Märchen Zitate (Seite 3)
Nur ein Traum
Ich muss beide Augen schließen,
um dich zu berühren,
und lass ich 'ne Träne fließen,
kann ich dich auch spüren.
Es ist ein berauschender Duft,
der mich zärtlich umhüllt,
für mich ist es Frühlingsluft,
die ein Märchen erfüllt.
Doch öffne ich dann die Lider,
lieg ich alleine im Raum,
mir zittern sämtliche Glieder,
ich weiß – du bist nur ein Traum.
Horst Rehmann
Es war einmal…
…da trafen sich zwei Wellen im Ozean.
Sie vereinten sich
und es wurde eine Woge daraus,
die stark über die Fluten dahinrollte.
Sie trennten sich und trafen sich wieder.
Und wieder waren sie gemeinsam stark.
Sie trennten sich und trafen sich erneut.
Doch siehe da,
die einzelnen Wassertropfen hatten sich verändert.
Die Kraft war gewichen;
mag sein
in zwei andere Wellen…
Das war das Märchen von dir und mir.
Irina Rauthmann
Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
sind Schlüssel aller Kreaturen,
wenn die, so singen oder küssen,
mehr als die Tiefgelehrten wissen,
wenn sich die Welt ins freie Leben
und in die Welt wird zurückbegeben,
wenn dann sich wieder Licht und Schatten
zu echter Klarheit wieder gatten,
und man in Märchen und Gedichten
erkennt die wahren Weltgeschichten,
dann fliegt vor einem geheimen Wort
das ganze verkehrte Wesen fort.
Novalis
Liederfrühling
Der Lenz ist da,
Und fern und nah
Gibt's neue Weisen und Lieder;
Wie einst Merlin
So lausch ich hin,
Und alles schreib' ich nieder.
Hoch in der Luft
Was die Lerche ruft,
Was die Drossel klagt im Hollunder,
Was den Rosen all'
Die Nachtigall
Flötet, Sagen und Wunder;
Was die Schlange klug
Ihre Kinder frug,
Die im Sonnenlicht schillern,
Was Hänfling und Fink
Im Fluge flink
Einander zwitschern und trillern;
Was die Vögel gewußt,
Die voll Wanderlust
Aus dem Süden erst gekommen,
Was...
Heinrich Leuthold
Das Glück
Hat wer von Glück gesprochen?
Ist gar ein schönes Wort,
Dem Ohr ist es verklungen,
Dem Herzen hallt es fort.
Wie eine holde Sage,
Vom Glauben fromm geweiht,
So wie ein reizend Märchen
Aus längst vergangner Zeit.
Es weckt so süße Ahnung
Wo es die Herzen traf,
Und wiegt auch große Kinder
Zuweilen noch in Schlaf.
Auguste Kurs
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten
daß ich so traurig bin
Ein Märchen aus uralten Zeiten
das kommt mir nicht aus dem Sinn
Die Luft ist kühl und es dunkelt
und ruhig fließt der Rhein
Der Gipfel des Berges funkelt
im Abendsonnenschein
Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar,
Ihr gold'nes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar,
Sie kämmt es mit goldenem Kamme,
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewalt'ge Melodei.
Den Schiffer im kleinen Schiffe,
Ergreift es...
Heinrich Heine
Briefblatt
Es lohnt sich nicht, die Welt erlösen zu wollen!
... weiß Gott! es lohnt sich nicht ... und nicht,
die dazu nötig und auch das Schellenklappern
paßt mir nicht ...
Still im grünen Walde will ich gehen,
still am weißen Strande will ich sitzen und
auf Sonne, Wind und Welle lauschen
und den Wolken zusehn, die am Himmel spielen ...
und die Märchen, die sie mir erzählen,
will ich nur den Kindern bringen, die da drüben
in den Dünen und im weißen Sande sich tummeln
und vielleicht noch...
Cäsar Otto Hugo Flaischlen
Deutsche Freiheit lebet nur im Liede.
Deutsches Recht – es ist ein Märchen nur!
Deutschland's Wohlfahrt ist ein Friede
voll von Willkür und Zensur!
Drum zieh'n wir aus dem Vaterlande,
kehren nie und nimmer mehr zurück.
Suchen Freiheit uns im fremden Lande:
'Freiheit' ist nur Leben – ist nur Glück!
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben