Schlafen Zitate
Dicker roter Mond
Ach, ich kann ja gar nicht schlafen!
Über dem dunkelgrünen Myrtentor
Thront ein dicker roter Mond. –
Ob es später wohl noch lohnt,
Wenn man auf dem Monde wohnt?
Über dem dunkelgrünen Myrtentor?
Wär's nicht möglich, daß uns drüben
»Längre« Seligkeiten küßten?
Wenn wir das genauer wüßten!
Hier ist alles zu schnell aus.
Jeder lebt in Saus und Braus.
Wem das schließlich nicht gefällt,
Hält die ganze große Welt
Auch bloß für ein Narrenhaus!
Ach, ich kann ja gar nicht...
Paul Scheerbart
Die englischen Fräulein
Die englischen Fräulein gehen
in langen Ketten durch die Stadt,
Zwei und zwei, in ihren schwarzen Mänteln,
wie Morcheln,
Die man aus dem Boden gerissen hat,
Aber im Sommer tragen sie violette
Schärpen um den Leib.
Sie schlafen allein im Bette.
Manche ist so schön.
Man möchte einmal mit ihr schlafen gehn.
Aber sie sind so klein und klein
in ihren schwarzen Kapuzen.
Ich glaube, wenn man sie lieben will,
braucht man ein ganzes Dutzend.
Klabund
Ziehst du, süßestes Gefühl
Ziehst du, süßestes Gefühl
Der Müdigkeit in mein verwundetes Herz,
legst tröstlich deine mildernde Hand
auf mein Leid, auf mein innres Gewühl,
nimmst mich aus meinem Schmerz
in dein fernes heiliges Land.
Deine Hand küß ich in Ergriffenheit,
ich bin so wund, ich will schlafen,
meine Trauer nimmst du im Schlafen, liebe Müdigkeit.
Schon neigen sich ferne Gesichte
ernst geschlossenen Augen,
Die Nacht kommt in ihrem Lichte.
Eugen von Kahler
Nachtlied
Bist du schlafen gangen,
Hast genug gewacht?
Hält dich Traum umfangen?
Liebe, gute Nacht!
Hält der Traum umfangen
Dämmernd, still und sacht,
Deine Rosenwangen?
Süße, gute Nacht!
Lächeln deine Wangen
Mit der Rosen Pracht?
Wie die Sternlein prangen!
Holde, gute Nacht!
Wenn der Sternlein Prangen
Mir durch Tränen lacht,
Weicht von mir das Bangen.
Schwester, gute Nacht!
Weicht von mir das Bangen,
Hab ich ausgeklagt.
Bist du schlafen gangen?
Liebe, gute Nacht!
Louise Hensel
Eingehüllt in graue Wolken,
Schlafen jetzt die großen Götter,
Und ich höre, wie sie schnarchen,
Und wir haben wildes Wetter.
Wildes Wetter! Sturmeswüten
Will das arme Schiff zerschellen -
Ach, wer zügelt diese Winde
Und die herrenlosen Wellen!
Kanns nicht hindern, daß es stürmet,
Daß da dröhnen Mast und Bretter,
Und ich hüll mich in den Mantel,
Um zu schlafen wie die Götter.
Heinrich Heine