott mich halten;
Dennoch laß ich ihn allein,
Meinen Vater, walten;
"Dennoch"...
Klaus (Claus) Harms
Willst Gutes du und Schönes schaffen,
Das lebensvoll das Leben mehre,
Mußt du dich ernst zusammenraffen
Und darfst nicht scheu'n der Arbeit Schwere.
Da hilft kein Schwärmen bloß und Hoffen,
Kein Traum von künftiger Entfaltung;
Nein, ringen mußt du mit den Stoffen,
Und stark sie zwingen zur Gestaltung.
Julius Hammer
Der Kuß
Wie unvergleichlich ist
Die Schöne, die recht küßt!
In ihren Küssen steckt
Was Tausend Lust erweckt.
Den Mund gab die Natur
Uns nicht zur Sprache nur:
Das, was ihn süßer macht,
Ist, daß er küßt und lacht.
Ach, überzeuge dich
Davon, mein Kind! Durch mich
Und nimm und gib im Kuß
Der Freuden Überfluß.
Friedrich von Hagedorn
Der Geschichtsforscher
Ich gehe mit meinem Kober
Und meinem Hakenstab,
Und wo von Mist ein Schober,
Setz ich die Bürde ab.
Da wird geforscht, zerstochen
Der Kehricht weit und tief,
Ob irgend ein Abfall, ein Knochen
sich etwa hinein verlief.
Und was ich da gefunden,
Trag ich vergnügt nach Haus
Und sied in einsamen Stunden
Manch schöne Notiz heraus.
Franz Grillparzer
Was du mir bist
Was du mir bist, mein schönes Kind?
Nach langer Winternacht
Der erste Maientag –
Die erste Knospe, die erwacht
Im Blütenhag, –
In blauen, lauen Lüften lind
Der erste Lerchenschlag.
Mein gutes Kind, was du mir bist?
Was dem, der pfadberaubt,
Die Rast, das Wanderziel, –
Was dem verfehmten Haupt
Ein traut Asyl, –
Was dem ein Samariter ist,
Der untrer Mörder fiel!
Hans Grasberger
Es wirkt mit Macht der edle Mann
Jahrhunderte auf seines Gleichen:
Denn was ein guter Mensch erreichen kann,
Ist nicht im engen Raum des Lebens zu erreichen.
Drum lebt er auch nach seinem Tode fort,
Und ist so wirksam, als er lebte;
Die gute Tat, das schöne Wort:
Es strebt unsterblich, wie er sterblich strebte.
Johann Wolfgang von Goethe
Bleibe, schönes Mädchen! ruft der Knabe,
Rafft von seinem Lager sich geschwind:
Hier ist Ceres', hier ist Bacchus' Gabe,
Und du bringst den Amor, liebes Kind!
Bist vor Schrecken blaß!
Liebe, komm und laß,
Laß uns sehn, wie froh die Götter sind!
Ferne bleib, o Jüngling! bleibe stehen,
Ich gehöre nicht den Freuden an.
Schon der letzte Schritt ist, ach! geschehen
Durch der guten Mutter kranken Wahn,
Die genesend schwur:
Jugend und Natur
Sei dem Himmel künftig untertan.
Und der alten Götter bunt...
Johann Wolfgang von Goethe
Das ist die köstlichste der Gaben,
Die Gott dem Menschenherzen gibt,
Die eitle Selbstsucht zu begraben,
Indem die Seele glüht und liebt.
O, süß Empfangen, sel'ges Geben!
O, schönes Ineinanderweben!
Hier heißt Gewinn, was sonst Verlust;
Je mehr du schenkst, je froher scheinst du,
Je mehr du nimmst, je sel'ger weinst du –
O, gib das Herz aus deiner Brust!
Emanuel Geibel
Kleine Wassertropfen,
kleine Sandkörnchen bilden
den mächtigen Ozean und das schöne Land.
Die kleinen Minuten,
so bescheiden sie auch erscheinen,
ergeben die mächtigen Zeitalter der Ewigkeit.
Kleine freundliche Taten,
kleine Worte der Liebe machen
aus unserer Erde ein Paradies,
dem Himmel gleich.
Julia A. Fletcher Carney
Du weißt es wohl, daß du mein Alles bist;
O wende nicht dein schönes Aug' von mir,
Red' ich von unsrer Liebe Glück mit dir,
Die du mein Alles bist!
Du weißt es wohl, daß du mein Alles bist;
O sieh beneidend nicht den Blumen nach,
Die früh verblüht von binnen führt der Bach,
Die du mein Alles bist!
Du weißt es wohl, daß du mein Alles bist;
O bald, ich fühl's, wirst du gestorben sein,
Und lässest dieses arme Herz allein,
Dem du sein Alles bist!
Johann Georg Fischer