Nur Zitate (Seite 154)
Manchmal erklingen hör' ich's leise
So wild im Sturm die Lebensreise
Hinflutet sonder Ruh' und Rast,
Manchmal erklingen hör' ich's leise:
Du hast mich nie im Ernst gehaßt.
Die Menschen nur so klug und weise,
Sie löschen gern, was heilig brennt.
Manchmal erklingen hör' ich's leise:
Wir sind von Fremden nur getrennt.
Und trägt ein Traum im Strahlengleise
Die Seele hoch, von Gram betrübt,
Manchmal erklingen hör' ich's leise:
Du hast mich dennoch still geliebt.
Julius Waldemar Grosse
So wild im Sturm die Lebensreise
Hinflutet sonder Ruh' und Rast,
Manchmal erklingen hör' ich's leise:
Du hast mich nie im Ernst gehaßt.
Die Menschen nur so klug und weise,
Sie löschen gern, was heilig brennt.
Manchmal erklingen hör' ich's leise:
Wir sind von Fremden nur getrennt.
Und trägt ein Traum im Strahlengleise
Die Seele hoch, vom Gram betrübt,
Manchmal erklingen hör' ich's leise:
Du hast mich dennoch still geliebt.
Ferdinand Groß
In der Fremde
Schon bin ich müd zu reisen,
Wär's doch damit am Rand,
Vor Hören und vor Sehen
Vergeht mir der Verstand.
So willst Du denn nach Hause?
O nein! Nur nicht nach Haus!
Dort stirbt des Lebens Leben
Im Einerlei mir aus.
Wo also willst Du weilen?
Wo findest Du die Statt?
O Mensch, der nur zwei Fremden
Und keine Heimat hat.
Franz Grillparzer
Schweigen
Als ich noch jung war,
Liebt' ich zu klagen,
All, was dem Herzen leid,
Vielen zu sagen.
Nun, da ich älter,
Hehl' ich die Pein,
Schließe den Kummer
Im Innersten ein.
Denn ich erfuhr es:
Kalt ist die Welt,
Und nur der Anteil
Lindert, was quält.
Sowie das Vöglein,
Jedermann kennt's,
Das seine Liebe
Flötet im Lenz,
Aber vorüber
Rosen und Brut,
Lautlos in Zweigen
Fürder nun ruht.
So meine Muse,
Also mein Herz;
War doch ihr Lied nur
Sehnsucht und Schmerz.
Franz Grillparzer
Geschmeidig, aber fest
Geschmeidig sei und zeitig lern' dich fügen
Der Sphäre, die dich als Beruf umgibt!
Der Störrige stößt sich an hundert Ecken
Und prallt zurück, statt daß er vorwärts geht.
Die Menschen liebe! – sie sind deinesgleichen –
Nur Liebe fesselt sie an dich – nicht Starrsinn.
Die Bäume, die sich biegen, bricht der Sturm nicht,
Und schweigt er, steh'n sie aufrecht wie zuvor;
Doch fügst du dich, bleib in der Wurzel fest,
Und halt im Boden, dem du angestammt!
Nachgiebig, aber stark...
Franz Graf Pocci
Frech und froh
Mit Mädchen sich vertragen,
Mit Männern 'rumgeschlagen,
Und mehr Kredit als Geld:
So kommt man durch die Welt.
Mit Vielen läßt sich schmausen,
Mit Wenig läßt sich hausen;
Das Wenig Vieles sein,
Schafft nur die Lust herbei.
Will sie sich nicht bequemen,
So müßt ihr's eben nehmen.
Will einer nicht vom Ort,
So jagt ihn grade fort.
Laßt Alle nur mißgönnen,
Was sie nicht nehmen können,
Und seid von Herzen froh!
Das ist das A und O.
So fahret fort zu dichten,
Euch nach der Welt zu...
Johann Wolfgang von Goethe
Natur und Kunst, sie scheinen sich zu fliehen
Und haben sich, eh man es denkt, gefunden;
Der Widerwille ist auch mir verschwunden,
Und beide scheinen gleich mich anzuziehen.
Es gilt wohl nur ein redliches Bemühen!
Und wenn wir erst in abgemeßnen Stunden
Mit Geist und Fleiß uns an die Kunst gebunden,
Mag frei Natur im Herzen wieder glühen.
So ists mit aller Bildung auch beschaffen:
Vergebens werden ungebundne Geister
Nach der Vollendung reiner Höhe streben.
