Natur Zitate (Seite 25)
Winterzeit
Ist das Jahr denn schon vorüber?
Gestern war noch Sommerzeit.
Heute tönen Weihnachtslieder
und der Wald ist tief verschneit.
Den See bedeckt ein Tuch aus Eis
und klirrend kalt ist manche Nacht.
Wie Zucker hat der weiße Reif
sich auf den Bäumen festgemacht.
Natur wird still, legt sich zur Ruh,
will frische Kraft gewinnen.
Das Jahr neigt sich dem Ende zu,
ein Neues wird beginnen.
Poldi Lembcke
Die Natur und der Mensch
Es senkt das ganze Blumenheer
Im Herbst sich in die Erde nieder,
Doch bei des Lenzes Wiederkehr
Erscheint viel herrlicher es wieder,
Es senket sich die Sonn' in's Meer,
Stets wecken sie der Lerche Lieder,
Doch keiner, sinken wir in's Grab,
Nimmt uns des Todes Ketten ab.
Elisabeth Kulmann
Neubeginn
Die gewaltige Sonne am Horizont
wächst unaufhaltsam
steigende Angst der Menschheit
Naturgewalten
Verzweiflungstaten
Propheten aus vergangenen Zeiten
werden gesehen
der Traum des Nebukadnezar
Daniel der Deuter
das gewaltige goldene Kalb
erlöschendes Leben am Kreuz
Bilder als Schattenspiele
wisperndes Geäst
ohrenbetäubende Stille
die Natur hält ihren Atem an
am Rande der Stadt
da steht eine Klinik
ein Krankenwagen fährt vor
3. Obergeschoß
die Wände gepolstert
Eisbrecher stehen im...
Franz Friedrich Kovacs
Trübes Wetter
Es ist ein stiller Regentag,
So weich, so ernst, und doch so klar,
Wo durch den Dämmer brechen mag
Die Sonne weiß und sonderbar.
Ein wunderliches Zwielicht spielt
Beschaulich über Berg und Tal;
Natur, halb warm und halb verkühlt,
Sie lächelt noch und weint zumal.
Die Hoffnung, das Verlorensein
Sind gleicher Stärke in mir wach;
Die Lebenslust, die Todespein,
Sie ziehn auf meinem Herzen Schach.
Ich aber, mein bewußtes Ich,
Beschau' das Spiel in stiller Ruh,
Und meine Seele rüstet...
Gottfried Keller
Glänzender Stern!
Glänzender Stern! Wär ich doch stet wie Du –
Nicht Schimmern, einsam aufgehängt zur Nacht,
Und schlaflos, offnen Lides immerzu,
Einsiedler der Natur, der duldsam wacht,
Wie sich das Meer bewegt, das priestergleich
Die Menschenküsten reinwäscht auf der Welt,
Und auf den Schnee blickt, dessen Maske weich
Auf Heideland und Hügel niederfällt –
Nein – und doch stetig, stets unwandelbar,
Gebettet auf der Liebsten junger Brust,
Dem sanften Auf und Ab für immer nah,
Für immer wach...
John Keats
Die Macht der Liebe
Überall wohin mein Auge blicket,
Herrschet Liebe, find' ich ihre Spur;
Jedem Strauch und Blümchen auf der Flur
Hat sie tief ihr Siegel eingedrücket.
Sie erfüllt, durchglüht, verjüngt und schmücket
Alles Lebende in der Natur;
Erd' und Himmel, jede Kreatur,
Leben nur durch sie, von ihr beglücket.
Johann Nepomuk Ritter von Kalchberg
In der Sommernacht
Mit großen Augen blick ich in die Nacht.
Der Schmerz hält bei mir seine treue Wacht
und schaut mich an in tiefer, heiliger Ruh.
Der Sommerwind trägt durch mein Fensterlein
von reifen Ähren mir den Duft herein, –
und unter Tränen lächle ich dazu.
Ein banger Seufzer zittert durch die Flur.
Mir ist, als sänge leise die Natur
das Rätsellied vom Werden und vom Sein.
Geheimnisvoll weht es durch mein Gemach;
ich singe träumend ein paar Töne nach, –
und unter Tränen lächelnd schlaf...
Frida Jung
Lebenslauf
Größeres wolltest auch du, aber die Liebe zwingt
all uns nieder, das Leid beuget gewaltiger,
doch es kehret umsonst nicht
unser Bogen, woher er kommt!
Aufwärts oder hinab! herrschet in heilger Nacht,
wo die stumme Natur werdende Tage sinnt,
herrscht im tiefesten Orkus
nicht ein Grades, ein Recht noch!
Dies erfuhr ich. Denn nie, sterblichen Meistern gleich,
habt ihr Himmlischen, ihr Alleserhaltenden,
daß ich wüßte, mit Vorsicht
mich des ebenen Pfads geführt.
Alles prüfe der Mensch,...
Johann Christian Friedrich Hölderlin
Der Winter
Wenn ungesehn und nun vorüber sind die Bilder
Der Jahreszeit, so kommt des Winters Dauer,
Das Feld ist leer, die Ansicht scheinet milder,
Und Stürme wehn umher und Regenschauer.
Als wie ein Ruhetag, so ist des Jahres Ende
Wie einer Frage Ton, das dieser sich vollende,
Alsdann erscheint des Frühlings neues Werden,
So glänzet die Natur mit ihrer Pracht auf Erden.
Johann Christian Friedrich Hölderlin
Die scheinheiligen Dichter
Ihr kalten Heuchler, sprecht von den Göttern nicht!
Ihr habt Verstand! ihr glaubt nicht an Helios,
Noch an den Donnerer und Meergott;
Tot ist die Erde, wer mag ihr danken? –
Getrost, ihr Götter! zieret ihr doch das Lied,
Wenn schon aus euren Namen die Seele schwand.
Und ist ein großes Wort vonnöten,
Mutter Natur! so gedenkt man deiner.
Johann Christian Friedrich Hölderlin
Der Herbst
Das Glänzen der Natur ist höheres Erscheinen,
Wo sich der Tag mit vielen Freuden endet,
Es ist das Jahr, das sich mit Pracht vollendet,
Wo Früchte sich mit frohem Glanz vereinen.
Das Erdenrund ist so geschmückt, und selten lärmet
Der Schall durchs offne Feld, die Sonne wärmet
Den Tag des Herbstes mild, die Felder stehen
Als eine Aussicht weit, die Lüfte wehen
Die Zweig' und Äste durch mit frohem Rauschen
Wenn schon mit Leere sich die Felder dann vertauschen,
Der ganze Sinn des...
Johann Christian Friedrich Hölderlin
Wenn dann vorbei des Frühlings Blüte schwindet,
So ist der Sommer da, der um das Jahr sich windet.
Und wie der Bach das Tal hinuntergleitet,
So ist der Berge Pracht darum verbreitet.
Daß sich das Feld mit Pracht am meisten zeiget,
Ist, wie der Tag, der sich zum Abend neiget;
Wie so das Jahr verweilt, so sind des Sommers Stunden
Und Bilder der Natur dem Menschen oft verschwunden.
Johann Christian Friedrich Hölderlin
An die jungen Dichter
Liebe Brüder! es reift unsere Kunst vielleicht,
Da, dem Jünglinge gleich, lange sie schon gegärt,
Bald zur Stille, der Schönheit;
Sein nur fromm, wie der Grieche war!
Liebt die Götter und denkt freundlich der Sterblichen!
Hasset den Rausch, wie den Frost! lehrt, und beschreibet nicht!
Fragt die große Natur um Rat.
Johann Christian Friedrich Hölderlin