Schmerz Zitate (Seite 23)
Ja, ich weiß es, diese treue Liebe
Hegt umsonst mein wundes Herz!
Wenn mir nur die kleinste Hoffnung bliebe,
Reich belohnet wär' mein Schmerz!
Aber auch die Hoffnung ist vergebens,
Kenn' ich doch ihr grausam Spiel!
Trotz der Treue meines Strebens
Fliehet ewig mich das Ziel!
Dennoch lieb' ich, dennoch hoff' ich, immer
Ohne Liebe, ohne Hoffnung treu;
Lassen kann ich diese Liebe nimmer!
Mit ihr bricht das Herz entzwei!
Joseph Karl Bernard
Jammervolle Tränen liefen über dein Gesicht,
vom Weinen gerötete Augen sprachen
von Wehmut und Schmerz.
Sanftmütige Tränen liefen über dein Gesicht,
unsicher fragende Augen verrieten
deine Zweifel, deine Sehnsucht.
Deine Tränen zeigten mir
den fühlenden Menschen
hinter deinem Gesicht.
Deine Augen erlaubten mir
den Blick in deine Seele.
Dafür dank ich dir.
Volker Baumunk
An eine, die vorüberging
Der Straßenlärm betäubend zu mir drang.
In großer Trauer, schlank, von Schmerz gestrafft,
Schritt eine Frau vorbei, die mit der Hand gerafft
Den Saum des Kleides hob, der glockig schwang;
Anmutig, wie gemeißelt war das Bein.
Und ich, erstarrt, wie außer mich gebracht,
Vom Himmel ihrer Augen, wo ein Sturm erwacht,
Sog Süße, die betört, und Lust, die tötet, ein.
Ein Blitz … dann Nacht! – Du Schöne, mir verloren,
Durch deren Blick ich jählings neu geboren,
Werd in...
Charles Baudelaire
Gebet
Ertrage du's, laß schneiden dir den Schmerz
scharf durchs Gehirn und wühlen hart durchs Herz –
das ist der Pflug, nach dem der Sämann sät,
daß aus der Erde Wunden Korn entsteht.
Korn, das der armen Seele Hunger stillt –
mit Korn, o Vater, segne mein Gefild:
Reiß deinen Pflug erbarmungslos den Pfad,
doch wirf auch ein in seine Furchen Saat!
Ferdinand Ernst Albert Avenarius
Lerchengesang
Hast du noch einen Ton, du altes Herz,
so spann ihn auf und laß es klingen,
laß deine Liebe, deinen Schmerz
ihr volles Leid den Sternen singen.
Was hoch emporschlug, hallet tief zurück
es hallt in deinem Busen wider,
es weiß kein Lied vom Erdenglück,
von Engelwonnen singt es Lieder.
Empor, du Lerche, zur gestirnten Höh!
Was flatterst du im Erdgewimmel?
Dort klingt ein Echo für dein Weh:
Du bist vom Himmel, suche Himmel.
Ernst Moritz Arndt
Trau nicht zuviel auf fremden Rat,
wie's bei dem eignen dir auch bangt;
denn endlich mußt du doch zur Tat,
die man als deine ganz verlangt.
Leicht trägt die eigene Lust das Herz,
die eigne Lust den eignen Fehl,
doch unverwindlich bleibt der Schmerz,
sahst du mit fremden Augen scheel.
Ernst Moritz Arndt
Der Soldat
Es geht bei gedämpfter Trommeln Klang;
Wie weit noch die Stätte! der Weg wie lang!
O wär' er zur Ruh' und alles vorbei!
Ich glaub', es bricht mir das Herz entzwei!
Ich hab' in der Welt nur ihn geliebt,
Nur ihn, dem jetzt man den Tod doch gibt!
Bei klingendem Spiele wird paradiert,
Dazu, dazu bin auch ich kommandiert.
Nun schaut er auf zum letzten Mal
In Gottes Sonne freudigen Strahl;
Nun binden sie ihm die Augen zu -
Dir schenke Gott die ewige Ruh'!
Es haben dann neun wohl...
Hans Christian Andersen
Hast du noch nie recht bitterlich geweint?
Hast du noch nie recht bitterlich geweint,
Daß glüh'nde Tränen dir hervorgedrungen,
Noch nie mit einem großen Schmerz gerungen,
Noch nie unsäglich elend dich gemeint?
Hat hohe Freude nie dein Herz geschwellt,
Durchbrausten nie dich stolze Jubelklänge,
Daß du fast meintest, deine Brust zerspränge,
Und daß du seist der Seligste der Welt?
Wenn solche Schauer nimmer dich durchbebt,
Hast du die Feuertaufe nicht bekommen,
Des Daseins Strahlenhöhe nicht...
Hermann Ludwig Allmers
Was ist wahre Einsamkeit?
Sind wir einsam, wenn das Leben
Rings von Stille ist umgeben?
Wenn die rege Phantasie
Uns in schaffender Magie
Neu beseelt mit süßem Streben
Bilder der Vergangenheit? –
Ist das wahre Einsamkeit?
Nein, nur das ist Einsamkeit,
Wenn sich Wesen um uns drängen,
Denen nicht in zarten Klängen
Sich vernehmbar macht das Herz,
Oft voll Wonne, oft voll Schmerz –
Die uns das Gemüth verengen
Durch der Langeweile Leid –
Das ist wahre Einsamkeit!
Charlotte von Ahlefeld