Lieder Zitate (Seite 5)
Du bist im Strahlenkleide
Die Sonne, lieb und mild,
Du bist auf grüner Heide
Ein schön' Madonnenbild.
Der lichte Schein des Goldes
Erglänzt in deinem Haar:
Blau-Äugelein, du holdes,
O schütz' mich immerdar.
Ich sinke vor dir nieder
Voll sehnender Begier,
Und jedes meiner Lieder
Ist ein Gebet zu dir,
Ein Flehen nur, ein scheues,
Um Rettung aus Gefahr;
Blau-Äugelein, du treues,
O schütz' mich immerdar.
O diese Augen beide
So mild, so fromm, so gut,
Darüber das Geschmeide
Der zarten Wimper...
Eduard Ernst Heinrich Kauffer
Eine Seele
In deinen Liedern lebt mein Leben,
Durch meine Lieder strömt dein Blut.
Ein unerschöpftes Nehmen, Geben
Und eine unerschöpfte Glut.
Ein Lächeln nur und nur ein</em> Leiden,
Du bist in mir und ich in dir.
Und kommt das Glück, es winkt uns beiden,
Und keiner bettelt: Komm zu mir!
Und wenn mein Blick vom letzten Ziele
Ins fremde Land hinüberrinnt,
Du fühlst es mit, wie ich es fühle,
Weil wir so ganz verkettet sind.
Ludwig Jacobowski
Alles eitel
Die güldenen Dukaten
die waren mir zu schwer;
wohin sie all geraten,
das weiß ich schon nicht mehr.
Die goldnen Lieder streute
ich aus mit leichtem Sinn,
es nahm als flüchtge
Beute Vergessenheit sie hin.
Und meiner Lieb Geschmeide,
der Treue funkelnd Erz,
zerbrach mit seinem Eide
ein falsches Mädchenherz.
So blieb mir in dem Leben
von allem Gold allein
das Feuergold der Reben,
der goldne Feuerwein,
Und bleibt mir bis zum Grabe
gewißlich treu und hold;
so lang ich Silber habe,
ist...
Friedrich Hornfeck
Winter
Du lieber Frühling, wohin bist du gegangen?
Noch schlägt mein Herz, was deine Vögel sangen.
Die ganze Welt war wie ein Blumenstrauß,
Längst ist das aus!
Die ganze Welt ist jetzt, o weh,
Barfüßle im Schnee.
Die schwarzen Bäume stehn und frieren,
Im Ofen die Bratäpfel musizieren,
Das Dach hängt voll Eis.
Und doch! Bald kehrst du wieder, ich weiß, ich weiß!
Bald kehrst du wieder,
O, nur ein Weilchen,
Und blaue Lieder
Duften die Veilchen!
Hermann Oscar Arno Alfred Holz
Trinklied im Winter
Das Glas gefüllt!
Der Nordwind brüllt;
Die Sonn' ist niedergesunken!
Der kalte Bär
Blinkt Frost daher!
Getrunken, Brüder, getrunken!
Die Tannen glühn
Hell im Kamin,
Und knatternd fliegen die Funken!
Der edle Rhein
Gab uns den Wein!
Getrunken, Brüder, getrunken!
Der edle Most
Verscheucht den Frost,
Und zaubert Frühling hernieder;
Der Trinker sieht
Den Hain entblüht,
Und Büsche wirbeln ihn Lieder!
Er hört Gesang
Und Harfenklang,
Und schwebt durch blühende Lauben!
Ein...
Ludwig Heinrich Christoph Hölty
Der Frühling
Wenn aus der Tiefe kommt der Frühling in das Leben,
Es wundert sich der Mensch, und neue Worte streben
Aus Geistigkeit, die Freude kehret wieder
Und festlich machen sich Gesang und Lieder.
Das Leben findet sich aus Harmonie der Zeiten,
Daß immerdar den Sinn Natur und Geist geleiten,
Und die Vollkommenheit ist Eines in dem Geiste,
So findet vieles sich, und aus Natur das meiste.
(Scardanelli)
Johann Christian Friedrich Hölderlin
Blütenreife
I.
Die Blüten schlafen am Baume
In schwüler, flüsternder Nacht,
Sie trinken in duftigem Traume
Die flimmernde, feuchte Pracht.
Sie trinken den lauen Regen,
Den glitzernden Mondenschein,
Sie zittern dem Licht entgegen,
Sie saugen es taumelnd ein:
Sie sprengen die schweigende Hülle
Und gleiten berauscht durch die Luft
Und sterben an der Fülle
Von Glut und Glanz und Duft.
Das war die Nacht der Träume,
Der Liebe schwül gärende Nacht,
Da sind mit den Knospen der Bäume
Auch meine Lieder...
