Nichte Zitate (Seite 275)
Rätsel
Es kostet nichts und bringt viel ein.
Es bereichert den Empfänger,
ohne den Geber ärmer zu machen.
Es ist kurz wie ein Blitz,
aber die Erinnerung daran ist oft unvergänglich.
Keiner ist so reich, daß er darauf verzichten könnte,
keiner so arm, daß er es sich nicht leisten könnte.
Es bedeutet für den Müden Erholung,
für den Mutlosen Ermunterung,
für den Traurigen Aufheiterung
und es ist das beste Mittel gegen Ärger.
Man kann es weder kaufen,
noch erbitten,
noch...
Phil Bosmans
Gott, dein Wille geschieht nicht,
wenn die Erdkruste sich reibt; zerbricht
und vielfachen Tod bringt,
er geschieht nicht, wenn Viren
blühende Körper von innen, zerfressen,
dein Wille geschieht nicht,
wenn Menschen den Eigennutz
zum obersten Prinzip erklären.
Ach, geschähe dein Wille!
Thomas Bornhauser
Das Mädchen von dreizehn
Jung bin ich und unerfahren,
Wie man fangen und bewahren
Und der losen Ränke voll
Weilen nun, dann fliehen soll.
Noch kann ich mich nicht verstellen,
Weiß mit Blicken trüben hellen
Nicht zu spielen; nur der Lust
Schlägt die unentweihte Brust.
Will von euch mich keiner nehmen,
Weil ich gut noch bin und schämen
Des Verrathes noch mich kann?
Sieht mich Arme keiner an?
Wartet ja nicht, bis zu lügen
Ich gelernet und zu trügen!
Für den ersten möcht' ich stehn,
Andre könnt'...
Heinrich Christian Boie
Es sucht der echte Weise,
Daß er das Rechte finde:
Jung wird er nicht zum Greise,
Alt wird er nicht zum Kinde!
Der Winter treibt keine Blüte,
Der Sommer treibt kein Eis –
Was früh dein Herz durchglühte,
Das ziemt dir nicht als Greis!
Jung sich enthaltsam preisen,
Alt toll von Sinnen sein,
Wird nie des wahren Weisen
Rat und Beginnen sein!
Friedrich Martin von Bodenstedt
Wenn Du es willst
Wenn Du es willst,
erzähle mir von Dir.
Ich hör Dir zu.
Und wenn Du willst,
lass uns ein Stückchen Weg
gemeinsam gehen.
Wenn Du es möchtest,
lege Dich in meinem Arm
zur Ruh.
Und wenn Du einmal
nicht mehr reden magst,
dann
schweig Dich bei mir aus.
Ich werde es verstehen
und hör auch
in der Stille zu.
Wenn Du es willst,
dann schenke ich Dir mehr
als einen Tag
und eine Nacht.
Und wenn Du
irgendwann
mal nicht mehr bleiben kannst,
mach ich den Abschied
Dir nicht...
Bernhardt Bless
Man kann sich keinen Reim drauf machen,
heißt, man versteht nichts von den Sachen.
Sagt man jedoch, es sei ein wahres Gedicht,
dann findet man's Spitze, oder nicht?
Doch wenn ich moderne Gedichte sehe,
ich gerne an die Decke gehe…
Es reimt nichts mehr, es dichtet nur,
statt ein Gedicht, nur Wortmixtur.
Erhard Blanck
Müde
Ich schließ die Thüre hinter mir,
Will ohne Gäste sein;
Ich hab mich selbst verlassen,
Drum bin ich so allein.
Ich mache alle Läden zu,
Was soll mir Tag und Licht.
Das Feuer ist verglommen,
Die Sonne brauch ich nicht.
Ich fühle gar kein Leben mehr;
Die Liebe ist vorbei.
Ich kann nicht einmal weinen,
Aus mir ringt sich kein Schrei.
Ich habe keinen Gott und Freund
Und bin so sinnenleer,
Daß, wenn das Glück jetzt käme,
Ich fühlte es nicht mehr.
