Schmerz Zitate (Seite 7)
Der Andere
Nirgends vergißt sich so leicht
Der Liebe Lust, der Liebe Schmerz
Wie in den Armen eines andern.
Schwarz war dein Auge, mein Freund,
Schwarz wie die Nacht, wolkenumhüllt.
Blau strahlt das Auge des andern.
Keiner wohl küßte wie du,
Sanft wie ein Hauch am Maientag.
Stürmisch jetzt küßt mich der andre.
Treulos und falsch war dein Herz.
Doch auch dafür find' ich Ersatz,
Denn schon betrügt mich der andre.
Frank Wedekind
Den Schmerz des Verlustes zu spüren,
da man einen Menschen verloren hat,
den man liebt, ist so unendlich schwer.
Das Herz ist voller Traurigkeit und man glaubt,
es geht nicht mehr weiter.
Leer und trostlos ist das Leben geworden.
Man zählt die Sekunden eines jeden Tages und wünscht sich,
daß die Vergangenheit zur Gegenwart wird,
aber nichts passiert.
Leer und trostlos ist das Leben geworden,
weil man einen Menschen verloren hat.
Silke Vossenkaul
Kein Ende
O sprich, warum denn soll ich leben,
Was soll der Finger, der mir droht?
Nichts ist mein Denken, Wollen, Streben,
Und was ich bin, ist eitel Tod.
Die Wonne beut mir ihre Schalen
Und keine Freude spürt mein Herz;
Ich lieg' in tausend heißen Qualen
Und fleh' um einen Tropfen Schmerz.
Ein neues Schwert ist jede Stunde,
Das mich im tiefsten Busen trifft,
Es wird an dem verfluchten Munde
Der Liebe Becher selbst zu Gift.
Nichts ruhet aus. In tollem Schwanken
Wahnsinnig dreht die Welt...
Friedrich Theodor von Vischer
Es weint mein armes Herz,
Wie auf die Stadt es regnet,
Ach, welch ein banger Schmerz
Durchdringt und quält mein Herz?
Wie rauscht so sanft der Regen
Auf Straße und auf Dach.
Mein müdes Herz zu hegen
O, wie singt der Regen!
Es weint ohn' allen Grund
In meinem blut'gen Herzen.
Ward durch Verrat es wund?
Mein Leid ist ohne Grund.
Das ist das schwerste Leiden,
Zu wissen nicht warum.
Da Haß und Lieb' mich meiden
Mein Herz muß so viel leiden.
Paul Verlaine
Letzte Hoffnung
Am Kirchhof steht ein Baum alleine
In seiner jungen Herrlichkeit.
Ihn pflanzt kein hergebrachtes Leid, –
Sanft neigt er sich dem schlichten Steine.
Im Sommer wie im Winter singt
Ein Vöglein auf dem Baum, wie klingt
So zart der Schmerz der treuen Töne.
Der Vogel und der Baum sind wir,
Du das Gedenken, ich die Ferne.
Der einst'gen Tage, mild wie Sterne –
Ach lebt ich noch zu Füssen dir!
Ach leben, leben! Meine Schöne,
Das kalte Nichts besiegte mich,
Doch leb ich dir im...
Paul Verlaine
Herbstlied
In Seufzerlauten
schluchzen die Lauten
des Herbstes her,
verwunden mein Herz
mit dumpfem Schmerz
eintönig, schwer.
So fahl drückt die Runde,
als ob meine Stunde
schlagen will;
ich denke zurück
an verlorenes Glück
und weine still.
Und ich irre blind
im wilden Wind ...
er treibt mich matt
hin und her
wie im Sturmesmeer
ein welkes Blatt.
(übersetzt von Franz Evers)
Paul Verlaine
Nun such ich immer den einen Klang
und find ihn doch nimmer mein Lebenlang.
Ich lausche, ob nicht ein Tönen erwacht,
das meine Lieder unsterblich macht –
ob heimlich nicht schon die Schwingen regt
ein Lied, das alle Herzen bewegt,
das fromm und rein in der Seele erblüht
und dennoch Funken und Flammen sprüht –
ein Lied, das den Schmerz zur Ruhe singt
und doch wie ein Schrei der Sehnsucht klingt!
Nun such ich und such ich mein Lebenlang
immer und ewig den einen Klang …
Leon Vandersee
Komm, o Schmerz, der Ruhe zu entgehen –
ist mein Wunsch!
Gram zu finden, Freuden nicht mehr sehen –
ist mein Wunsch.
Komm, o Liebe, mach mich ganz verworfen –
vor der Welt!
Guter Rat, der Schmerzenlosen Flehen –
ist mein Wunsch.
Komm, o Sehnsucht, bring die Hand des Wunsches
mir zum Saum:
Ohne Kraft, mein Hemd zerreißend, flehen –
ist mein Wunsch.
Komm, o Glück, und richte, mich zu töten, nun ein Fest:
Seinem Blick als Opfer zu vergehen –
ist mein Wunsch.
Komm, o Tod, sei gnädig;
denn ich...
Muhammad Urfi
Kampf ums Leben
Es ist ein Kampf, sagst Du, das ganze Leben
und innerlich hast Du schon aufgegeben.
Deine Gedanken drehen Mühlen gleich,
im Kreise sich, der eng und reich
an Schmerz und Qual.
Doch keine Wahl
bleibt Dir und den Deinen.
Im Reinen
sollst Du gehen.
Nicht alles kann man verstehen.
Nicht alles ist es wert, zu kämpfen.
Doch vieles kann die Schmerzen dämpfen.
Vieles kann uns Hoffnung geben,
in diesem tödlichen Kampf ums Leben.
Und einmal werden wir nicht siegen,
doch es geht um den...
Katja Uhlich
Immer wieder kehrst du Melancholie,
O Sanftmut der einsamen Seele.
Zu Ende glüht ein goldener Tag.
Demutsvoll beugt sich dem Schmerz der Geduldige,
Tönend von Wohllaut und weichem Wahnsinn.
Siehe! es dämmert schon.
Wieder kehrt die Nacht und klagt ein Sterbliches
Und es leidet ein anderes mit.
Schaudernd unter herbstlichen Sternen
Neigt sich jährlich tiefer das Haupt.
Georg Trakl
Ein Winterabend
Wenn der Schnee ans Fenster fällt,
lang die Abendglocke läutet,
vielen ist der Tisch bereitet
und das Haus ist wohlbestellt.
Mancher auf der Wanderschaft
kommt ans Tor auf dunklen Pfaden.
Golden blüht der Baum der Gnaden
aus der Erde kühlem Saft.
Wanderer, tritt still herein;
Schmerz versteinerte die Schwelle.
Da erglänzt in reiner Helle
auf dem Tische Brot und Wein.
Georg Trakl