Hugo von Hofmannsthal
Im Weitergehn
Was melden deine Lieder nur
Als über dir der Wipfel Wehn
Und deiner Schritte Wanderspur
Im Weitergehn?
Was überraschend dich entzückt,
Und hast es hundertmal gesehn,
Was deine Hand aus Liebe pflückt
Im Weitergehn.
Uralte Lust will sich erneun,
Im Liede staunend auferstehn –
So laß dir goldne Wunder streun
Im Weitergehn!
Karl Henckell
Mir träumte einst von wildem Liebesglühn,
Von hübschen Locken, Myrten und Resede,
Von süßen Lippen und von bittrer Rede,
Von düstrer Lieder düstern Melodien.
Verblichen und verweht sind längst die Träume,
Verweht ist gar mein liebstes Traumgebild'!
Geblieben ist mir nur, was glutenwild
Ich einst gegossen hab in weiche Reime.
Du bliebst, verwaistes Lied! Verweh jetzt auch,
Und such das Traumbild, das mir längst entschwunden,
Und grüß es mir, wenn du es aufgefunden -
Dem luft'gen Schatten send...
Heinrich Heine
Ich steh auf des Berges Spitze,
Und werde sentimental.
»Wenn ich ein Vöglein wäre!«
Seufz ich vieltausendmal.
Wenn ich eine Schwalbe wäre,
So flög ich zu dir, mein Kind,
Und baute mir mein Nestchen,
Wo deine Fenster sind.
Wenn ich eine Nachtigall wäre,
So flög ich zu dir, mein Kind,
Und sänge dir nachts meine
Lieder herab von der grünen Lind'.
Wenn ich ein Gimpel wäre,
So flög ich gleich an dein Herz;
Du bist ja hold den Gimpeln,
Und heilest Gimpelschmerz.
Heinrich Heine
Solidität
Liebe sprach zum Gott der Lieder,
Sie verlange Sicherheiten,
Ehe sie sich ganz ergebe,
Denn es wären schlechte Zeiten.
Lachend gab der Gott zur Antwort:
Ja, die Zeiten sich verändern,
Und du sprichst jetzt wie ein alter
Wuchrer, welcher leiht auf Pfändern.
Ach, ich hab nur eine Leier,
Doch sie ist von gutem Golde.
Wieviel Küsse willst du borgen
Mir darauf, o meine Holde?
Heinrich Heine
Die heilige Liebe
Fern von Gottes Herzen,
Ihrem Heimatland,
Ist die Seele einsam
An die Welt gebannt.
Ein geheimes trauern
Winkt ihr himmelwärts,
Doch ihr fehlt Verständnis
Für den eignen Schmerz.
Bis das Lied des Himmels,
Bis sich niedersenkt
Liebe - und die Sehnsucht
Nach der Heimat lenkt.
Liebe ist die Seele,
Was dem Alpenkind
Der verlornen Berge
Ferne Lieder sind.
Darum ist der Seele,
Einz'ge Ruhefrist,
Wenn sie ruht, wo einzig
Ihre Heimat ist.
Moritz Hartmann
Herbststurm
Dich hat der Sturm begnadet,
erfasst hat dich sein Hauch –
da nun zum Tanz er ladet:
dich lud er auch!
Fliege! Schwebst du auch nieder
auf braunen Wintergrund –
singe, o singe die Lieder,
so froh – so wund! –
Dich hat der Sturm begnadet,
erfasst hat dich sein Hauch –
da nun zum Tanz er ladet:
dich lud er auch!
Otto Erich Hartleben
Lebensüberfluß
Rauschende Bäche quellenden Lebens,
Tönet wie Lieder in meine Ruh!
Sehet, erfüllt ist's: nimmer vergebens
Schau' ich in Sehnsucht den Wellen zu.
Draußen in sommerdämmernder Laube
Wiegt die holde Geliebte mein Kind,
Hoch an dem Dache reift mir die Traube,
Goldne Fäden die Parze spinnt.
Schwellende Segel auf ruhigen Wogen
Bringen mir Gäste, Früchte und Fracht;
Meine Auen sind bienenumflogen,
Nachtigallen singen bei Nacht.
Rauschende Bäche quellenden Lebens,
Spült ihr mich fort...
Julius Waldemar Grosse
Am Flusse
Verfließet, vielgeliebte Lieder,
Zum Meer der Vergessenheit!
Kein Knabe sing' entzückt euch wieder,
Kein Mädchen in der Blütenzeit.
Ihr sanget nur von meiner Lieben;
Nun spricht sie meiner Treue Hohn.
Ihr wart ins Wasser eingeschrieben;
So fließt denn auch mit ihm davon.
Johann Wolfgang von Goethe