Lust Zitate (Seite 39)
Tieck führte nicht bloß die Leier, sondern auch den Bogen mit dem Köcher voller klingenden Pfeile. Er war trunken von lyrischer Lust und kritischer Grausamkeit, wie der delphische Gott. Hatte er gleich diesem irgendeinen literarischen Marsays erbärmlichst geschunden, dann griff er, mit den blutigen Fingern, wieder lustig in die goldenen Saiten seiner Leier und sang ein freudiges Minnelied.
Heinrich Heine
Ein wahres Bekenntniß der Inquisition, an deren Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit bei der Beschaffenheit ihrer Natur gar nicht zu zweifeln ist, könnte der wunderlichen Schopenhauerschen Theorie von der Liebe zu Statten kommen; sie spürte jedes Mal, und lange vor ihrem eigenen Unglück, sobald sie Kinder erblickte, große Lust, sie aus der Welt zu schaffen und dachte: wenn es nur niemand sähe, so brächte ich euch um!, war dabei aber eine äußerst gutmüthige Person.
Christian Friedrich Hebbel
Liebe, das ist die gierig quellende Lust am Dasein. Wessen Seele davon erfüllt ist, an dem hat alle Skepsis ihre Macht, das Rätsel des Lebens seinen Sinn verloren. Liebe allein bildet das Leben fort, ist die zeugende Kraft. In Seelen voll Liebe sind alle Leiden in Freuden, alle Fragen in Taten verwandelt und gelöst.
Carl Ferdinand Max Hauptmann
Euer Verlangen geht danach, von außen her so viel Schönes und Gutes und Angenehmes an euch zu bringen, als eben möglich. Aber ich behaupte, die wahre, die rechte Lust ist diejenige, welche nicht von außen kommt, sondern welche man als innerstes, wesenhaftes Leben seiner erkennenden Natur hat.
Robert Hamerling