Natur Zitate (Seite 6)
Der Frühling
Wenn aus der Tiefe kommt der Frühling in das Leben,
Es wundert sich der Mensch, und neue Worte streben
Aus Geistigkeit, die Freude kehret wieder
Und festlich machen sich Gesang und Lieder.
Das Leben findet sich aus Harmonie der Zeiten,
Daß immerdar den Sinn Natur und Geist geleiten,
Und die Vollkommenheit ist Eines in dem Geiste,
So findet vieles sich, und aus Natur das meiste.
(Scardanelli)
Johann Christian Friedrich Hölderlin
Winter
Das Feld ist kahl, auf ferner Höhe glänzet
Der blaue Himmel nur, und wie die Pfade gehen,
Erscheinet die Natur, als Einerlei, das Wehen
Ist frisch, und die Natur von Helle nur umkränzet.
Der Erde Stund ist sichtbar von dem Himmel
Den ganzen Tag, in heller Nacht umgeben,
Wenn hoch erscheint von Sternen das Gewimmel,
Und geistiger das weit gedehnte Leben.
Johann Christian Friedrich Hölderlin
An die Natur
Die Menschen altern
Und wandeln zuletzt
Als Greise gebückt
Unkenntlich fast;
Doch du, Natur,
Du bleibst dieselbe
In gleicher Frische Jahr um Jahr.
Auf deinem Antlitz
Ändert sich nichts;
Nicht Falten und Furchen
Lässest du schau'n,
Allen Sterblichen
Ihrer Jugend
Bleibst du ein Bildnis.
Du und Erinnerung
Leiden im Prangen
Keine Schmach.
Schön bist du so,
Wie du es warst
Seit zahllosen Tagen.
Wann längst ich zerfallen,
Preist dich ein andrer.
Martin Greif
Künstlers Abendlied
Ach, daß die innre Schöpfungskraft
Durch meinen Sinn erschölle!
Daß eine Bildung voller Saft
Aus meinen Fingern quölle!
Ich zittre nur, ich stottre nur,
Und kann es doch nicht lassen;
Ich fühl, ich kenne dich, Natur,
Und so muß ich dich fassen.
Bedenk ich dann, wie manches Jahr
Sich schon mein Sinn erschließet,
Wie er, wo dürre Heide war,
Nun Freudenquell genießet;
Wie sehn ich mich, Natur, nach dir,
Dich treu und lieb zu fühlen!
Ein lustger Springbrunn wirst du mir
Aus...
Johann Wolfgang von Goethe
Die Grazie ist das Vernunft-Gefällige; sie bildet sich durch Erziehung und Überlegung und kann zur Natur werden. Sie ist fern vom Zwange und gesuchtem Witze; aber es erfordert Aufmerksamkeit die Natur in allen Handlungen, wo sie sich nach eines jeden Talent zu zeigen hat, auf den rechten Grad von Leichtigkeit zu erheben.
Joachim Johann Winckelmann
Ich habe es immer als lächerlich empfunden, daß die Philosophen Tugendlehren aufstellen, die mit der menschlichen Natur unvereinbar sind, um dann bedenkenlos behaupten zu können, die Menschen wären zur Tugend unfähig.
Mögen sie immerhin Phantome aufstellen, sie wieder fahren lassen oder ganz zerstören, die wahre Tugend, die sie mit ihren Worten gar nicht erreichen, ist ein Werk der Natur und nicht das ihre, sie ist Güte und Kraft der Seele. Sie ist von keiner Vorstellung abhängig und wird...
Luc de Clapiers Vauvenargues