Schicksal Zitate (Seite 11)
Halt' aus, und wenn auch Schlag auf Schlag
Das Schicksal dir erteilt,
Vertraue fest, es kommt der Tag,
Der deine Leiden heilt!
Bedenke, wie so manches Herz
Bedrückt von Not Angst;
Verdoppelt fühlest du den Schmerz,
Wenn du in Kleinmut bangst.
So lang' des Menschen flücht'ger Fuß
Den Erdenkreis durcheilt,
Ruft ihm der Schmerz den düstern Gruß,
Wo er auch immer weilt.
Halt' aus und stehe unverzagt,
Wirf kühn den Feind zurück,
Den frischen Mut, der furchtlos wagt,
Ihn krönt allein das Glück.
Agnes Kayser-Langerhanns
Der Eidervogel
Wo der blaugraue Fjord die Küste zersägt,
Der Eidervogel sein Nest aufschlägt.
Er pflückt von der Brust sich den weichen Daun,
Es traulich und warm in den Fels zu baun.
Des Fjordfischers Herz hat für Mitleid nicht Raum;
Er plündert das Nest bis zum letzten Flaum.
Der Vogel, voll trotziger Lebenslust,
Zerrupft sich von neuem die eigene Brust.
Und aber geplündert, er bettet sich doch
Von neuem sein Nest in ein wohlversteckt Loch.
Doch wenn ihn das Schicksal zum dritten mal...
Henrik Ibsen
Im kurzen Abend
Im kurzen Abend. Voll Wind ist die Stunde,
Und die Röte so tief und so winterlich klein.
Unsere Hand, die sich zagend gefunden,
Bald wird sie frieren und einsam sein.
Und die Sterne sich hoch in verblassenden Weiten
Wenige erst, auseinander gerückt.
Unsere Pfade sind dunkel, und Weiden breiten
Ihre Schatten darauf, in Trauer gebückt.
Schilf rauschet uns. Und die Irrwische scheinen,
Die wir ein dunkeles Schicksal erlost.
Behüte dein Herz, dann wird es nicht weinen
Unter dem...
Georg Heym
Nenne nicht das Schicksal grausam,
Nenne seinen Schluß nicht Neid;
Sein Gesetz ist ew'ge Wahrheit,
Seine Güte Götterklarheit,
Seine Macht Notwendigkeit.
Blick umher, o Freund, und siehe
Sorgsam, wie der Weise sieht!
Was vergehen muß, vergehet,
Was bestehen kann, bestehet,
Was geschehen will, geschieht!
Johann Gottfried von Herder
An die Bäume im Winter
Gute Bäume, die ihr die starr entblätterten Arme
Reckt zum Himmel und fleht wieder den Frühling herab!
Ach, ihr müßt noch harren, ihr armen Söhne der Erde,
Manche stürmische Nacht, manchen erstarrenden Tag!
Aber dann kommt wieder die Sonne mit dem grünenden Frühling
Euch; nur kehret auch mir Frühling und Sonne zurück?
Harr geduldig, Herz, und bringt in die Wurzel den Saft dir!
Unvermutet vielleicht treibt ihn das Schicksal empor.
Johann Gottfried von Herder
Die Perle
Die Schnecke muß erst eine Wunde
Empfangen, wenn sie aus ihrem Schoß
In ihres Lebens schönster Stunde
Sich ringen soll die Perle los.
So steigt auch aus dem Dornenschoße
Des bleichen Jammers und der Not
Hervor das Herrliche und Große,
Auf der Bedürftigkeit Gebot.
Laßt uns denn alle mutig stehen,
Wenn uns ein hartes Schicksal naht.
Die Mutter fühlt ja auch erst Wehen,
Eh' sie ein lieblich Kindlein hat.
Christian Friedrich Hebbel
Reue
Hätt' ich nimmermehr es ausgesprochen,
Das eine Wort, das mich so elend macht!
Mir ist, als sei der Zauber nun gebrochen,
Der mich umfing, mit paradies'scher Pracht.
Matt ist dein Kuß, und trüb sind deine Blicke,
Dein Leben kühl und heiß nur meine Reu'.
Das Wort erweckte meines Schicksals Tücke,
Und all mein Glück ist ewig nun vorbei! –
Nina Günther
Wolle keiner mich fragen
Wolle keiner mich fragen,
Warum mein Herz so schlägt.
Ich kann's nicht fassen, nicht sagen,
Was mich bewegt.
Als wie im Träume schwanken
Trunken die Sinne mir;
Alle meine Gedanken
Sind nur bei dir.
Ich hab die Welt vergessen,
Seit ich dein Auge gesehn;
Ich möchte dich an mich pressen
Und still im Kuß vergehn.
Mein Leben möcht' ich lassen
Um ein Lächeln von dir
Und du – ich kann's nicht fassen,
Versagst es mir.
Ist's Schicksal, ist's dein Wille?
Du siehst mich nicht;...
Emanuel Geibel
Hoffnung
Hoffnung schlummert tief im Herzen
Wie im Lilienkelch der Tau
Hoffnung taucht, wie aus den Wolken
Nach dem Sturm des Himmelsblau;
Hoffnung keimt, ein schwaches Hälmchen,
Auch aus nackter Felsenwand;
Hoffnung leuchtet unter Thränen,
Wie im Wasser der Demant
Schon so tausendfach betrogen,
Armes, schwaches Menschenherz,
Immer wendest du dich wieder
Gläubig trauernd himmelwärts.
Wie Arachne unverdrossen,
Täglich neue Netze spannt,
Kreuze auch durch ihre Fäden,
Täglich rauh des Schicksals...
Franz Freiher von Gaudy