Schnee Zitate (Seite 9)
Ja es umgibt uns eine neue Welt!
Der Schatten dieser immer grünen Bäume
Wird schon erfreulich. Schon erquickt uns wieder
Das Rauschen dieser Brunnen, schwankend wiegen
Im Morgenwinde sich die jungen Zweige.
Die Blumen von den Beeten schauen uns
Mit ihren Kinderaugen freundlich an.
Der Gärtner deckt getrost das Winterhaus
Schon der Citronen und Orangen ab,
Der blaue Himmel ruhet über uns
Und an dem Horizonte lös't der Schnee
Der fernen Berge sich in leisen Duft.
Johann Wolfgang von Goethe
Die stille Wasserrose
Die stille Wasserrose
Steigt aus dem blauen See,
Die feuchten Blätter zittern,
Der Kelch ist weiß wie Schnee.
Da gießt der Mond vom Himmel
All seinen goldnen Schein,
Gießt alle seine Strahlen
In ihren Schoß hinein.
Im Wasser um die Blume
Kreiset ein weißer Schwan;
Er singt so süß, so leise,
Und schaut die Blume an.
Er singt so süß, so leise,
Und will im Singen vergehn –
O Blume, weiße Blume,
Kannst du das Lied verstehn?
Emanuel Geibel
So übermütig sinken die Flocken
des Schnees und so dicht,
daß sie den Baum verdrängen
und jedes Ding, das in den Weg sich stellt.
O wunderlicher Abgrund,
in den die Welt versinkt
und nicht mehr von sich weiß,
wie sie einst war,
und nur noch fühlt,
wie sie sich wirbelnd
ineinander schlingt,
gestaltlos in sich selbst
ertrinkt.
Carl Peter Fröhling
Im Hermelin das Dorf
ruht unter den Gipfeln da.
Dunkelfleck im Monoton
des Schnees ein brauner Giebel
hier, ein grau Gemäuer dort.
Hell ein Kinderruf ertönt,
Hufgetrappel auch,
Schellenläuten weht
durch den klirrenden Raum.
Und schwer sich auf
die flirrenden Dinge legt
ein Schatten meines schauenden Traums.
Carl Peter Fröhling
Schweigende Winterwelt -
kaum daß ein Stäubchen fällt
vom schneeschweren Zweig.
Flimmerndes Schneegefild’,
spielenden Lichtes Zauberbild -
ein kristall’nes Märchenreich.
Flüchtender Vogel in froststarrer Höh’.
Knirschende Schritte im tiefen Schnee.
Ruhende Winterwelt.
Kaum daß ein Flöckchen fällt
vom schneeschweren Zweig.
Carl Peter Fröhling
Herbst
Noch sieht man bunte Sommerkleider
Noch sieht man einen Sommerhut
Noch sitzt man bei dem Lagerfeuer
Noch springt man in die Meeresflut
Schon denkt man an die Apfelernte
Schon hält man sich am Ofen warm
Schon bläst der Wind durch Baumesgipfel
Schon zieht der letzte Vogelschwarm
Bald steht ein weißer Mann im Garten
Bald läuft man Schlittschuh auf dem See
Bald ringt man mit des Eises Kräften
Bald wirft man einen Ball aus Schnee
Volkmar Frank
Noch ist Herbst nicht ganz entflohn,
Aber als Knecht Ruprecht schon
Kommt der Winter hergeschritten,
Und alsbald aus Schnees Mitten
Klingt des Schlittenglöckleins Ton.
Und was jüngst noch, fern und nah,
Bunt auf uns herniedersah,
Weiß sind Türme, Dächer, Zweige,
Und das Jahr geht auf die Neige,
Und das schönste Fest ist da.
Tag du der Geburt des Herrn,
Heute bist du uns noch fern,
Aber Tannen, Engel, Fahnen
Lassen uns den Tag schon ahnen,
Und wir sehen schon den Stern.
Theodor Fontane
Mein Herz, glaubt's, ist nicht erkaltet,
Es glüht in ihm so heiß wie je,
Und was ihr drin für Winter haltet,
Ist Schein nur, ist gemalter Schnee.
Doch was in alter Lieb' ich fühle,
Verschließ' ich jetzt in tiefstem Sinn,
Und trag's nicht fürder ins Gewühle
Der ewig kalten Menschen hin.
Ich bin wie Wein, der ausgegoren:
Er schäumt nicht länger hin und her,
Doch was nach außen ging verloren,
Hat er an innrem Feuer mehr.
Theodor Fontane
Spätherbst
Schon mischt sich Rot in der Blätter Grün,
Reseden und Astern sind im Verblühn,
Die Trauben geschnitten, der Hafer gemäht,
Der Herbst ist da, das Jahr wird spät.
Und doch (ob Herbst auch) die Sonne glüht, –
Weg drum mit der Schwermut aus deinem Gemüt!
Banne die Sorge, genieße, was frommt,
Eh' Stille, Schnee und Winter kommt.
Theodor Fontane
Alles still! es tanzt den Reigen
Mondenstrahl in Wald und Flur,
Und darüber thront das Schweigen
Und der Winterhimmel nur.
Alles still! vergeblich lauschet
Man der Krähe heisrem Schrei.
Keiner Fichte Wipfel rauschet,
Und kein Bächlein summt vorbei.
Alles still! die Dorfeshütten
Sind wie Gräber anzusehn,
Die, von Schnee bedeckt, inmitten
Eines weiten Friedhofs stehn.
Alles still! nichts hör ich klopfen
Als mein Herze durch die Nacht -
Heiße Tränen niedertropfen
Auf die kalte...
Theodor Fontane
Noch ist's dem Frühling nicht gelungen,
Dem duftenden, sich uns zu nahn,
Schnee füllt die Schluchten, Niederungen,
Noch rasselt in den Dämmerungen
Das Fuhrwerk auf gefrorner Bahn.
Rot perlt auf hohen Lindenzweigen.
Kaum wärmt der Mittagssonne Hauch.
Ein erstes Gelb die Birken zeigen,
Jedoch die Nachtigallen schweigen
Noch im Johannisbeerenstrauch.
Vom Neugeborenwerden künden
Die Kraniche, die weiterziehen,
Und ihrem Flug folgt, bis sie schwinden,
Die Schöne in den Steppengründen,
Der...
Afanassi Afanassjewitsch Fet
Werde heiter, mein Gemüte,
Und vergiß der Angst und Pein!
Groß ist Gottes Gnad und Güte,
Groß muß auch dein Hoffen sein.
Kommt der helle goldne Morgen
Nicht hervor aus dunkler Nacht?
Lag nicht einst im Schnee verborgen
Dieses Frühlings Blütenpracht?
Durch die Finsternis der Klagen
Bricht der Freude Morgenstern;
Bald wird auch dein Morgen tagen:
Gottes Güt ist nimmer fern.
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Der Pinguin
Emanzipiert, ob Mann ob Weib,
brillieren sie im Frack,
darunter sitzt ein Federkleid,
das glänzt wie weißer Lack.
So geht man - und so taucht man ein
in eisig-kalte Flut,
das Torkeln und das komisch-Sein,
weicht nun dem größten Mut.
Sie gleiten kühn mit Eleganz,
sind schneller als ein Pfeil,
sind eingeölt von Kopf bis Schwanz,
das Meer - ihr Seelenheil.
Ob Eises Wind, ob schwarze Nacht,
ob meterhoher Schnee,
es wird des Fischers Werk vollbracht,
per Frack - in tiefer...
Klaus Ender