Mensch Zitate (Seite 54)
Der kleine Unterschied
Ein Mensch denkt nach, kommt zu dem Schluß,
Dass endlich was geschehen muß.
Doch was, das weiß er leider nicht,
Deshalb bleibt er der kleine Wicht.
Der Unmensch kommt zum gleichen Schluß,
Nur weiß er, was geschehen muß.
So ist dem Menschen oft – oh' Graus,
Der Unmensch einen Schritt voraus.
Wolfgang (WoKo) Kownatka
Ich muß mal
Ein Mensch muß müssen, manches Mal
Benutzt die "Schüsseln", hier und da.
Er hinterläßt, wie er‘s gewohnt,
Wo einst er stand, wo er gethront.
Der nächste kommt, muß auch mal müssen
Der allerdings fühlt sich be...
Denn dieser und auch jener Ort,
ist ohne jeglichen Komfort.
Drum die Moral von der Geschicht'
Wer müssen muß, wahrt sein Gesicht
Verläßt den Ort an dem er war
Ganz so als war er niemals da.
Wolfgang (WoKo) Kownatka
Zerfall
Mauern fallen
die stolze Villa
von einst
jetzt Abbruchhaus
Glanz ist gewichen
Schönheit zerfallen
die letzten Bewohner
Stadtstreicher
Vagabunden
huschende Schatten
Generationen von Ratten
wurden hier geboren
und die Natur
nimmt zurück
was der Mensch
ihr entriß
der Waldrand kommt näher
bis er Trümmer verdeckt
doch hinter dem Wald
Einheitshöhlen aus Beton
Pflanzen haben Seltensheitswert
kalt und steril
die Retortenstadt
hier hat selbst
die Natur resigniert
Franz Friedrich Kovacs
Die Blumen schwanden, auch die letzten,
Die Mensch und Tier und Flur ergötzten
Mit Blütenduft und Farbengold;
Doch alle keimten, wuchsen, blühten,
Und ehe sie im Herbst verglühten,
Erfüllten sie, was sie gesollt.
Laß meines Lebens Herbst erst kommen,
O Herr, wenn ich zu Nutz und Frommen
Der Welt gewirkt auf meiner Bahn!
Ruf mich zu dir an jenem Tage,
Wo ich mit Zuversicht mir sage:
Was ich gesollt, hab ich gethan!
Ludwig Kossarski
Sternenlied
Wir ziehen über Berg und Tal
Und übers weite Meer;
Wir ziehen über Menschenqual
Und Menschenglück daher.
Wir kennen, was in stiller Brust
Sich vor der Welt verhüllt,
Und was mit namenloser Lust
Ein einsam Auge füllt.
Und wenn der Schmerz die Seele quält,
Wir geben ihr die Ruh',
Und wenn die Lieb ihr Glück erzählt,
So hören wir ihr zu.
Wir schau'n auf manches kühle Grab,
An dem ein Mensch sich härmt,
Und schimmern in die Laub' hinab,
In der die Liebe schwärmt.
Ernst Koch
Frage
Ich frage Dich: Sag' mir das Rätsel des Lebens,
Sag' mir des Seins und der Sehnsucht Sinn!
Ist alles Sehnen und Streben vergebens?
Kannst Du mir künden: "Woher?" und "Wohin?"
Ich klopfte an allen Toren der Erde.
Bis zu den Sternen stieg ich empor.
Am Leib erlebt' ich das "Stirb und Werde".
Die Seele sang mit den Engeln im Chor.
Ich hab' mit Dämonen um mich gestritten
Und mit dem Dämon in eigener Brust.
Ich hab' mich gemüht, ich habe gelitten,
Wie's keinem, auch keinem ward bewußt.
Da...
Karl Ernst Knodt
Hat reich beschenkt dich dein Los,
Halt offen dem Guten dein Herz!
Sei einfach, gütig, bedacht!
Erschuf dich die Allmacht zu groß,
Mach kleiner dich selber zum Dank.
Und wisse, daß Gott sich dem
Erhebt, der selbst sich beugt.
Sei Diener dem, der dir dient!
Erkennst du je seinen Wert?
Denk, daß ihm Rechte verliehen,
Wie dir gegeben die Pflicht.
Geringe und Schwächlinge schone,
Sei ihnen ein Mensch,
Wie du ihn wünschest dir selbst.
Victor Marie Hugo
Mahnung
Willst andern du erscheinen
Als gern geseh'ner Gast,
Komm nie mit Klag' und Weinen,
Wie sehr du Grund auch hast.
Ob auch dein Herz sich härme,
Befolg' der Sonne Rat,
Die sendet Licht und Wärme
Auch wenn zerstört die Saat.
Kein Mensch mag gerne wissen,
Was still ein Fremder trug,
An Leid und Kümmernissen
Hat jeder selbst genug.
Angelika von Hörmann
Der Frühling
Wenn aus der Tiefe kommt der Frühling in das Leben,
Es wundert sich der Mensch, und neue Worte streben
Aus Geistigkeit, die Freude kehret wieder
Und festlich machen sich Gesang und Lieder.
Das Leben findet sich aus Harmonie der Zeiten,
Daß immerdar den Sinn Natur und Geist geleiten,
Und die Vollkommenheit ist Eines in dem Geiste,
So findet vieles sich, und aus Natur das meiste.
(Scardanelli)
Johann Christian Friedrich Hölderlin
Lebenslauf
Größeres wolltest auch du, aber die Liebe zwingt
all uns nieder, das Leid beuget gewaltiger,
doch es kehret umsonst nicht
unser Bogen, woher er kommt!
Aufwärts oder hinab! herrschet in heilger Nacht,
wo die stumme Natur werdende Tage sinnt,
herrscht im tiefesten Orkus
nicht ein Grades, ein Recht noch!
Dies erfuhr ich. Denn nie, sterblichen Meistern gleich,
habt ihr Himmlischen, ihr Alleserhaltenden,
daß ich wüßte, mit Vorsicht
mich des ebenen Pfads geführt.
Alles prüfe der Mensch,...
Johann Christian Friedrich Hölderlin
Priester, du willst die Seele erkennen,
Willst Gesundes vom Kranken trennen,
Irrt dein Sinn oder lügt dein Mund?
Was ist krank?! Was ist gesund?!
Richter, eh du den Stab gebrochen,
Hat keine Stimme in dir gesprochen:
Ist das Gute denn nicht schlecht?
Ist das Unrecht denn nicht Recht?
Mensch, eh du einen Glauben verwarfst,
Weißt du denn auch, ob du es darfst?
Wärest du tief genug nur gedrungen,
Wär dir derselbe Quell nicht entsprungen?
Hugo von Hofmannsthal