Ich schließ die Thüre hinter mir,
Bin nur für...
Otto Julius Bierbaum
Anti-Schlaflied
Schlaf, Kindchen schlaf –
nicht soviel, sei brav!
Sonst verschläfst du noch das Leben,
mußt dem Vaterland was geben:
Steuern, Wehrkraft, Wählerstimmen.
Wer es nicht macht, zählt zu den Schlimmen.
Auch bedenke bei der Rente,
Brave denken an das Ende!
Schlaf, Kindchen schlaf –
nicht soviel, sei brav!
Erhard Horst Bellermann
Wir werden uns nicht wiedersehn
Wir werden uns wohl niemals wiedersehn,
Denn ungleich sind die Launen und die Stunden,
Und deine Gegenwart ist mit Gefahr verbunden.
Drum werd' ich weislich dir stets aus dem Wege gehen.
Scheint diese Furchtsamkeit dir etwas übertrieben?
O! so bedenke nur:
Wer könnte Kaltsinn üben,
Wo Schönheit und Natur
Uns nöthigen zu lieben?
Nun denn! die kleinste Lust, dich flüchtig nur zu sehn,
Versag' ich mir, die Welt könnt's zum Verbrechen machen.
Wenn auch Verleumdung...
Gabriele von Baumberg
Angeführt
Daß sie mich betrogen
Und mir vorgezogen
Einen Andern, ist nichts neues mehr.
Hätt's vergeben können,
Sie dem Andern gönnen,
Wenn's nur nicht ein solcher Trottel wär'.
Meinen Wanderstecken
Hol' ich aus der Ecken,
Und mein Riemenschuh ist bald geschnürt.
Leichtes Bündel trag' ich,
Aus dem Sinn mir schlag' ich,
Die mich an der Nase hat geführt.
Klageweib vorm Spittel
Saß im grauen Kittel.
Einen Heller ich der Alten gab.
»Treulos ward die Meine:
Klage du und weine,
Weil ich selbst...
Rudolf Baumbach
Guter Rat
Daß dir die Lieb versagt dein Schatz,
Ist weder schön noch recht,
Doch schimpf' nicht wie im Rohr der Spatz
Darum aufs ganze Geschlecht.
Und spring auch nicht in einen See
Vor lauter Gram und Pein.
Viel besser ist für Liebesweh
Als schnödes Wasser der Wein.
Geschwind die Kanne herab vom Brett!
Schau, golden rinnt's vom Spund.
Dein Leid ist tiefer nicht, ich wett',
Als deines Bechers Grund.
Rudolf Baumbach
Wohin
Wo sind sie hin, die Träume meiner Jugend?
Wer schloß die Tür zu meiner Kinderzeit?
Ich stehe hier jetzt, mich das fragend,
Doch keiner mir die Antwort reicht.
Die, die es wissen, gibt's nicht mehr.
Und die, die sprechen, hört man nicht.
Enttäuschung macht das Herz mir schwer.
Wer hilft, wenn meine Seele bricht?
Nur manchmal, zwischen Traum und Wachen,
Wenn Morgenwind die Nacht verweht,
Hör ich von fern ein Kinderlachen
Und hoff', es ist noch nicht zu spät.
Margot S. Baumann
Nacht
Die Nacht senkt ihre weichen Arme,
Über die Welt und sendet Ruh.
Schließt eure Augen, habt Erbarmen.
Die Dunkelheit deckt alles zu.
Für kurze Zeit, wir finden Frieden.
Der Schlaf lockt mit Vergessenheit.
Geschichten, die wir heut‘ geschrieben.
Sind nicht für alle Ewigkeit.
Nur kurz wir auf der Erde weilen
Nicht immer bleibt etwas zurück.
Manch‘ Wunde wird nie wieder heilen.
Nicht alle finden etwas Glück.
Viel Leid manch einer hat gesehen.
Die Unschuld uns schon früh geraubt.
Der Geist,...
Margot S. Baumann