Nur Zitate (Seite 323)
Volkslied
Wenn du nur glauben wollt'st
wie ich so lieb dich hab,
und auch erfassen könnt'st,
daß ich mein Herz dir gab!
Doch nein, erst gab ich's nicht.
du nahmst es mir –
im Sturm, dann ward es dein,
nun lebt's in dir.
Du hast nun zwei beinand
und ich hab keins –
laß mich nicht länger so,
und schenk mir deins.
Luise Baer
Der Hahn
Horch, horch!
Der Hahn ist auch schon wach!
So früh, Herr Hahn? Kaum graut der Tag,
da kommt mit stolzen Schritten,
der Hahn einher geschritten.
Und kikriki! Hof ein Hof aus!
Da muss der höchste Ton heraus.
Er kann sich nicht bezwingen,
sein Morgenlied zu singen.
Ja, ja, ich hör es, wackrer Hahn,
du kündest uns den Morgen an
und mahnst uns durch dein Krähen,
fein zeitig aufzustehen.
Du rufst uns zu:
Die Morgenstund, ihr Leute,
die hat Gold im Mund,
steht auf, ihr fleiß´gen...
Jakob Baechtold
Als ich dir sagte,
ich kann und will mich nur an einen Mann
für den Rest meines Lebens binden,
der innerlich und äußerlich frei ist;
hast du geantwortet:
"Heute ist der erste Tag
vom Rest deines Lebens!"
doch du bist weder innerlich
noch äußerlich frei.
Also müßte ich von rechts wegen tot sein.
Rose von der Au
Der Mensch ist bald vergessen
Der Mensch ist bald vergessen,
der Mensch vergißt so bald,
der Mensch hat nichts besessen,
er sterb' jung oder alt.
Der Mensch ist bald vergessen,
nur Gott vergißt uns nicht,
hat unser Herz ermessen,
wenn es in Schmerzen bricht.
Wir steigen im Gebete
zu ihm wie aus dem Tod,
sein Hauch, der uns durchwehte,
tat unserm Herzen not.
Karl Joachim Friedrich Ludwig »Achim« von Arnim
Das Glück, das glatt und schlüpfrig rollt,
tauscht in Sekunden seine Pfade,
ist heute mir, dir morgen hold
und treibt die Narren rund im Rade.
Laß fliehn, was sich nicht halten läßt,
den leichten Schmetterling laß schweben,
und halte dich nur selber fest;
Du hältst das Schicksal und das Leben.
Ernst Moritz Arndt
Frühling
Nun ist die Welt in Rosen erwacht,
Gelöst ist die liebliche Fraue.
In Stücken zerbrach der Stirnreif der Nacht,
Und im Morgen lacht
Der blühende Wald und die Aue.
An die Reise nun geht der rieselnde Quell,
Es schimmert die Näh' und die Ferne.
O Tag, sei du mein Trautgesell
Vielhold und hell,
Dir wollt' ich dienen so gerne.
Auf Lerchenschwingen steigt mein Gesang,
Sich über den Wolken zu wiegen.
Doch was im tiefsten Herzen erklang,
Nie laut sich erschwang,
Das wahr' ich getreu und...
Wilhelm Arent
O Tannenbaum, O Tannenbaum,
Wie treu sind deine Blätter.
Du grünst nicht nur zur Sommerzeit,
Nein auch im Winter wenn es schneit.
O Tannenbaum, O Tannenbaum,
Wie grün sind deine Blätter!
O Tannenbaum, O Tannenbaum,
Du kannst mir sehr gefallen!
Wie oft hat schon zur Winterszeit
Ein Baum von dir mich hoch erfreut!
O Tannenbaum, O Tannenbaum,
Du kannst mir sehr gefallen!
O Tannenbaum, O Tannenbaum,
Dein Kleid will mich was lehren:
Die Hoffnung und Beständigkeit
Gibt Mut und Kraft zu jeder...
Ernst Gebhard Salomon Anschütz
Vorüber
"Hab vieles schon ertragen",
Stöhnt leis' ein Blümelein,
Es warfen rohe Hände
Mich oft mit Sand und Stein.
Auch haben harte Tritte
Mir schmerzhaft Weh gebracht,
Mir oft für lange Zeiten
Gehemmt die Lebenskraft.
Nur du gingst still vorüber
Gemessen deine Bahn,
Und hast mir doch von allen
Am meisten weh getan!
Johanna Ambrosius
Ach, hätt' ich früher dich gesehn
Ach, hätt' ich früher dich gesehn
Und wär's 'ne einz'ge Stund',
Wollt' segnen diesen Augenblick
Noch mit erblaßtem Mund.
Ach, hätt' ich früher dich geliebt,
Du reines Seelenlicht,
Fürwahr, der Engel schönes Los,
Beneidete ich nicht.
Ach, hätt' ich früher dich geliebt,
Und wär's auch nur im Traum,
Hing meiner Hoffnung Blütenkranz
Nicht welk am Lebensbaum.
Johanna Ambrosius
Ich hab' eine glitzernde Perle gekannt,
Mich däuchte sie wunderfein –
Doch als ich sie hielt in meiner Hand,
War's nur ein Kieselstein.
Ich hab‘ eine rote Rose gepflückt,
Zart wie des Lenzes Hauch,
Doch als ich damit meinen Busen geschmückt,
Auch ein Herz, ein Herz wurde mir gesandt,
Ich glaubte es liebend – heiß;
Doch als ich das Herz an meines band,
War's fühllos kalt wie Eis. –
Johanna Ambrosius
Johanna Ambrosius
Was kann er für sie thun?!?
Was kann ich für Dich thun?!?
Ich kann auf dem Spaziergang Deinen Mantel tragen – – –
ich kann Dich, wie Du gestern schliefest, fragen – –.
Ich kann, wenn man Dir widerspricht, mit meinem Blicke sagen:
"Du hast Recht, nur Du!"
Ich kann, wenn Du nicht da bist, bedrückt und kränklich sein – – – –
ich kann vor Glück erbeben, trittst Du ein – –.
Ich kann mein Opernglas Dir leihen im Theater
und Komplimente über seine Tochter machen zu Deinem Vater.
Ich kann Dir süße...
Peter Altenberg
Heidenacht
Wenn trüb das verlöschende letzte Rot
Herschimmert über die Heide,
Wenn sie liegt so still, so schwarz und tot,
so weit du nur schauest, die Heide,
Wenn der Mond steigt auf und mit bleichem Schein,
Erhellt den granitnen Hünenstein,
Und der Nachtwind seufzet und flüstert darein
Auf der Heide, der stillen Heide. –
Das ist die Zeit, dann mußt du gehn
Ganz einsam über die Heide,
Mußt achten still auf des Nachtwinds Wehn
Und des Mondes Licht auf der Heide:
Was nie du vernahmst durch...
Hermann Ludwig Allmers
Unsicherheit
Ich möchte dir was Liebes sagen,
und bin ironisch
oder total sachlich.
...Ich bin unsicher.
Ich möchte dich ganz fest umarmen,
und berühre dich
nur flüchtig.
...Ich bin unsicher.
Ich vermittle das Gefühl,
eine Wolke zu sein,
und läßt du dich fallen,
prallst du auf Stein.
Ich wär so gern die Wolke, aber
...ich bin unsicher.
Kristiane Allert-Wybranietz