Manchmal Zitate (Seite 36)
Und manchmal wissen wir's:
's klopft jemand an,
Der Brüder einer, müder Wandersmann.
Wir wissen, jemand steht in Nacht und Graus,
Und seines Klopfens Hallen ist im Haus.
Sein zagend Flehen dringt zu uns herein:
Im Namen Gottes, Brüder laßt mich ein!
Und hören stumm sein Klopfen, seine Bitte.
Zu Tür und Riegel braucht's nur dreier Schritte,
Nur dreier Worte braucht's: Komm Bruder, du!
Sie bleiben ungesprochen und die Tür bleibt zu.
Und jener Wandrer geht, wie er gekommen. –
Dann horchen wir,...
Conrad Ferdinand Meyer
Wenn’s manchmal aussichtslos erscheint,
dann rat’ ich Dir, mein lieber Freund
Gib niemals Deine Hoffnung auf,
wie es auch kommt im Lebenslauf!
Denn – wenn Du denkst es geht nicht mehr –
kommt irgendwo ein Licht daher,
und gibt Dir Mut, Kraft und Vertrauen,
dem Schicksal was auf’s Maul zu hauen.
Und wenn Dich ein Bock mal schlucken will,
Hälst Du zunächst ein Weilchen still.
Doch eh’ er Dich dann gänzlich frißt,
Zeigst Du ihm, wer Du wirklich bist:
...Daß David gegen Goliath
auch nicht...
Willy Meurer
Es gibt Sportskanonen, die
jagen
den falschen Gelegenheiten hinterher,
ringen
jeden Tag um ihre Existenz,
boxen
sich so gerade durch's Leben,
rennen
ihren verpaßten Chancen hinterher,
schwimmen
ständig gegen den Strom,
wandern
von einer Gelegenheit zur anderen,
schießen
oft übers Ziel hinaus,
segeln
fast immer gegen den Wind,
reiten
auf zu hohem Roß,
werfen
oftmals alles in die Waagschale,
laufen
sich die Hacken ab,
fliegen
bei manchen Gelegenheiten auf die Schnauze,
springen
dafür manchmal...
Willy Meurer
zurück ins Meer
ich muß dich umarmen
mich dir zärtlich hingeben
wie sanft du mich wiegst
wie stark deine Arme mich tragen
doch deine Küsse sind harte Tränen
ich gehe nicht mehr so leicht
dem Ufer zu
das Meer
unwiederbringliche
Wellen
die sich erheben
die mich zähmen
unaufhörlich
wohin geht das Meer
wenn es mich verläßt
manchmal kann ich nicht atmen
kann ich mich nicht erinnern
Anke Maggauer-Kirsche
Beizeiten
Es braucht eben Hoffnung, um Hoffnung zu haben
Und wo nicht geliebt wird, da ist keine Lieb'.
Man kann auch nicht würzen, wenn's an Würze mangelt,
So wird der Gerechte zuweilen zum Dieb.
Um dies zu verstehen, bedarf's der Erfahrung,
daß man, trotz Erfahrung, nicht alles versteht.
So kommt es, daß einem der Glaube, die Hoffnung,
ja, manchmal Gott selber gehörig vergeht!
Thomas S. Lutter
Meiner Frau
In deinem Zimmer fand ich meine Stätte.
In deinem Zimmer weiß ich, wer ich bin.
Ich liege tagelang in deinem Bette
Und schmiege meinen Körper an dich hin.
Ich fühle Tage wechseln und Kalender
Am Laken, das uns frisch bereitet liegt.
Ich staune manchmal still am Bettgeländer,
Wie himmlisch lachend man die Zeit besiegt.
Bisweilen steigt aus fernen Straßen unten
Ein Ton zu unserm Federwolkenraum,
Den schlingen wir verschlafen in die bunten
Gobelins, gewirkt aus Küssen, Liebe, Traum.
Ernst Wilhelm Lotz