Mutter Kind Zitate (Seite 2)
Fünfzehn
Jahre bin ich alt,
enttäuscht,
unglücklich verliebt.
Mein ganzes Weltbild ist mal wieder–
zusammengebrochen.
Alle gleich!
Meine Mutter sieht
mich lächelnd an,
streicht mir über die Haare
und bemerkt kopfschüttelnd:
"Kind, Kind…
Wenn du dich anlehnen willst,
halt dich nicht an einem Mann fest.
Such dir ein Geländer.
Ute Maria Seemann
Sichtweise
Als die Schönheit wurd' verteilt,
da war sie wohl nicht da.
Denn als die Tanten sie erblickt,
da sagten sie: »Na ja!«
Auch die Oma war schockiert
und eines war gleich klar:
Aus diesem Kinde wird bestimmt
niemals ein Superstar!
Das Haar zu dünn, zu kurz die Beine,
die Haut mit großen Poren.
Doch die Mutter sagte leis:
»Sie hat so schöne Ohren!«
Was die all denken ist ihr gleich,
sie nimmt es nicht so schwer.
Denn für alles Geld der Welt
gäb' sie ihr Kind nicht her.
Regina Hesse
Die liebende Mutter bringt ihrem Kind das Laufen bei. Sie ist gerade so weit von ihm entfernt, daß sie es nicht mehr halten kann. Sie streckt ihre Arme aus; ihr Gesicht wirkt ermutigend. Das Kind strebt ständig nach einer Zuflucht in Mamas Armen, ohne auch nur zu ahnen, daß es im gleichen Augenblick den Beweis erbringt, daß es auch ohne sie auskommt.
Søren Aabye Kierkegaard
Ich hatte wahrscheinlich Glück und habe mir die richtige Familie ausgesucht. Mein Vater ist das Kind russischer Bauern. Er hat immer hart arbeiten müssen und hat sich nach dem Collegeabschluß entschlossen, Schauspieler zu werden. Meine Mutter ist Engländerin. Als Kind las sie heimlich unter der Bettdecke Theaterstücke und träumte von einer Karriere als Sschaupielerin. Mit 16 gab sie sich als volljährig aus und ging nach New York zur Bühne. Dann lernte dieser russische Bauernsohn diese...
Michael Douglas
Romanze zur Nacht
Einsamer unterm Sternenzelt
Geht durch die stille Mitternacht.
Der Knab aus Träumen wirr erwacht,
Sein Antlitz grau im Mond verfällt.
Die Närrin weint mit offnem Haar
Am Fenster, das vergittert starrt.
Im Teich vorbei auf süßer Fahrt
Ziehn Liebende sehr wunderbar.
Der Mörder lächelt bleich im Wein,
Die Kranken Todesgrausen packt.
Die Nonne betet wund und nackt
Vor des Heilands Kreuzespein.
Die Mutter leis' im Schlafe singt.
Sehr friedlich schaut zur Nacht das Kind
Mit Augen,...
Georg Trakl
Die heilige Nacht
So ward der Herr Jesus geboren
Im Stall bei der kalten Nacht.
Die Armen, die haben gefroren,
Den Reichen ward's warm gemacht.
Sein Vater ist Schreiner gewesen,
Die Mutter war eine Magd.
Sie haben kein Geld nicht besessen,
Sie haben sich wohl geplagt.
Kein Wirt hat ins Haus sie genommen:
Sie waren von Herzen froh,
Daß sie noch in Stall sind gekommen.
Sie legten das Kind auf Stroh.
Die Engel, die haben gesungen,
daß wohl ein Wunder gescheh'n.
Da kamen die Hirten gesprungen
Und...
Ludwig Thoma
Oft stellt sich jene Zeit mir dar,
wo ich ein frohes Kind noch war
und oft am knisternden Kamin
mich wiegte auf des Vaters Knien.
Und wenn der Abend still genaht,
die Mutter um ein Märchlein bat,
wo sie dann freundlich ausgestellt
vor meinem Blick die Zauberwelt:
Mit Bäumen, welche ewig grünen,
mit Blumen, welche nie verblüh'n,
mit Schlössern von Diamantenstein,
mit Rittern, Riesen, Zwergen, Fei'n.
Julius Karl Reinhold Sturm
Im März
Plop – plop – plop –
es tropft vom Dach,
das letzte Eis zerrinnt;
und auf der Wiese
drängt mit Macht
aus harter Kruste
zartes Grün.
Die Sonne streift
mit sanfter Hand –
wie eine Mutter
ihres Kindes Scheitel –
das Feld, den Wald,
geliebtes Land.
Die Träne fließt:
das Eis wird Wasser,
das Wasser braust
wie Donnerhall
über die Felsenwand
und braust und rauscht
und fällt ins Tal.
Ingrid Streicher