Nur Zitate (Seite 278)
Kreta
mit sanften Hügeln
gleich einer Frau
und dein Atem
ist Honig und
beschwerlicher Thymian
dem Fremden ergibst
du dich leicht
doch nichts gleicht
dem Entzücken
wenn du dich ergibst
dem berauschenden Meer
noch ist dein Lachen tief
und verwirrt sich nicht
gleich einer fliehenden Möwe
nur in den Winkeln
du bist wie der Schoß
einer Frau im Tod
der gierigen Augen
Anke Maggauer-Kirsche
So wird es kommen …
So wird es kommen, so kommt es gewiß:
Es naht die Nacht und die Finsternis,
Wir stehen beide am Scheidewege.
Stumm gehen des Herzens schmerzliche Schläge:
"Noch bist du mein! – noch bist du mein!: –
Viel will ich noch sagen und kann es nicht.
Ich streichle nur immer dein liebes Gesicht.
Von meinem Nacken löst du die Hände,
Und ich begreife: das ist das Ende! –
Und rings erblaßt der erste Schein …
Dann küssest du mich zum letztenmal
Und schreitest zurück in dein...
John Henry Mackay
Das Wunderbarste unterm Himmelszelt,
Das Unerforschlichste in dieser Welt,
In dessen Tiefen nie ein Sterblicher geschaut,
Das der nur kennt, der's Wunderwerk gebaut;
Das All im All, das Tröpfchen Blut,
Drin wacht und ruht
Das tiefste Leid, die höchste Lust:
Es ist das Herz in einer Menschenbrust!
Johann Dietrich Lüttringhaus
Seifenblase
Seifenblase – Hoffnungsträger
Fliegt recht hoch hinauf
Wird vom Schicksal fortgetrieben
Nimmt des Windes Lauf
Seifenblase – so zerbrechlich
Stößt an einen Stein
Stirbt ganz leis' und unvermittelt
Und wird nicht mehr sein
Seifenblase ist gewesen
Hat sich wohl verloren
Und im Letzten nur vollendet
Wozu sie geboren
Seifenblase – Wunschgemälde
Darf man nicht zerkratzen
Ist zerbrechlich wie die Liebe...
… Seifenblasen platzen
Thomas S. Lutter
Die Folgen der Ignoranz
Nur gehaßt und stets verleumdet.
Bescheid gewußt, doch ignoriert.
Jetzt zerschlagen und verlassen.
Schicksals Wut zu tief gespürt.
Haupt und Seele kahlgeschoren.
Todgeweiht! Der Wahnsinn spricht.
Untergang heraufbeschworen.
War dir einst so nah, mein Licht!
Gäbe es den Weg zurück, Herr,
würd mein Leben andern weihen.
Niemals wieder aufbegehren
und von Herzen mir verzeihn!
Thomas S. Lutter
Des Mädchens Lied
Schaust du mir so innig
In das Aug' hinein,
Sprichst du, ewig bin ich,
Meine Liebe, dein;
Muß ich dir erscheinen
Als ein töricht Blut;
Laß mich dann nur weinen,
Weinen tut so gut.
Fragst du, welch ein Leiden
Mich zu Tränen zwingt?
Kann's die Harfe meiden,
Daß, berührt, sie klingt?
Wie der Klang erscheinen
Muß, der in ihr ruht, –
Sieh, so muß ich weinen;
Weinen tut so gut.
Otto Ludwig
Guten Abend
Es ist schon dunkel um mich her,
Ich finde keine Herberg' mehr,
Ach, liebes Blümchen, laß mich ein;
Das spricht: Komm, Käfer, nur herein, –
Du sollst mir schön willkommen sein!
Guten Abend.
Dem Vöglein ist im Nest so kalt:
Lieb' Mutter, wir erfrieren bald!
Ach, bist du uns denn gar entfloh'n?
Die spricht: Hier, Kinder, bin ich schon,
Mach' euch ein warmes Bett zum Lohn –
Guten Abend.
Drauf schließt die Blum' ihr Pförtchen klein,
Der Vogel fing die Kleinen ein
Und deckt sie mit den...
Rudolf Löwenstein
Wiesengras
Das Wiesengras ist lang und weich,
Die Sonne flammt und glüht,
Um rote Disteln zittert die Luft,
Die ganze Wiese blüht.
Wie Wachen, stark und scharf bewehrt,
Die Disteln uns umblühn,
Weich ist und lang das Wiesengras
Und deine Lippen glühn.
Deine glühenden Lippen zittern leicht,
Wie Blumenblätter im Wind,
Deine Lippen, die viel roter noch
Wie die roten Blumen sind.
Ich sehe die roten Blumen nicht,
Ich sehe dich nur an
Und küsse deinen roten Mund,
Solange ich küssen kann.
Hermann Löns