Schmerz Zitate (Seite 18)
Seele, die du unergründlich
Tief versenkt, dich ätherwärts
Schwingen möchtest und allstündlich
Dich gehemmt wähnst durch den Schmerz,
An den Taucher, an den stillen,
Denke, der in finstrer See
Fischt nach eines Höhern Willen.
Nur vom Atmen kommt sein Weh.
Ist die Perle erst gefunden
In der öder Wellengruft,
Wird er schnell emporgewunden,
Daß ihn heitre Licht und Luft.
Was sich lange ihm verhehlte,
Wird ihm dann auf einmal klar,
Daß, was ihn im Abgrund quälte,
Eben nur sein Leben war.
Christian Friedrich Hebbel
Die treuen Brüder
Es sind zwei treue Brüder,
Die ziehn in den Streit hinaus,
Noch reden sie hin und wieder,
Da schmettert's den einen danieder,
Der andere sieht's mit Graus.
Der Bruder in seinem Blute
Erregt ihm bitteren Schmerz;
Daß ihn der Tod ereilte,
Bevor er den Kampf noch teilte,
Zerreißt ihm ganz das Herz.
Der Sterbende blickt freundlich
Noch einmal auf zu ihm,
Dann greift er, als wär' er der alte,
Zur Büchse, die noch nicht knallte,
Drückt ab mit Ungestüm.
Nun bricht er wieder...
Christian Friedrich Hebbel
Winterreise
Wie durch so manchen Ort
Bin ich nun schon gekommen,
Und hab’ aus keinem fort
Ein freundlich Bild genommen.
Man prüft am fremden Gast
Den Mantel und den Kragen,
Mit Blicken, welche fast
Die Liebe untersagen.
Der Gruß trägt so die Spur
Gleichgültig-offner Kälte,
Daß ich ihn ungern nur
Mit meinem Dank vergelte.
Und weil sie in der Brust
Mir nicht die Flamme nähren,
So muß sie ohne Lust
Sich in sich selbst verzehren.
Da ruf’ ich aus mit Schmerz,
Indem ich fürbaß wandre:
Man hat nur...
Christian Friedrich Hebbel
Was ist das für ein Frauenbild…
Was ist das für ein Frauenbild
In dürftigen Gewand?
Sie stützt ein Antlitz krank und mild,
In eine weiße Hand.
Sie sieht nach mir, wird rot und bleich,
Lacht gellend auf und weint
Und ist dem Regentropfen gleich,
Drch den die Sonne scheint.
Ach, jetzt versteh' ich ihren Schmerz,
Und er betrübt mich sehr:
Einst liebt ich dich, du armes Herz,
Nun kannt' ich dich nicht mehr.
Doch wer erkennt ein Blumenbeet,
Das ihn im Lenz entzückt,
Wenn zwischen Herbst und Winter...
Christian Friedrich Hebbel
Die junge Mutter
Sie hat ein Kind geboren,
Zu höchster Lust in tiefstem Leid,
Und ist nun ganz verloren
In seine stumme Lieblichkeit.
Es blüht zwei kurze Tage,
So daß sie's eben küssen mag,
Und ohne Laut und Klage
Neigt es sein Haupt am dritten Tag.
Und wie es still erblaßte,
So trägt sie still den heil'gen Schmerz,
Und eh' sie's ganz noch faßte,
Daß es dahin ist, bricht ihr...
Christian Friedrich Hebbel
Friedlich bekämpfen
Nacht sich und Tag:
Wie das zu dämpfen,
Wie das zu lösen vermag.
Der mich bedrückte,
Schläfst du schon, Schmerz?
Was mich beglückte
Sage, was war's doch, mein Herz?
Freude wie Kummer,
Fühl ich, zerrann,
Aber den Schlummer
Führten sie leise heran.
Und im Entschweben,
Immer empor,
Kommt mir das Leben
Ganz wie ein Schlummerlied vor.
Christian Friedrich Hebbel
So nimm denn meine Hände
Und führe mich
Bis an mein selig Ende
Und ewiglich!
Ich mag allein nicht gehen,
Nicht einen Schritt;
Wo du wirst geh'n und stehen,
Da nimm mich mit.
In dein Erbarmen Hülle
Mein schwaches Herz
Und mach es gänzlich stille
In Freud und Schmerz.
Laß ruhn zu deinen Füßen
Dein armes Kind;
Es will die Augen schließen
Und glauben blind.
Wenn ich auch gleich nicht fühle
Von deiner Macht,
Du bringst mich doch zum Ziele,
Auch durch die Nacht.
So nimm denn meine Hände
Und führe...
