Schönheit Zitate (Seite 26)
Kiefern
Inmitten jungfräulicher Ahornbäume
Und Birken mag ich stolze Kiefern nicht;
Sie störn die Schar lebendig-süßer Träume,
Zuwider ist mir ihr Gesicht.
Im Kreis der auferstandenen Nachbarn stöhnen
Und flüstern oder zittern jene nie.
Den Frühling, den die Siegeskränze krönen,
Gemahnen an den Winter sie.
Und läßt der Wald sein letztes Blatt verwehen,
Der auf das Frühjahr, das Erwachen harrt,
Dann bleiben sie, Künftiges schreckend, stehen
In kühler Schönheit, wie erstarrt.
Afanassi Afanassjewitsch Fet
Mond und Rose
Sie
Wie dein Strahl, so leicht, so rein,
Kann kein Hauch, kein Seufzer sein.
Doch er weckt mich nicht: Ich muß
Harrn auf heißer Tage Kuß,
Auf den Zarn im Krönungskranz;
Nur für ihn birgt Morgenglanz
Duft und Schönheit, unerkannt,
Unterm Tau aus Diamant.
Er
Früh stieg übern Berg ich auf,
Um zu sehen: So blühst du auf,
Schau die ganze Nacht auf dich.
Und du schweigst und duldest mich,
Doch entgegen meinem Licht
Blühn die Purpurlippen nicht.
Afanassi Afanassjewitsch Fet
Wohl manch Gebet klopft an des Himmels Pforte,
Das keinen Einlaß kann am Tor bekommen:
Weil allen Erdenwust es mitgenommen,
Um zu erscheinen vor dem höchsten Horte.
Wohl ist schon oft an einem stillen Orte
In einer Seele wie ein Blitz erglommen
Ein Lichtgedanke, heil'ger als der Frommen
Gebete und der Priester heil'ge Worte.
Das Beten ist nicht eine ird'sche Bitte,
Es holt nicht erst, es trägt in sich den Segen;
Das Beten ist nicht eine fromme Sitte:
Das Beten ist der Seele freies Regen,
Die...
Karl Ferdinand Dräxler-Manfred
Von allen Seelen die geschaffen –
Hab eine ich – erwählt –
Wenn Sinn von Geist sich trennt –
Und Ausflucht – nicht mehr zählt –
Wenn das was ist – und das was war –
Für sich – und wahrhaft – steht –
Und dieses kurze Erdenstück –
Wie Treibsand – ist verweht –
Wenn Formen ihre Schönheit zeigen –
Und Nebel weggewallt,
Siehe die Urform – die ich meine –
Vor aller Lehmgestalt!
Emily Dickinson
Rückkehr
Zuckt nicht die Achseln, grüßt nicht so höhnisch
Und wendet euch nicht spöttisch ab!
Ich will kein Geld von euch entlehnen,
Will nicht zurück, was ich euch gab.
Nicht euern Liebsten mehr gefährlich
Bin ich und nimmer eurem Ruhm;
Der Kummer nahm mir meine Schönheit
Und all mein Unglück macht mich dumm.
Ich komm' zu euch, weil fortgetrieben
Vom sichern Strand mein Lebensschiff;
Ganz soll es scheitern, darum lenk' ich's
...
Ada Christen
Der Mensch ist nicht das Haus in dem er wohnt.
Die Seele ist nicht der Körper in dem sie wohnt.
Das Haus zerfällt, der Körper welkt –
doch die Seele blüht zu immer größerer Schönheit auf,
wenn du ihren Sinn erkennst.
Denn sie ist nicht von dieser Welt
und nicht von dieser Zeit.
Ihre Erbschaft ist die Unsterblichkeit.
Phil Bosmans
Trost im Winkel
Laß es gehen Herz, laß dich treiben,
Alles hat hier seine Bahn,
Wenig gilt hier: Mitgetan,
Alles gilt: im Strome bleiben.
Ist es dir bestimmt zu wohnen,
Wo die Schönheit Ruhe gibt,
Wirst du, wie du bist, geliebt, –
Liebe schenkt sich, ist kein Lohnen.
Laß es gehen, Herz, laß dich treiben,
Spare dir des Zweifels Qual,
Und findest doch einmal
Einen Herd, beglückt zu bleiben.
Otto Julius Bierbaum
Mai
Nun aber hebt zu singen an
Der Mai mit seinen Winden.
Wohl dem, der suchen gehen kann
Und bunte Blumen finden!
Die Schönheit steigt millionenfach
Empor aus schwarzer Erden;
Manch eingekümmert Weh und Ach
Mag nun vergessen werden.
Denn dazu ist der Mai gemacht,
Daß er uns lachen lehre.
Die Herzen hoch! Und fortgelacht
Des Grames Miserere!
Otto Julius Bierbaum
Einst hörte ich sie
Einst hörte ich sie
die Gebete der Weisheit
sagen,
stumm
im Schutz der
schwelgenden Nacht,
irgendwo
mitten im Mondlicht,
entfesselt,
vertieft in warme Nebelküsse,
umgeben von
verängstigter Stille,
seufzend erwartet
die Göttlichkeit,
empfangen die
Visionen der Schönheit.
Michael Beisteiner
Früh in blühender Jugend lern', o Jüngling,
Lebensglück. Sie entfliehn, die holden Jahre!
Wie die Welle die Welle treibet eine
Stunde die andere.
Keine kehret zurück, bis einst dein Haupthaar
Schneeweiß glänzet, der Purpur deiner Lippen
Ist erblichen; nur eine Schönheit blieb dir -
Männliche Tugend.
Jacob Balde
Ich liebte sie,
Verschlossen war sie, stille;
Und ihrer Schönheit Fülle
Versiegte nie.
Der Blume gleich,
Glaubt ich die Welt verstecket,
Wo nie ein Ton erwecket,
Ihr Herz wie reich.
Du liebe Zeit,
Da fängt sie an zu sprechen,
Will mir das Herze brechen,
Ach, wie sie schreit;
Ich fühl mich arm,
Nun sie sich reicher fühlet,
Wie ist mein Herz erkühlet,
Was einst so warm.
Karl Joachim Friedrich Ludwig »Achim« von Arnim
Natur gab allem, was sie schuf,
Gehörig seine Waffen.
Sie hat das Pferd mit starkem Huf,
Gehörnt den Stier geschaffen.
Sie schuf den Hasen schnell genug,
Des Leu'n Gebiß geschlossen,
Sie gab dem Vogel raschen Flug,
Dem Fisch zum Schwimmen Flossen.
Sie gab den Männern Selbstvertrau'n
Und Klugheit, sich zu wehren;
Doch nichts behielt sie mehr den Frau'n
Als Waffe zu bescheren.
Da hat sie ihnen Reiz beschert
Statt Schilds und aller Waffen.
Leicht wird sich über Feu'r und Schwert
Sieg jede...
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