Macht Zitate (Seite 72)
Was er liebt, ist keinem fraglich;
Triumphierend und behaglich
Nimmt es seine Seele ein
Und befiehlt: So soll es sein.
Suche nie, wo dies geschehen,
Widersprechend vorzugehen,
Sintemalen im Gemüt
Schon die höchste Macht entschied.
Ungestört in ihren Lauben
Laß die Liebe, laß den Glauben,
Der, wenn man es recht ermißt,
Auch nur lauter Liebe ist.
Wilhelm Busch
Wer möchte diesen Erdenball
Noch fernerhin betreten,
Wenn wir Bewohner überall
Die Wahrheit sagen täten.
Ihr hießet uns, wir hießen euch
Spitzbuben und Halunken,
Wir sagten uns fatales Zeug,
Noch eh' wir uns betrunken.
Und überall im weiten Land
Als langbewährtes Mittel
Entsproßte aus der Menschenhand
Der treue Knotenknittel.
Da lob' ich mir die Höflichkeit,
Das zierliche Betrügen.
Du weißt Bescheid, ich weiß Bescheid;
Und allen macht's Vergnügen.
Wilhelm Busch
Bewaffneter Friede
Ganz unverhofft, an einem Hügel,
Sind sich begegnet Fuchs und Igel.
Halt, rief der Fuchs, du Bösewicht!
Kennst du des Königs Order nicht?
Ist nicht der Friede längst verkündigt,
und weißt du nicht, daß jeder sündigt,
Der immer noch gerüstet geht?
Im Namen seiner Majestät
Geh her und übergib dein Fell.
Der Igel sprach: Nur nicht so schnell.
Laß dir erst deine Zähne brechen,
Dann wollen wir uns weiter sprechen!
Und allsogleich macht er sich rund,
Schließt seinen dichten...
Wilhelm Busch
Sie 'st falsch und schön, das macht mir Schmerz,
Ich liebte sie so lang';
Sie brach den Schwur, sie brach mein Herz,
Das klang mir trüb' und bang.
Ein Strohkopf kam mit Geld und Gut,
Sie nahm ihn an mit frohem Muth,
Sie wußt' nicht, wie das ander'n thut,
Und wie's zum Herzen drang.
Ihr Alle, die Ihr Weiber liebt,
Seid hierin nur nicht blind:
Was Wunder, wenn man uns betrübt,
Sie sind 'mal so gesinnt.
O Weib, dem Mann zu Lust und Heil,
Dir ward des Engels Form zutheil,
Mehr kannst Du nicht...
Robert Burns
Ein Wort der Liebe
So du ein Wort der Liebe hast,
Verschließ es nicht im Herzen;
Brich es als Blütenzweig vom Ast
Zur Kühlung bittrer Schmerzen.
Laß es als Friedenshauch sofort
Von deinem Munde fließen,
Gleich Heimatsgruß, gleich Mutterwort
Wird es den Wandrer grüßen.
Es ist die Welt des Hasses voll,
Es bluten rings die Wunden;
Ein Wort, das aus dem Herzen quoll,
Macht manch' ein Herz gesunden.
Friedrich Brunold
Nacht
Das Tal ist ertrunken in Nacht,
Die taglang Mühsal vollbracht.
Nur des Bergbachs Schwellen und Dämpfen
Mahnt an das zeitlose Ringen und Kämpfen
Der Lebensschlacht.
Ein einziger bebender Schimmer durchbricht
Das Dunkel. Ist es ein Totenlicht?
Ist es ein Grüßen der Erde hinauf
Zu den Geschwistern im Sternenlauf?
Oder ein Hoffen des Ewig-Blinden,
Oben erlösende Wahrheit zu finden?
Rings um die Seele ist Nacht,
Drin ist ein Funken entfacht,
Möchte die Finsternis siegreich zerstreuen,
Über...
Jakob Boßhart
Wo sich Kraft will offenbaren,
Wird sie Widerstand erfahren,
Schlechtes sucht mit Gutem Streit –
Ist sie klein, wird sie erliegen,
Ist sie groß, so wird sie siegen
Über Tücke, Haß und Neid.
Aus derselben Ackerkrume
Wächst das Unkraut wie die Blume –
Und das Unkraut macht sich breit.
Doch es raubt nichts von dem Ruhme,
Duft und Glanz der schönen Blume.
Friedrich Martin von Bodenstedt
Die Menge, schwer zu überzeugen,
Kann Beispiel oder Macht nur beugen;
Drum soll, wer lehrt, die Worte sparen
Und sich durch Handeln offenbaren.
Verhaßt sind mir die Schwätzer alle
Mit ihrer Worte hohlem Schwalle,
Verhaßt sind mir die Glaubenswütigen
Wie die Verstandesübermütigen.
– Wer nicht durch ein erfreulich Leben
Weiß guten Lehren Reiz zu geben,
Dem wäre besser, daß er schwiege;
Denn nur durch Kampf gewinnt man Siege,
Und wo sich gutes Beispiel mehrt,
Wird selbst der Zweifler leicht...
Friedrich Martin von Bodenstedt
Kettenlied für den Fasching
Laßt uns den Fasching loben,
Und ihn lobpreisen heut';
Wir haben viele Proben
Von seiner Freundlichkeit:
Er schloß heut' allem Leide
Hienieden unser Herz,
Und öffnet es der Freude
Allein nur und dem Schmerz.
Die Weisheit hüllt nicht immer
In Falten ihr Gesicht,
Der Freude Rosenschimmer
Entstellt ihr Antlitz nicht:
Drum trat an ihre Stelle
Heut' Scherz und froher Mut;
Denn auch die Narrenschelle
Ist oft zum Lachen gut.
Es leb' in unserm Kreise
Die Weisheit, welche...
Johann Aloys Blumauer
Geburtstagslied für eine
kranke Freundin
Wir alle freuten uns des Tag's,
Der dich zur Welt gebracht,
Und dachten an den Umstand nicht,
Der dir des Lebens süße Pflicht
So schwer und bitter macht.
Ach! Mancher, der sein Plätzchen hier
Oft mehr entehrt, als ziert,
Hat doch hienieden Luft genug,
Indeß dir jeder Athemzug
Zum lauten Seufzer wird.
Und trotz der vielen Seufzer scheint
Das Leben dir nicht hart;
Denn niemand ist, der lebensfroh,
Wie du, mit jedem Seufzer so
Ein Freudenlächeln...
Johann Aloys Blumauer