Sänger Zitate (Seite 4)
Hielte die Jugend immer Maß
Und verstünden die Philister Spaß,
Geriet' in jedem Jahre der Wein,
Oder tät's Gold vom Himmel schnei'n;
Wären die Weiber durch die Bank
Schön und gefällig und ohne Wank;
Gäb's vor der Wahrheit keine Scheu,
Und keine Torheit und keine Reu;
Könnte man fürder ungeprellt
Über Tag und Herz und Willen schalten,
Wär's in so hochvollkomm'ner Welt
...
Otto Roquette
Es war ein Mann, der wollte / Von seinem Weibe Knaben; / Zu seinem Ärger sollte / Er lauter Mädchen haben. - Als sie das erste brachte, / Ertrug er's noch geduldig; / Als sie's nicht besser machte, / Zeigt er sich schon unhuldig. - Und als sie's tat zum Dritten, / Wollt' er nicht länger leiden, / Was er so lang gelitten, / Und drohte, sich zu scheiden. - Da sprach sie: Für mein Leben / Gäb' ich dir gerne Knaben; / Wir können doch nur geben, / Was wir empfangen haben.
Friedrich Rückert
O schwöre nicht
O schwöre nicht und küsse nur,
Ich glaube keinem Weiberschwur!
Dein Wort ist süß, doch süßer ist
Der Kuß, den ich dir abgeküßt!
Den hab ich, und dran glaub ich auch,
Das Wort ist eitel Dunst und Hauch.
O schwöre, Liebchen, immerfort,
Ich glaube dir aufs bloße Wort!
An deinen Busen sink ich hin,
Und glaube, daß ich selig bin:
Ich glaube, Liebchen, ewiglich,
Und noch viel länger, liebst du mich.
Heinrich Heine
Mein Herz, glaubt's, ist nicht erkaltet,
Es glüht in ihm so heiß wie je,
Und was ihr drin für Winter haltet,
Ist Schein nur, ist gemalter Schnee.
Doch was in alter Lieb' ich fühle,
Verschließ' ich jetzt in tiefstem Sinn,
Und trag's nicht fürder ins Gewühle
Der ewig kalten Menschen hin.
Ich bin wie Wein, der ausgegoren:
Er schäumt nicht länger hin und her,
Doch was nach außen ging verloren,
Hat er an innrem Feuer mehr.
Theodor Fontane
Volkslied
Wenn du nur glauben wollt'st
wie ich so lieb dich hab,
und auch erfassen könnt'st,
daß ich mein Herz dir gab!
Doch nein, erst gab ich's nicht.
du nahmst es mir –
im Sturm, dann ward es dein,
nun lebt's in dir.
Du hast nun zwei beinand
und ich hab keins –
laß mich nicht länger so,
und schenk mir deins.
Luise Baer