Wer Großes will, muß sich...
Johann Wolfgang von Goethe
Künstlers Abendlied
Ach, daß die innre Schöpfungskraft
Durch meinen Sinn erschölle!
Daß eine Bildung voller Saft
Aus meinen Fingern quölle!
Ich zittre nur, ich stottre nur,
Und kann es doch nicht lassen;
Ich fühl, ich kenne dich, Natur,
Und so muß ich dich fassen.
Bedenk ich dann, wie manches Jahr
Sich schon mein Sinn erschließet,
Wie er, wo dürre Heide war,
Nun Freudenquell genießet;
Wie sehn ich mich, Natur, nach dir,
Dich treu und lieb zu fühlen!
Ein lustger Springbrunn wirst du mir
Aus...
Johann Wolfgang von Goethe
Und wer franzet oder britet,
Italienert oder teutschet,
Einer will nur wie der andre,
Was die Eigenliebe heischet.
Denn es ist kein Anerkennen,
Weder vieler noch des einen,
Wenn es nicht am Tage fördert,
Wo man selbst was möchte scheinen.
Morgen habe denn das Rechte
Seine Freunde wohlgesinnet,
Wenn nur heute noch das Schlechte
Vollen Platz und Gunst gewinnet.
...
Johann Wolfgang von Goethe
Geheimnis
Über meines Liebchens Äugeln
Stehn verwundert alle Leute;
Ich, der Wissende, dagegen
Weiß recht gut, was das bedeute.
Denn es heißt: ich liebe diesen
Und nicht etwa den und jenen.
Lasset nur, ihr guten Leute,
Euer Wundern, euer Sehnen!
Ja, mit ungeheuren Mächten
Blicket sie wohl in die Runde;
Doch sie sucht nur zu verkünden
Ihm die nächste süße Stunde.
Johann Wolfgang von Goethe
Wahrhaftes Leben
"Wie man nur so leben mag?
Du machst dir gar keinen guten Tag"!
Ein guter Abend kommt heran,
wenn ich den ganzen Tag getan.
Wenn man mich da und dorthin zerrt,
und wo ich nichts vermag,
bin ich von mir selbst nur abgesperrt,
da hab' ich keinen Tag.
Tut sich nun auf, was man bedarf,
und was ich wohl vermag,
da greif ich ein, es geht so scharf,
da hab' ich meinen Tag!
Ich scheine mir an keinem Ort,
auch Zeit ist keine Zeit,
ein geistreich-aufgeschloss'nes Wort
wirkt auf die...
Johann Wolfgang von Goethe
Meine Ruh ist hin,
mein Herz ist schwer.
Ich finde sie nimmer
und nimmermehr.
Mein armer Kopf ist mir verrückt.
Mein armer Sinn ist mir zerstückt.
Nach ihm nur schau ich zum Fenster hinaus,
nach ihm nur geh ich aus dem Haus.
Sein hoher Gang, seine edle Gestalt,
seines Mundes Lächeln, seiner Augen Gewalt.
Und seiner Rede Zauberfluß,
sein Händedruck, und ach, sein Kuß!
Meine Ruh ist hin,
mein Herz ist schwer.
Ich finde sie nimmer
und nimmermehr.
Mein Busen drängt sich nach ihm hin,
Ach dürft...
Johann Wolfgang von Goethe
Selige Sehnsucht
Sagt es niemand, nur den Weisen,
Weil die Menge gleich verhöhnet,
Das Lebend'ge will ich preisen
Das nach Flammentod sich sehnet.
In der Liebesnächte Kühlung,
Die dich zeugte, wo du zeugtest,
Überfällt dich fremde Fühlung
Wenn die stille Kerze leuchtet.
Nicht mehr bleibest du umfangen
In der Finsternis Beschattung,
Und dich reißet neu Verlangen
Auf zu höherer Begattung.
Keine Ferne macht dich schwierig,
Kommst geflogen und gebannt,
Und zuletzt, des Lichts begierig,
Bist du...
Johann Wolfgang von Goethe
Mignon
Nur wer die Sehnsucht kennt,
Weiß was ich leide!
Allein und abgetrennt
Von aller Freude,
Seh ich ans Firmament nach jener Seite.
Ach! Der mich liebt und kennt,
Ist in der Weite.
Es schwindelt mir, es brennt
Mein Eingeweide
Nur wer die Sehnsucht kennt
Weiß was ich leide!
Johann Wolfgang von Goethe