Schnee Zitate (Seite 5)
Der Stein
Ein kleines Steinchen rollte munter
Von einem hohen Berg herunter.
Und als es durch den Schnee so rollte,
Ward es viel größer als es wollte.
Da sprach der Stein mit stolzer Miene:
'Jetzt bin ich eine Schneelawine'.
Er riß im Rollen noch ein Haus
Und sieben große Bäume aus.
Dann rollte er ins Meer hinein,
Und dort versank der kleine Stein.
Joachim Ringelnatz
waldgesang
eine mauer aus schwarz
steht der wald in den hängen
die stämme drängen
in die steinkalte nacht
schnee tropft von den zweigen
zu weißem ziel
die moose verharren
in eisigem starren
der wind spielt sein windspiel
zapfenreigen
die eichhörnchenherzen
zittern im traum
sie huschen noch immer
von baum zu baum
eisfarne klingen
neben den rinden
blattharfen singen
vom wiederfinden
des frühlings und beben
an flattrigen zweigen
wurzeln zeigen
ins tiefere leben
alles atmen heißt wald
alle...
Wolfgang J. Reus
So sieht's aus im Leben
Starker Frost und sehr viel Schnee,
es glitzert auch noch Raureif,
vielen tut die Kälte weh,
selbst Gelenke werden streif.
Wilde Tiere leiden Not,
kein Futter ist zu finden,
überall lauert der Tod,
die Lebensgeister schwinden.
Nur der Igel rollt sich ein,
hält Winterschlaf beizeiten,
anders wird es niemals sein,
und keiner wird's bestreiten.
Es ist so, jeder weiß es,
so sieht es aus im Leben,
bei einigen klappt alles,
bei andern geht's daneben.
Horst Rehmann
Wonnemonat Mai
Das Schönste von dem langen Jahr,
ist doch der Wonnemonat Mai,
es werden tausend Träume wahr,
der Mensch fühlt sich so richtig frei.
Vergessen ist die Winterzeit,
die Kälte und der tiefe Schnee,
im Land macht sich die Sonne breit,
man tummelt sich am Badesee.
Es sprießt und wächst das zarte Grün,
der Himmel strahlt im schönsten Blau,
so manches Herz beginnt zu glüh'n,
schon bei der ersten Partnerschau.
Den Namen trägt der Mai zu recht,
das "M" steht da für "Majestätisch",
das...
Horst Rehmann
Weihnachtszeit
Der Herbst verläßt nun bald das Land,
gibt seine Macht dem kalten Winter,
durch Wald und Flur zieh'n Hand in Hand,
Eis und Schnee wie schnelle Sprinter.
Ein Flockenheer schwebt sanft und sacht,
als weißes Kleid zur Erde nieder,
es kündet an die heil'ge Nacht,
von ferne klingen Weihnachtslieder.
In Stadt und Land erleuchten Kerzen,
Lametta ziert die Tannenzweige,
das große Fest bewegt die Herzen,
nur das Jahr senkt sich zur Neige.
Horst Rehmann
Winter
Die Luft singt eine Melodie,
von Sonnenschein und strengem Frost,
im Gleichklang voller Harmonie,
zieht sie durchs Land, von West nach Ost.
Der Wind heult nebenbei im Takt,
ein Pfeifkonzert im schrillsten Ton,
brüllt laut und kalt im vierten Akt,
die warme Jahreszeit davon.
Der Winter zeigt jetzt seine Macht,
mit Schnee bedeckt er Stadt und Land,
bekundet es nun Tag und Nacht,
dass er sie hat, die Oberhand.
Horst Rehmann
Wüßt ich das Lied, das ihn bannt, das ihn zwingt
Wüßt ich das Lied, das ihn bannt, das ihn zwingt,
an mein armes, einsam verloderndes Herz,
das durch alle Fernen hinüberklingt,
durch alle Türen – durch Panzer und Erz.
Das dem einen Mann in die Seele dringt,
dem einzigen, der für mich nur erdacht –,
der einsam wie ich – mit der Sehnsucht ringt,
nach mir die Arme reckt – Nacht für Nacht.
Wo ist das Lied – das ihn zu mir zwingt,
aus der Einsamkeiten ewigem Schnee,
das ihm die Ebenbürtige...
Hermione von Preuschen
Tränen
In den wärmenden Strahlen der Sonne
schmelzen Eis und Schnee des Winters dahin.
Glitzernd hängen ihre Tropfen
verheißungsvoll an den Ästen der Bäume
Meine Hoffnung, meine Träume,
die ich an unsere Beziehung geknüpft hatte,
die ich festhalten wollte –
sie schmelzen dahin!
Deine Eiseskälte, deine Härte –
ich lasse los und nehme Abschied!
Strahlen der Sonne erwärmen mich.
Die Tränen der Trauer werden versiegen,
und neue Wege und Möglichkeiten
werden sich auftun!
Beate Prager
Erste Liebe
Ja
ich weiß es noch
wie wir
uns bei tagweckendem
Hahnenschrei
in den Armen lagen
am Bahnsteig
wo unsere Züge
sich täglich kreuzten
Diese
süßen Minuten
Herzzerreißen
begafft von verschlissenen
Arbeitern mit
verquollenen Augen
Ja
ich weiß es noch
wie wir
zusammenschmolzen
auf der Parkbank
im Winter
über Zäune stiegen
um schamverborgen
im Schnee
unser Bett zu machen
für wenige Sekunden Glückseligkeit
Manfred Poisel
Im Winter
Wiesengrund und Bergeshöh'
Liegen wie begraben,
Auf dem schimmernd weißen Schnee
Tummeln sich die Raben.
Mag die Sonne auch ihr Licht
Fernehin entsenden,
Es erquickt und wärmet nicht,
Kann nur schmerzlich blenden.
Dicht vor meinem Fenster steht
Eine schlanke Linde,
Mit Demanten übersä't
Stöhnet sie im Winde.
An die Scheiben pocht sie leis',
Leis' wie Glöckchen läuten;
Was sie sagen will, ich weiß
Mir es wohl zu deuten.
Arme Linde! Tag und Nacht
Scheinst du mir zu klagen:
»Dürft ich...
Betty Paoli
Frühlingsahnen
Wenn des Winters starrer Traum
Berg und Flur mit Schnee bedecket,
Jeder dürre Zweig am Baum
Jammernd sich gen Himmel strecket:
Kannst du da begreifen, sag'
Wie nach wen'gen Mondesneigen
Der jetzt frosterstarrte Hag
Einen Blüthenflor wird zeigen?
Doch du weißt, der lichte Trost
Naht auf unsichtbaren Wegen
Und im rauhen Winterfrost
Lächelst du dem Lenz entgegen.
Und so kann, so kann auch ich
Nicht begreifen und nicht fassen,
Wie in meiner Seele sich
Noch ein Glück wird ziehen...
Betty Paoli
Wohin ziehst du mich,
Fülle meines Herzens,
Gott des Rausches,
Welche Wälder, welche Klüfte
Durchstreif ich mit fremdem Mut.
Welche Höhlen
Hören in den Sternenkranz
Cäsars ewigen Glanz mich flechten
Und den Göttern ihn zugesellen.
Unerhörte, gewaltige
Keinen sterblichen Lippen entfallene
Dinge will ich sagen.
Wie die glühende Nachtwandlerin,
Die bacchische Jungfrau
Am Hebrus staunt
Und im thrazischen Schnee
Und in Rhodope im Lande der Wilden,
So dünkt mir seltsam und fremd...
Novalis