Lust Zitate (Seite 19)
Blumen sehet ruhig sprießen,
Reizend euer Haupt umzieren;
Früchte wollen nicht verführen,
Kostend mag man sie genießen.
Bieten bräunliche Gesichter
Kirschen, Pfirschen, Königspflaumen,
Kauft! denn gegen Zung' und Gaumen
Hält sich Auge schlecht als Richter.
Kommt, von allerreifsten Früchten
Mit Geschmack und Lust zu speisen!
über Rosen läßt sich dichten,
In die äpfel muß man beißen.
Sei's erlaubt, uns anzupaaren
Eurem reichen Jugendflor,
Und wir putzen reifer Waren
Fülle nachbarlich...
Johann Wolfgang von Goethe
Vom Vater hab ich die Statur,
Des Lebens ernstes Führen,
Vom Mütterchen die Frohnatur
Und Lust zu fabulieren.
Urahnherr war der Schönsten hold,
Das spukt so hin und wieder;
Urahnfrau liebte Schmuck und Gold,
Das zuckt wohl durch die Glieder.
Sind nun die Elemente nicht
Aus dem Komplex zu trennen,
Was ist denn an dem ganzen Wicht
Original zu nennen?
Johann Wolfgang von Goethe
Mailied
Wie herrlich leuchtet
Mir die Natur!
Wie glänzt die Sonne!
Wie lacht die Flur!
Es dringen Blüten
Aus jedem Zweig
Und tausend Stimmen
Aus dem Gesträuch
Und Freud' und Wonne
Aus jeder Brust.
O Erd', o Sonne!
O Glück, o Lust!
O Lieb', o Liebe!
So golden schön,
Wie Morgenwolken
Auf jenen Höhn!
Du segnest herrlich
Das frische Feld,
Im Blütendampfe
Die volle Welt.
O Mädchen, Mädchen,
Wie lieb' ich dich!
Wie blickt dein Auge!
Wie liebst du mich!
So liebt die Lerche
Gesang und Luft,
Und...
Johann Wolfgang von Goethe
Vorüber
O darum ist der Lenz so schön
Mit Duft und Strahl und Lied,
Weil singend über Tal und Höh'n
So bald er weiter zieht;
Und darum ist so süß der Traum,
Den erste Liebe webt,
Weil schneller als die Blüt' am Baum
Er hinwelkt und verschwebt.
Und doch! Er läßt so still erwärmt,
So reich das Herz zurück;
Ich hab' geliebt, ich hab' geschwärmt,
Ich preis' auch das als Glück.
Gesogen hab' ich Strahl auf Strahl
Ins Herz den kurzen Tag;
Die schöne Sonne sinkt zu Tal.
Nun komm', was kommen...
Emanuel Geibel
Das ist's
Das ist's, was an der Menschenbrust
Mich oftmals läßt verzagen,
Daß sie den Kummer wie die Lust
Vergißt in wenig Tagen.
Und ist der Schmerz, um den es weint,
Dem Herzen noch so heilig –
Der Vogel singt, die Sonne scheint.
Vergessen ist er eilig.
Und war die Freude noch so süß –
Ein Wölkchen kommt gezogen,
Und vom geträumten Paradies
Ist jede Spur verflogen.
Und fühl ich das, so weiß ich kaum,
Was mir weckt tiefre Schauer,
Daß gar so kurz der Freude Traum,
Oder so kurz die Trauer?
Emanuel Geibel
Herbstlich sonnige Tage,
Mir beschieden zur Lust,
Euch mit leiserem Schlage
Grüßt die atmende Brust.
O wie waltet die Stunde
Nun in seliger Ruh!
Jede schmerzende Wunde
Schließet leise sich zu.
Nur zu rasten, zu lieben,
Still an sich selber zu baun,
Fühlt sich die Seele getrieben
Und mit Liebe zu schaun.
Jedem leisen Verfärben
Lausch ich mit stillem Bemühn,
Jedem Wachsen und Sterben,
Jedem Welken und Blühn.