Julie von Hausmann
Die heilige Liebe
Fern von Gottes Herzen,
Ihrem Heimatland,
Ist die Seele einsam
An die Welt gebannt.
Ein geheimes trauern
Winkt ihr himmelwärts,
Doch ihr fehlt Verständnis
Für den eignen Schmerz.
Bis das Lied des Himmels,
Bis sich niedersenkt
Liebe - und die Sehnsucht
Nach der Heimat lenkt.
Liebe ist die Seele,
Was dem Alpenkind
Der verlornen Berge
Ferne Lieder sind.
Darum ist der Seele,
Einz'ge Ruhefrist,
Wenn sie ruht, wo einzig
Ihre Heimat ist.
Moritz Hartmann
Von allen Herzen auf der Welt
ist keines – keins so reich,
ist keines – keins so liebevoll,
ist keines – keins so weich.
Das Herz der andern wird oft kühl
und zweifelt oder bangt;
des Freundes Herz lähmt Weltgewühl,
es prüfet und verlangt.
Doch ewig treu und ewig fest
bleibt dir das Mutterherz,
bleibt dir, wenn alles dich verläßt,
bleibt dir in Lust Schmerz.
Ludwig Halirsch
Nachtlied
Zur Ruhe ist gegangen
Der Menschen Treiben, Thun;
Sie finden ihr Verlangen, –
Nur mein Herz kann nicht ruhn.
Jetzt erst wird Alles stille,
Die Nacht zieht groß einher,
Mit ihres Friedens Fülle; –
Schlaf, Herz, was willst du mehr.
Zu dir kommt auch der Frieden,
Wenn gleich der Busen schwer;
Er naht sich gern den Müden, –
Schlaf, Herz, was willst du mehr.
Denkst du vergangner Zeiten? –
O, sie sind dir Gewähr,
Daß sie auf schön're deuten. –
Schlaf, Herz, was willst du mehr.
Denkst du...
Ida Gräfin von Hahn-Hahn
Die Tränen
Seid ihr immer da, ihr Tränen,
treu der Freude, treu dem Schmerz.
Heut gelockt von Liebestönen,
Morgen schmelzend Hasses Erz?
Oder muß nur ich so weinen,
weil mein Herz so töricht ist,
daß es um den einzig Einen
Alles Glück der Welt vergißt?
Tränen, die ins Meer versinken,
Also spricht der Sage Mund,
Werden einst als Perlen blinken
Auf dem dunklen Wellengrund.
Gram wird einst sich mild verklären
Über'm finstern Tal der Zeit,
Und so fließt denn meine Zähren,
Fließt...
Ida Gräfin von Hahn-Hahn
Zwei Augen wie Sterne
Die sähen so gerne
Das wonnige Licht,
Und dürfen es nicht;
Die hellen Karfunkeln
Die könnten verdunklen
Das sonnige Licht,
Und dürfen es nicht.
O Liebesverlangen!
In Kerker gefangen,
Sind die Augen so minniglich,
Die Lippen so wonniglich,
Die Worte die milden,
Die Locken so gülden,
Es bricht mir das Herz
Vor Leidmuth und Schmerz.
Ich sehe bis an den Tod
Die Lippen rosinroth
Und sollt ich nimmer genesen,
...
Karoline von Günderode
Die eine Klage
Wer die tiefste aller Wunden
Hat in Geist und Sinn empfunden,
Bittrer Trennung Schmerz;
Wer geliebt, was er verloren,
Lassen muß, was er erkoren,
Das geliebte Herz,
Der versteht in Lust die Tränen
Und der Liebe ewig Sehnen
Eins in Zwei zu sein,
Eins im Andern sich zu finden,
Daß der Zweiheit Grenzen schwinden
Und des Daseins Pein.
Wer so ganz in Herz und Sinnen
Konnt‘ ein Wesen liebgewinnen,
O! den tröstet’s nicht ,
Daß für Freuden, die verloren,
Neue werden neu...
Karoline von Günderode
Der Kuß im Traume
Es hat ein Kuß mir Leben eingehaucht,
Gestillet meines Busens tiefstes Schmachten,
Komm, Dunkelheit! mich traulich zu umnachten,
Daß neue Wonnen meine Lippe saugt.
In Träume war solch Leben eingetaucht,
Drum leb‘ ich, ewig Träume zu betrachten,
Kann aller andern Freuden Glanz verachten,
Weil nur die Nacht so süßen Balsam haucht.
Der Tag ist karg an liebesüßen Wonnen,
Es schmerzt mich seines Lichtes eitles Prangen
Und mich verzehren seiner Sonne Gluten.
Drum birg...
Karoline von Günderode