Miteinander Zitate (Seite 3)
Dasein
Dasein heißt Leben, nicht nur da sein,
diese Welt ist einfach lebenswert,
wer lebt und liebt, erlebt das Dasein,
macht im ganzen Leben nichts verkehrt.
Dasein heißt, auf Erden menschlich sein,
an dunklen und an hellen Tagen,
nur wer das beherrscht, ist nicht allein,
bewältigt alle Lebenslagen.
Dasein heißt auch, etwas schaffen,
stets redlich sein bis hin zum Tod,
geben, nicht nur ständig raffen,
vertreiben Kummer und die Not.
Dasein heißt aber auch, da zu sein,
wenn dringend jemand...
Horst Rehmann
Bedenke Freund, was wir zusammen sprachen,
War's wert, daß wir den Bann des Schweigens brachen,
Um solche Nichtigkeiten auszutauschen?
So schwätzen wohl zwei Vögel miteinander,
Derweil in unablässigem Gewander
Des Stromes strenge Wogen meerwärts rauschen.
Erwacht in dir nicht ein Gefühl der Leere,
Erwägst du, wie so auftut Jahre, Jahre
Nichts als Geschwätz aus dir sich und dem andern,
Indessen nach der Gottheit Schoß und Meere
Der Geistesweisheit sternenspiegelklare
Gewässer ruhlos und...
Christian Morgenstern
Nun wollen wir uns still die Hände geben
Nun wollen wir uns still die Hände geben
und vorwärts gehen, fromm, fast ohne Zagen,
und dieses größte Lebenswagnis wagen:
Zwei miteinander ganz verschlungne Leben.
Und wollen unermüdlich weiter weben
an den für uns nun völlig neuen Tagen
und jeden Abend, jeden Morgen fragen,
ob wir auch ganz Ein Ringen und Ein Streben.
Auch ganz ein unersättlich Langen, Dürsten,
im Maß des Körperlichen, das uns eigen,
uns immer geistiger emporzufürsten:
Daß wir...
Christian Morgenstern
Seltsame Genossen
Ist das ein seltsamliches Gewander:
Ihr schrittet noch eben vergnügt miteinander
durch Wälder und Wiesen und Sonnenschein,
du siehst dich um – da gehst du allein.
Er blieb zurück am Weggelände,
das Wort auf den Lippen, er sprach's nicht zu Ende;
ein wunderlich Gebaren, und doch
scheint deins verwunderlicher noch.
Ganz ruhig gehst des Weges du weiter,
hast schnell einen andern vergnügten Begleiter,
und fröhlich wieder zieht ihr drein
durch Wälder und Wiesen und...
Wilhelm Jensen
Weihnachten gefunden
Worte die ins Nichts verschwinden,
Worte die man nicht gehört
werden plötzlich wieder deutlich,
werden nicht durch Furcht zerstört.
Augen, die sonst blind vor Leiden
sehen endlich wieder hell.
Münder, die sonst still, voll Schweigen
sprechen wieder laut und schnell.
Ohren, die sonst nichts mehr hören
öffnen sich dem neuen Wort,
weil der Heiland kommt hernieder
hier zu uns an diesem Ort.
All das Dunkle, all das Graue
wird nun hell und leuchtet klar,
weil die Sehnsucht in...
Klaus Flüß
Zeichen unserer Liebe
Wenn unsere Liebe
nicht
aus unseren Augen
leuchtet,
wie soll sie dann
sichtbar werden?
Wenn unsere Liebe
nicht
aus unseren Worten
spricht,
wie soll sie dann
hörbar werden?
Wenn unsere Liebe
unseren Gefühlen
nicht
freien Lauf läßt,
wie soll sie dann
spürbar werden?
Wenn unsere Liebe
nicht
vom zärtlichen Umgang
miteinander
geprägt ist,
wie soll sie dann
im Alltag bestehen
können?
Ernst Ferstl
Wir treiben's bunt
Wenn ich so
an deine braunen Äuglein
und meine roten Wangen
denke,
an deine weißen Flecken
und meinen schwarzen Humor,
an deine roten Lippen
und meine grünen Lieblingswiesen,
an deine schwarzen Haare
und meine weiße Weste,
an deine violetten Wunder
und meine blauen Tage
und Nächte mit dir,
an deine bunten Träume
und meine rosarote Brille –
dann stelle ich befriedigt fest:
Wir beide
treiben's ganz schön bunt
miteinander.
Ernst Ferstl
Laß dich verwandeln
Laß dich
von der Sehnsucht nach Nähe
leiten,
damit du den Weg findest
zum Haus der Liebe.
Laß dich
von der Hoffnung
auf das Glück des Miteinander
treiben,
damit du neue Ufer
erreichen kannst.
Laß dich
von der Begeisterung
für alles Liebenswürdige
und Lebenswerte
tragen,
damit dein Denken,
Fühlen und Tun
Hand und Fuß bekommen.
Ernst Ferstl
Brückenbau
Deine Gedanken
und Worte
sind nicht die meinen.
Meine Gefühle
sind nicht die deinen.
Deine Welten
und deine Träume
sind nicht die meinen.
Und doch verbinden uns
unsere Gedanken, Worte
und Gefühle,
unsere Welten und Träume
so stark miteinander,
daß sie es schaffen,
die tiefen Abgründe zwischen uns
zu überbrücken.
Ernst Ferstl