Nichte Zitate (Seite 247)
Wenn Gottes Geist in dir wohnt, so verdrängt er nicht deinen Geist – fürchte dich nicht. Jeder leistet von dem, was er hat. Der eine hat Geld, er gebe den Armen, ein anderer hat die Gabe des Rates, er sei den Nächsten ein guter Führer. Schwerlich läßt sich jemand finden, der nichts hat, womit er andern helfen könnte. Das letzte, nicht geringste, liegt im Spruch des Apostels: "Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen."
Augustinus Aurelius
Männer sind seltsame Geschöpfe, sie beschweren sich, daß Frau sie nicht liebt, doch bietet eine Frau ihnen ihre Liebe an, wollen sie sie nicht. Aber vielleicht sollten wir Frauen uns nicht über die Männer beschweren, sondern über die Mütter, die sie nicht gelehrt haben, was lieben heißt. Wir beschweren uns über Männer, die uns als Sexobjekte betrachten, dabei sollten wir uns über ihre Mütter beschweren, die sich von ihren Männern zu Sexobjekte machen ließen.
Rose von der Au
Einen geistigeren und innigeren Bestandteil als die Sprache hat ein Volk nicht. Will ein Volk also nicht verlieren, wodurch es Volk ist, will es seine Art mit allen Eigentümlichkeiten bewahren, so hat es auf nichts mehr zu achten, als daß ihm seine Sprache nicht verdorben und zerstört werde.
Ernst Moritz Arndt
Weiß ich auch nicht, vielleicht leben wir tatsächlich in einer Toynbee'schen Zwischenzeit, in der es alte Werte nicht mehr gibt und neue noch nicht sichtbar gefestigt sind. Vielleicht sind wir noch immer nicht fähig, die jenseits von Krieg oder großer Not entstandene Freiheit positiv zu nutzen. In Zeiten von Not gibt es oft einen starken erzwungenen Konsens. Der ist nun zusehends einer kollektiven Dissonanz und Beliebigkeit gewichen. Dennoch wünscht sich deshalb keiner den Krieg zurück. (Auf...
Gerhard Weis
Enthusiasmus kann in nichts dem Fanatismus verglichen werden, kann auch nicht in seine Irrungen verfallen. Enthusiasmus ist duldsam, nicht aus Gleichgültigkeit, sondern weil er uns den Wert und die Schönheit der Dinge spüren macht. Vernunft ersetzt nicht das Glück, das sie uns nimmt; Enthusiasmus dagegen findet in der Träumerei seines Herzens und in der Weite seiner Gedanken alles das, was Fanatismus und Leidenschaft an nur eine Idee oder nur einen Gegenstand hängen.
Baronin Germaine-Anne-Louise von Staël-Holstein
Manch ein schwer Problem hab' ich / Prüfend in dem Katerherzen / Schon erwogen und ergründet. / Aber eins bleibt ungelöst mir, / Ungelöst und unbegriffen: Warum küssen sich die Menschen? / 's ist nicht Haß, sie beißen sich nicht, / Hunger nicht, sie fressen sich nicht, / Es kann auch kein zwecklos blinder Unverstand sein, / Denn sie sind sonst klug und selbstbewußt im Handeln, / Warum also, frag' umsonst ich: / Warum küssen sich die Menschen? / Warum meistens nur die jüngeren? / Warum diese...
Joseph Victor von Scheffel