Nur Zitate (Seite 159)
Mich ärgern höchlich (gekürzt)
Mich ärgern höchlich alle die Versuche,
Die Welt von Ost in West zurückzudrehen,
Ich möcht' hinwiederum es gerne sehen,
Daß man ihr, West in Ost, zu helfen suche.
Du Narr, du Narr! Wie es im großen Buche
Geschrieben stehet, wird es doch geschehen;
Die Welt wird ihren richt'gen Gang schon gehen,
Dein Zorn gereicht dir einzig nur zum Fluche.
Nur, hör' ich sie, wie sie im Übermut
Einander rühmen: "Ei! Wie gut es geht!"
Zum Henker! Macht es mir doch böses Blut.
Adelbert von Chamisso
Du
Als ich dein Lächeln das erste Mal sah, spürte ich ganz nah, deine Wärme, deine Liebe, und es traf mich tief ins Herz.
Als ich in deine Augen das erste Mal sah, da strahlten sie und leuchteten wie Diamanten.
Ich konnte mich deiner Sinnlichkeit nicht entziehen und wollte nicht mehr zurück in die Dunkelheit, aus der ich kam.
Als das erste Mal deine zarten Hände meinen Körper berührten, da spürte ich die Kraft der Liebe, und ich gab mich voll und ganz dir hin.
Als sich unsere Lippen das...
by SPODO
Strebst du nach des Himmels Freude
Und du weißt's nicht anzufassen,
Sieh nur, was die andern Leute
Mit Vergnügen liegen lassen.
Dicke Steine, altes Eisen
Und mit Sand gefüllte Säcke
Sind den meisten, welche reisen,
Ein entbehrliches Gepäcke.
Laß sie laufen, laß sie rennen;
Nimm, was bleibt, zu deinem Teile.
Nur was sie dir herzlich gönnen,
Dient zu deinem ew'gen Heile.
Wilhelm Busch
Mein kleinster Fehler ist der Neid. –
Aufrichtigkeit, Bescheidenheit,
Dienstfertigkeit und Frömmigkeit,
Obschon es herrlich schöne Gaben,
Die gönn' ich allen, die sie haben.
Nur, wenn ich sehe, daß der Schlechte
Das kriegt, was ich gern selber möchte;
Nur wenn ich leider in der Nähe
So viele böse Menschen sehe,
Und wenn ich dann so oft bemerke,
Wie sie durch sittenlose Werke
Den lasterhaften Leib ergötzen,
Das freilich tut mich tief verletzen.
Sonst, wie gesagt, bin ich...
Wilhelm Busch
Erinnerung
Hier will ich sitzen und ruhen
An diesem lieblichen Ort,
Will schweifen lassen das Auge
In's Weite von Ort zu Ort.
Will stille sitzen und denken
An Alles was ich geliebt,
Will Alles, Alles vergessen,
Was mich verletzt und betrübt.
Und kann ich es denn verbannen,
Woran ich nicht denken will?
Wie bleibt es beim frohen Erinnern
Im Herzen so öd' und so still!
Es sind so innig verbunden
In mir die Freuden und Weh'n,
Daß nur vereint sie entschlummern,
Vereinigt nur aufersteh'n!
Luise Büchner
Lieb und Leid im leichten Leben
Sich erheben, abwärts schweben,
Alles will das Herz umfangen,
Nur Verlangen, nie erlangen.
In dem Spiegel all ihr Bilder
Blicket milder, blicket wilder
Jugend kann doch nichts versäumen
Fort zu träumen, fort zu schäumen.
Frühling soll mit süßen Blicken
Sie entzücken und berücken,
Sommer mich mit Frucht und Myrthen,
Reich bewirten, froh umgürten.
Herbst du sollst mich Haushalt lehren,
Zu entbehren, zu begehren,
Und du Winter lehr mich sterben
Mich verderben,...
Clemens Brentano
Die Klage, sie wecket…
Die Klage, sie wecket
Den Toten nicht auf,
Die Liebe nur decket
Den Vorhang dir auf.
Man liebt und was immer
Das Leben belebt,
Mit fassenden Sinnen
Die Augen erhebt.
Das zarte Umfassen,
Es löst sich so bald,
Die Augen erblassen
Es stirbt die Gestalt.
Die Liebe, sie schicket
Die Klage ihr nach
Die Liebe, sie blicket
Den Toten bald wach.
Die Klage, sie wecket
Die Toten nicht auf,
Die Liebe nur decket
Das Leben dir auf.
Clemens Brentano
Im Namen Jesu
Ich möchte gern was schreiben,
Das ewig könnte bleiben;
Denn alles andere Treiben
Will nur die Zeit vertreiben.
Ich möchte gern was lieben,
Das ewig ist geblieben;
Denn in den andern Trieben
Wird nur die Lieb vertrieben.
Ich möchte gern mein Leben
Zu Ewigem erheben;
Denn alles andere Streben
Ist in den Tod gegeben.
Drum schreib ich einen Namen,
Drum lieb ich einen Namen
Und leb in einem Namen,
Der Jesus heißt – sprich Amen.
Clemens Brentano
Die Erde war gestorben
Ich lebte ganz allein,
Die Sonne war verdorben,
Zwei Augen gaben Schein.
Da bot sie mir zu trinken
Und blickte mich nicht an,
Sie ließ die Augen sinken,
Es war um mich getan.
Reg' Frühling nur die Schwingen
Sehn' nur, du Erde, dich,
Ich kann nichts anders singen,
Als, Jesus schau auf mich.
Clemens Brentano
Alles in dir
Du lehrest mich die Lieder singen,
Du hauchest den Gesang mir ein,
Du leihst der Seele höhre Schwingen;
Wer giebt mir Lieder? du allein.
In dir empfind' ich nur das Leben,
Du rufst die Seele aus dem Nichts,
Du giebst mir Glauben, giebst mir Streben,
Trägst mich hinauf in's Reich des Lichts.
O sage mir, mein hoher Meister,
Was ich dir opfernd weihen mag!
Im unermessnen Reich der Geister
Zieht dir, nur dir mein Wesen nach.
Befiehl, ich gehe in's Verderben,
In Nacht und Graus und...
Helene Branco, Pseudonym Dilia Helena
Einmal nur so von Entzücken,
So von dunklem Gram erfüllt
Über deine Hand mich bücken,
Und mein Sehnen wär' gestillt.
Einmal traulich bei dir säumen,
Glückesstill dir lächeln zu,
Selig dir am Herzen träumen
Eines Augenblickes Ruh'!
Einmal nur es glaubend fassen,
Daß dein Lieben nimmer ruht,
Daß dir nimmer werd' erblassen
Meines Bildes Farbenglut.
Einmal in dein Auge sinken
Thränenheiß mein Blick hinein –
Dann hinweg! wo Sterne winken,
Schlumm're meine Seele ein!
Helene Branco, Pseudonym Dilia Helena
Die Sehnsucht
Wo sie nur wohnt? Ach, immer im Süßen,
Über den Bergen, im andern Tal,
Wo der Sterne goldener Strahl
Aufsteigt und hinstirbt in zitterndem Grüßen.
Was sie nur tut? An verborgenen Fäden
Zieht sie dein Herz in ein Zaubergefield,
Aufwärts, zu Firnglanz und Wolkengebild,
Höherhin, weiter, in Traumwelt und Eden.
Trifft dich das Los, daß ihr Faden zerreißet,
Stehst du traurig und schaust umher,
Findest die Welt und dich selber leer
Und fühlst tiefer, was Mensch sein heißet.
Jakob Boßhart