Mann Zitate (Seite 45)
Auf einen Professor Philosophiae
Seht ihr den Mann mit stäubender Perücke?
Wie sprudelt ihm die hochgelahrte Kehle!
Seht, an der morschen Syllogismenkrücke
Hinkt Gott in seine Welt; die Menschenseele
Ist ewig, denn sie ist aus einem Stücke!
Und daß der Argumente keines fehle,
Hat er ein weises ›ergo‹ noch gesprochen:
Der Mensch ist frei, die Fesseln sind gebrochen!
Nikolaus Lenau
Lob und Tadel
Wenn auch die ganze Welt Dich lobt
Und man nur Gutes von Dir sagt,
So bist Du doch ein armer Mann,
Wenn Dich das eigne Herz verklagt.
Und wenn man Böses von Dir sagt,
Laß, Freund, es Dich bekümmern nicht,
Du kannst mit freier Stirne geh'n,
Wenn frei das eigne Herz Dich spricht.
Otto von Leixner
Hochzeitsnacht
Siehst du den Bräutigam dort ruhn
Auf weichgetürmtem Pfühl?
Und ihm die Braut den Willen tun
In süßem Hochzeitsspiel?
Wie Arm in Arm und Brust an Brust
Und Leib an Leib sich fügt;
Und voll der allerhöchsten Lust – an Saft und Mark
So fest und stark –
Sich ein Gefäß des Lebens ins andre sehnend schmiegt?
Das schmeckt so süß,
Wie's Paradies:
O könnt es ewig währen!
Jedoch es muß des Menschen Kraft
Und Leidenschaft
Den Menschen neu gebären.
Des Werdens Strom ergießt der Mann
In...
Julius Langbehn
Standpunkt
Das Leben ist ein trübes
Und ödes Einerlei! –
Ruft pessimistisch einer
Und – geht am Glück vorbei.
Wie ist das Leben wonnig,
Ein sonnig-grüner Mai! –
So spricht ein Liebespärchen
Und – küßt sich dabei.
Dies alles hört ein Dritter,
Ein vielerfahrener Mann.
Er denkt: es kommt im Leben
Stets auf den Standpunkt an!
Wilhelm Kunze
Dummheit
Wer nur der Weisheit nachgespürt, den halt' ich noch für keinen Mann:
Doch wer die Dummheit ausstudiert, den seh ich für was Rechtes an!
Der Weisen Tun errät man leicht: man sieht da noch wann, wie, warum;
Bei Dummen kuckt man sich umsonst nach allen diesen Sachen um.
Der Dummheit Weg ist wunderbar; niemals erkennet man den Grund,
Und fänd' ihn einer richtig aus, so tät er aller Funde Fund!
Denn Dummheit ist die größte Macht, sie führt Heere stärkstes an;
Ich glaube, daß sie nie ein...
August Kopisch
Alte Uhr
Leis tickt die Uhr, der Pendel schwingt,
die zarte Heimchenstimme klingt.
Der Zeiger rückt von Ort zu Ort,
so geht es heut', so geht es fort.
Es sah die Uhr schon manche Zeit,
sie tickte Glück, sie tickte Leid!
Und endet' sie des Tages Lauf,
dann zog der Mensch sie wieder auf.
Es starb der Mensch und ward geborn,
die alte Uhr gib nicht verlorn.
Sie schlug den sanften Silberschlag,
sie schlägt ihn heute, Tag um Tag!
Jüngst zog sie auf ein junger Mann,
heute rührt ein Greis den Pendel...
Gertrud Koehler
Der neue Mann
Hast mich aufgefangen,
als ich mußte um mein Ego bangen,
hast mit lieben angefangen,
das ich bald war in Deinem Bann gefangen.
Hast mir die Liebe geschworen,
sagtest,
Du wirst durch mich neu geboren,
hast mich und die Liebe gepflegt,
gehegt,
sie durch viel Zärtlichkeit,
auch in mir erregt.
Und doch habe ich Angst vor der Zeit,
das die Liebe wieder geht,
und nur bleibt das Leid.
Sag' mir das alles so bleibt,
am liebsten für die Ewigkeit.
Alexandra Kluxen
Das gute Gefühl
Ich fühle mich gut,
zurück ist er,
mein Mut.
Ich frage mich, wie er das tut.
Doch egal,
das Glück in meinem Herze ruht.
Weiß nicht warum,
doch ein „bumm“
und es war da.
So verschwommen ich auch sah,
nun ist vieles wieder klar.
Kein neuer Mann,
wo ich hätte mich verrannt.
Keine neue Liebe,
auf welche hätte folgen können Hiebe.
Kein neuer Job,
welcher hätte werden können wohl ein Flop.
Das gute Gefühl war einfach wieder da
und plötzlich bin ich mir gerne...
Alexandra Kluxen
Der Sämann streut die reiche Saat
Still hoffend in die lockre Erde;
Sein ist der Wille, sein die That,
Gott weiß, ob sie entkeimen werde.
Ja, hoffe still und streue fort,
Streu aus nimmermüden Händen,
Ob sie verweht, ob sie verdorrt,
Du darfst dein Säen drum nicht enden,
Und frag' nicht, wann ein Frühlingsblick
Die Saat dir reift mit lindem Lichte,
Denn Gott vollendet dein Geschick;
Dein ist die Saat, sein sind die Früchte!
Hermann Kletke