Nichte Zitate (Seite 276)
Verletzt
Du hast mich verletzt, doch mein Herz zerbrechen wirst du nicht
Ich halte es fest in meinen Händen und ins Licht
Die Sonne wärmt mein Herz
Und irgendwann vergeht der Schmerz
und die Sonne sich funkeln in den Facetten der Liebe bricht
Vielleicht wirst du ja eines Tages verletzt und dein Herz zerbricht
Doch keiner hält es in den Händen und du siehst Dunkel statt Licht
Und die Sonne wärmt nicht dein Herz
Und ewig fühlst dann du den Schmerz
doch das wünsche ich dir nicht
Rose von der Au
Dauer der Liebe
Er: Du hast geliebt! O, leugne nicht!
Ganz sicher bin ich dessen.
Sie: Ich hätt' geliebt? Besinn' mich nicht,
Und wenn, ich hab's vergessen.
Er: So hältst du Treu', so haltst du Lieb'?
Vergißt, wer dachte deiner?
Sie: Mein Freund! Er ging, doch wenn er blieb,
Gedächt' ich heut noch seiner.
Er: Wenn du so schnell Vergessen treibst,
Wer wird mit dir es wagen?
Sie: Je nun, mein Freund, solang du bleibst,
Hast du nicht Grund zu klagen.
Es schärft die Zeit der Lieb' Gewalt,
Man...
Ludwig Anzengruber
Hast du noch nie recht bitterlich geweint?
Hast du noch nie recht bitterlich geweint,
Daß glüh'nde Tränen dir hervorgedrungen,
Noch nie mit einem großen Schmerz gerungen,
Noch nie unsäglich elend dich gemeint?
Hat hohe Freude nie dein Herz geschwellt,
Durchbrausten nie dich stolze Jubelklänge,
Daß du fast meintest, deine Brust zerspränge,
Und daß du seist der Seligste der Welt?
Wenn solche Schauer nimmer dich durchbebt,
Hast du die Feuertaufe nicht bekommen,
Des Daseins Strahlenhöhe nicht...
Hermann Ludwig Allmers
Unbelastet und gesund kam ich zur Welt.
Ich wußte damals noch nicht,
daß dieser Zustand nicht lange hält
und schaute zu tief ins künstliche Licht,
das uns heute alle blendet.
Und damit war meine Karriere
als Mensch vorläufig beendet.
Ich hatte zu Unrecht jenen getraut,
die das künstliche Licht gebaut.
Heute suche ich echtes Licht,
das uns warm zusammenhält
und uns allen leuchtet
für eine menschliche Welt.
Gefunden hab ich's noch nicht –
doch manchmal schon gesehen.
Kristiane Allert-Wybranietz
Sich selbst im Weg
Es gibt Stunden, Tage,
da stehst du dir
selbst im Weg
wie eine Schranke.
Doch du gehst nicht
beiseite,
nicht einen Schritt,
um dich durchzulassen.
weil du nicht siehst,
daß du selbst
die Schranke bist,
die dir Einhalt gebietet.
Zu häufig suchen wir
woanders
nach den
Wegversperrern.
Kristiane Allert-Wybranietz
Verständigung
Wir sitzen in der Runde
und tischen unsere Worte auf.
Der eine mag nichts Fettes.
Der andere schlingt alles in sich hinein,
ohne zu schmecken.
Ein dritter kann nichts Hartes beißen.
Ein anderer wieder achtet auf
kalorienarme Kost.
Da brauche ich mich nicht zu wundern,
wenn ich mißverstanden werde.
Kristiane Allert-Wybranietz
Entdornte Rosen werden heute längst gezüchtet.
Sie sind nicht natürlich, aber bequem: Sie stechen nicht.
Du hast mir meine Fehler und Schwächen – aus deiner Sicht –
aufgezählt und gewünscht daß ich sie ändere.
So kam unser Abschied – zwangsläufig –
denn deine Rose ohne Dornen wollte ich nicht sein.
Kristiane Allert-Wybranietz
Oh Gott, so frage ich dich,
auch wenn ich weiß, ganz innerlich,
Dich gab es wohl nie, und wird es nie geben.
Mit dieser Erkenntnis ist es schwer zu leben.
Und dennoch frag' ich, denn ich weiß ja nicht.
Welch Gott bist du? Ein blinder vielleicht?
Wenn ich doch nur könnte sehen in dein Gesicht.
Siehst du denn nicht, all dieses Leid?
Wie kann es sein, so frag' ich erneut,
dass die halbe Menschheit geprägt ist von Leid,
während sich die andere über zu viel Nahrung freut.
Und auf der anderen Seite...
Nargis Ahadi
Wegbeschreibung
Geht die Strasse nicht mehr weiter
mündet sie in einen Weg
dieser führt zu einer Leiter
über einen Bach als Steg
Ist die Leiter schon verrottet
trägt sie deine Last nicht mehr
wenn dein Inneres nun spottet
setze sprunghaft dich zur Wehr
Drüben bist du nicht gestrandet
sondern fühlst dich wie ein King
selbstbewußt am Ziel gelandet
machst du fortan nun dein Ding
Almut Adler
Es hat nie Buddhas gegeben, und heilige Leben existieren nicht. Bodhidharma kam nicht in den Osten, und er übermittelte keine Geheimlehre ohne Worte. Weltlich Gesinnte verstehen das nicht und suchen die Wahrheit außerhalb ihrer selbst. Was sie so verzweifelt suchen, liegt direkt zu ihren Füssen - welche Ironie.
Yüan Wu
Wir sollen unsere Mitmenschen billig, nicht bloß gerecht behandeln. Der Ungerechte ist immer zugleich unbillig. Die Aufgabe des Rechtswillens ist es aber, die ihn unterworfenen Rechtssubjekte gerecht, nicht billig zu behandeln. Wer Gerechtigkeit zu üben berufen ist, soll sich daher nicht von bloßer Billigkeit leiten lassen.
Wilhelm Max Wundt