Mann Zitate (Seite 48)
Dem Tanz der Flocken
bist du Andacht schuldig.
Als Kind sahst du sie fallen nicht wie heute.
Die Jugend achtete des Wunders kaum.
Der Mann, tief eingehüllt in seine Pflichten,
bemerkt nur das, was Nutzen bringt und Sorgen.
Du aber sei dem Tanz der Flocken wieder hingegeben
in Stille und Verlorenheit,
so ohne Wünsche, selbstgenügsam, freundlich,
wie nur ein Kind mag selig lieben,
unschuldig diesen Tanz der Flocken,
verlorne Wunder wieder spüren,
ringsum vergessen die Welt.
Carl Peter Fröhling
Herbst
Noch sieht man bunte Sommerkleider
Noch sieht man einen Sommerhut
Noch sitzt man bei dem Lagerfeuer
Noch springt man in die Meeresflut
Schon denkt man an die Apfelernte
Schon hält man sich am Ofen warm
Schon bläst der Wind durch Baumesgipfel
Schon zieht der letzte Vogelschwarm
Bald steht ein weißer Mann im Garten
Bald läuft man Schlittschuh auf dem See
Bald ringt man mit des Eises Kräften
Bald wirft man einen Ball aus Schnee
Volkmar Frank
Die Jugend kann auf spät're Zeit vertraun,
Allein das weiße Haar wird nicht mehr braun.
Stets enger wird der Weg, auf dem du eilst,
Je länger du auf dieser Erde weilst;
Das Rosenrot der Wange bleicht geschwind,
Der Seele klares Auge selbst wird blind;
Das Leben flieht gleich wie ein flücht'ger Schemen –
Doch wir ein weiser Mann sich grämen?
Firdausi
An den Mai
Schäm dich Gesell! Kein Sonnenschein?
Und du stellst dich als Mai hier ein?
Du bist der rechte Tröster nicht!
Wer mag dein garstig Angesicht
Noch länger sehn? Geh reisen!
Schon reift dein Bruder uns heran,
Der Juni, der wird unser Mann,
Und wird sich hold erweisen.
Sieh da! Ein blanker Sonnenstrahl!
So bist du doch nicht ganz entherzt
Und lächelst auch einmal?
Doch lieber Freund, es ist verscherzt!
Das ist kein Mai, der sich bedenkt
Und tropfenweise sich verschenkt,
Ein Mai muß aus...
Gustav Falke
Der Pinguin
Emanzipiert, ob Mann ob Weib,
brillieren sie im Frack,
darunter sitzt ein Federkleid,
das glänzt wie weißer Lack.
So geht man - und so taucht man ein
in eisig-kalte Flut,
das Torkeln und das komisch-Sein,
weicht nun dem größten Mut.
Sie gleiten kühn mit Eleganz,
sind schneller als ein Pfeil,
sind eingeölt von Kopf bis Schwanz,
das Meer - ihr Seelenheil.
Ob Eises Wind, ob schwarze Nacht,
ob meterhoher Schnee,
es wird des Fischers Werk vollbracht,
per Frack - in tiefer...
Klaus Ender
Der Unweise wacht alle Nächte,
denkt an dies und das,
müde ist er, wenn der Morgen kommt,
die Sorge aber dieselbe ist.
Der Unweise,
wenn zu eigen er Gut oder Liebe erlangt,
der Stolz wächst ihm, der Verstand aber nicht;
er steigt höher im Hochmut nur.
Viel schwatzt der Mann
der nicht schweigen kann, unverantwortlich aus;
rasche Zunge, die man im Zaun nicht hält,
spricht sich oft Unglück an.
Edda
Gesinnung
Wie auch toll die Welt es treibe,
Wie auch alles sich verkehre,
Daß sich selbst er treu verbleibe,
Ist des Mannes Stolz und Ehre.
Was da glitzert, schillert, flimmert,
Staunend mag's der Markt begaffen,
Doch du sollst drum unbekümmert
Immer nur das Rechte schaffen.
Karl Egon Ritter von Ebert
Widmung
(An A.L.)
Wenn grauenhaft Dir meine Verse scheinen
Und ungelenk und wüst, o so verzeih'!
Du weißt es ja, es ist mit mir vorbei,
Und hast Du Lust, so kannst Du mich beweinen.
Dir lagen offen meiner Seele Schlünde,
Du hast mein reines Wollen ganz gesehn,
Du sahst auch dann mein Ich zu nichts vergehn,
Zuerst im Elend, dann im Rausch der Sünde.
Nimm diese Verse denn als Liebeszeichen,
Als letztes wehmutsvolles Grüßen an,
Von einem seelensiechen,...
Felix Dörmann
Erfüllung
Daß du auch an meinem Herzen,
Herz, nur neue Sehnsucht fühlst
und dich in vergangne Schmerzen
schmerzlicher als je verwühlst:
ist das nicht Erfüllung. Du?
Wenn die Erde schmilzt vom Eise,
daß die Luft nach Frühling schmeckt,
und in immer neuer Weise
wild ihr Grün zum Himmel reckt:
ist das nicht Erfüllung, Du?
Wenn wir dann noch Ostern feiern,
weil ein Mensch sein Leben ließ,
der den Frevlern wie Kasteiern
gleiche Seligkeit verhieß:
ist das nicht Erfüllung, Du?
Laß die tragische...
Richard Fedor Leopold Dehmel
An einen berühmten Mann
Dir ist so vieles gelungen,
Wonach ich im Leben gestrebt;
Du hat das Schicksal bezwungen,
Vor dem so mancher erbebt.
Mein Name ist lange verklungen,
Wenn deiner in Ehren noch lebt. –
Und doch hab' ich Bessres errungen:
Ich habe ein Leben gelebt.
Georg Jacob Friedrich Paulus Hermann Dechent