Was da webet im Ringe,
Was da blüht auf der Flur,
Sinnbild ewiger Dinge
Ists dem...
Emanuel Geibel
Es brach schon manch ein starkes Herz,
Da man sein Leben ihm entriß,
Und manches duldend wandte sich
Und ward voll Haß und Finsternis,
Und manches, das sich blutend schloß,
Schrie laut nach Lust in seiner Not
Und warf sich in den Staub der Welt:
Der schöne Gott in ihm war tot.
Dann weint ihr wohl und klagt euch an;
Doch keiner Thräne heißer Reu'
Macht eine welke Rose blühn,
Erweckt ein totes Herz aufs neu! –
Emanuel Geibel
Dienstfertig ist nur der zu nennen,
Des Absicht wir für rein erkennen;
Der nicht verlangt, daß man ihn ehrt,
Und weder Dank noch Lohn für seinen Dienst begehrt.
Doch wer vor Eifer scheint zu brennen,
Und dennoch auf geheimer Spur
Sucht irgendeine Lust zu stillen,
Und seinen Beutel anzufüllen,
Der dient – sich selber nur.
Wilhelm Fremerey
Quell aller Weisheit, Herr und Vater mein,
du siehst mein Herz, dir spricht mein Händefalten,
o laß dein Licht auf meinen Wegen sein;
gibt mir die Kraft – du gibst sie nur allein -,
aus Sünd und Schwachheit mich herauszuschälen,
und lehre mich, an deines Auges Schein
des eignen Auges matten Sinn zu stählen,
auf daß die Lust ihm wird, den rechten Pfad zu wählen.
Theodor Fontane
Ein Anderes an der Freunde Einen
Laß den Tag deine sein, doch deine nicht alleine:
gib uns ein Teil davon, uns, die wir auch sind deine,
als wie du unser bist! Verschleiß' die liebe Zeit
mit angenehmer Lust und leichter Fröhlichkeit!
Wir sind bereit darzu, in was wir nur vermügen,
dich mit auch gleicher Gunst und Liebe zu vergnügen.
Schon' keine Kosten nicht, und denke dies darbei,
daß in dem ganzen Jahr' ein solcher Tag nur sei!
Paul Fleming (Flemming)
Einem Kinde
Sei nicht traurig,
sei nicht traurig…
es ist heute nur
so trübe,
es ist heute nur
so schwer!
Morgen blitzt die Sonne wieder,
Rosen leuchten weiß und rot,
und mit lauter Lerchenliedern
jubelt's in den hellen Morgen,
jubelt's in den blauen Himmel
siegreich über Leid und Not…
quillt und schwillt mit jungen Kräften,
quillt und schwillt mit junger Lust
lebenswarm dir in die Brust;
weckt und wappnet deine Seele
glaubensfroh zu neuer Wehr…
Sei nicht zag drum,
sei nicht traurig…
es ist...
Cäsar Otto Hugo Flaischlen
Redet mir nicht von siebzig Jahren,
Redet mir nicht von Kräftesparen,
Der eine vertut's und hat's doch immer,
Der andre spart's und gebraucht's doch nimmer.
Hab ich die Siebzig nun erklommen,
Und Gott erhält mir in allen Gnaden
Die Lust an seiner Wälder Pfaden,
Den fröhlichen Blick zwischen Licht und Wahn,
Und liebe Menschen zugetan,
Wohlan, so mögen auch achtzig kommen!
Johann Georg Fischer
Im Boot des Lebens
Manchmal verspüre ich
große Lust,
mein Lügennetz
mit all den zusammengefischten
Ausreden, Vorurteilen
und vorläufigen Antworten
über Bord zu werfen,
mit dem Boot meines Lebens
hinauszusegeln
in noch unbekannte Gewässer,
um dort meine Netze
auszuwerfen
nach klaren Worten,
weiterführenden Gedanken
und herzerfrischenden Gefühlen,
die meinen Hunger nach Aufrichtigkeit
und meinen Durst nach Ehrlichkeit
stillen könnten.
Ernst Ferstl