Liebe Ist Zitate (Seite 131)
Ja, mancher steht und wartet in der Welt,
Und weiß nicht recht, worauf er warten soll.
Wer zuviel Freundschaft hofft, sieht selbst im Freunde
Den kalten Freund. Ach, diese Alltagswelt
Ist voll von leeren Busen, leeren Herzen,
Daß man die Liebe nicht verschleudern muß,
Um nicht in jenen schlimmsten Fall zu kommen,
Daß man um Liebe bettelt, und wie Bettler
Mit Höhnen vor die Tür gewiesen wird.
Ludwig Tieck
Es kommt ein Schiff
Es kommt ein Schiff, geladen
bis an den höchsten Bord.
trägt Gottes Sohn voll Gnaden,
des Vaters ewig's Wort.
Das Schiff geht still im Triebe,
trägt eine teure Last;
das Segel ist die Liebe,
der Heilige Geist der Mast.
Der Anker haft' auf Erden,
da ist das Schiff an Land.
Das Wort soll Fleisch uns werden,
der Sohn ist uns gesandt.
Zu Bethlehem geboren
im Stall ein Kindelein,
gibt sich für uns verloren;
gelobet muß es sein.
Und wer dies Kind mit Freuden
umfangen, küssen...
Johannes Tauler
Du willst es nicht in Worten sagen,
Doch legst dus brennend Mund auf Mund,
Und deiner Pulse tiefes Schlagen
Tut liebliches Geheimnis kund.
Du fliehst vor mir, du scheue Taube,
Und drückst dich fest an meine Brust,
Du bist der Liebe schon zum Raube
Und bist dir kaum des Worts bewußt.
Du biegst den schlanken Leib mir ferne,
Indes dein roter Mund mich küßt;
Behalten möchtest du dich gerne,
Da du doch ganz verloren bist.
Du fühlst, wir können nicht verzichten;
Warum zu geben scheust du noch?
Du...
Theodor Storm
Wie wundersam ... !
Wie wundersam ist dies Verlorengeh'n
In Liebestiefen ohne Ziel und Schranken:
Die ganze Welt mit lichten Augen seh'n,
Im Sonnenschimmer klarer Freude geh'n,
Eins sein in einem tiefen Glücksgedanken!
Und wie im Leben auch die Stürme weh'n,
Da ist kein Zagen und da ist kein Schwanken:
Fest steht die Liebe, wie die Sterne steh'n –
Wie wundersam ist dies Verlorengeh'n
In Liebestiefen ohne Ziel und Schranken!
Karl Stieler
Die Liebe
...sie ist es,
die dir die Hand reicht,
dich trägt
durch all die Zeit!
...sie ist es,
die Licht in deine Dunkelheit trägt,
dich erhellt
in all dem Leid!
...sie ist es,
die dich nimmt so wie du bist,
dich tröstet
in all der Verletzlichkeit!
...sie ist es,
die dir alles vergibt,
dich liebt
bis in alle Ewigkeit!
Petra Speth
Entschluß
Und bist du mir auch nicht beschert,
Dein Anschaun sei mir nicht verwehrt.
Ich will's genießen still entsagend,
Kein irdisches Gelüste tragend.
Es sprach zur Sonne einst der Schnee:
»Frau Sonne, laß mich, tust mir weh!«
Sie ging. Doch er ward grau und trübe,
Als fehlte ihm der Strahl der Liebe.
Da rief die Sonne er zurück,
Sie wärmte ihn mit Feuerblick,
Bis daß sein schimmernd Weiß ergraute.
Sie glänzte fort; doch er zertaute.
Du bist die liebe Sonne mir,
Und Wollust ist ein Blick...
Felix Schumann
Zu spät
Da ich von Liebe nichts wußte,
Ein Knabe schmuck und fein,
Da wollt mich alles küssen,
Die Mädchen groß und klein.
Das tät mich oft verdrießen,
Das Küssen ringsherum,
Da ich von Lieb nichts wußte,
Ein Knabe fromm und dumm.
Jetzt, wo ich küssen möchte,
Ein alter Knabe schon,
Da werden rot die Mädchen,
Sprech ich ein Wort davon.
Ach hätt ich jetzt die Küsse,
Die damals ich verschmäht,
Ach wär ich Knabe wieder!
Doch jetzt ist es zu spät.
Felix Schumann
So rein ist Mutterliebe, wie die Sonne;
Kein Herz kann lieben, wie das Mutterherz.
Des Kindes Freude ist der Mutter Wonne,
Des Kindes Weinen ist der Mutter Schmerz.
Kann man doch einzig aus der Mutter Augen
Den frommen Ausdruck stiller Liebe saugen;
Der Blick, der immer Gutes sinnt:
Es ist der Mutter Blick aufs Kind.
Johann Heinrich Schulze
Es ist wohl schwer, zu ziehen
Von denen, die uns lieb,
Und die ein heftig Fühlen
In uns're Seele schrieb;
Doch ist ob allen Häuptern
Ein gleiches Blau gespannt,
Und eine gleiche Sonne
Wärmt auch das fernste Land.
Es ist wohl schwer zu scheiden
Auf immer von der Welt,
Von allem was sie Theures
Für unser Herz enthält;
Doch öffnet einst ein Himmel
Sein golden strahlend Thor,
Und ruft verwandte Seelen
Vereinigend empor.
Doch bitt'rer noch und schwerer,
Als selbst des Todes Pein,
Ist lieben und...
Hyacinth von Schulheim
Wenn es dir übel geht, nimm es für gut nur immer;
Wenn du es übel nimmst, so geht es dir noch schlimmer;
Und wenn der Freund dich kränkt, verzeih's ihm und versteh:
Es ist ihm selbst nicht wohl, sonst thät er dir nicht weh;
Und kränkt die Liebe dich, sei dir's zur Lieb ein Sporn;
Daß du die Rose hast, das merkst du erst am Dorn.
Friedrich Rückert
Das Herz
Das Herz, das ist ein närrisch' Ding
Und plagt uns allezeit,
Bald sitzt es nicht am rechten Fleck,
Bald ist es viel zu weit!
Oft geht es falsch und nicht im Takt
Und ohne Fehler keins,
Jedoch das beste in der Welt,
Das ist, Geliebte, deins!
Das ist so rein und schlägt so treu
In Liebe, Schmerz und Glück!
Und freuen wird der Herrgott sich,
Bekommt er's einst zurück!
Gabriele (Hermine Josefine Elisabeth) von Rochow
Gib mir Liebe
Welche Wiesen duften deine Hände?
Fühlst du, wie auf deine Widerstände
stärker sich der Duft von draußen stützt.
Drüber stehn die Sterne schon in Bildern.
Gib mir, Liebe, deinen Mund zu mildern;
Ach, dein ganzes Haar ist unbenützt.
Sieh, ich will dich mit dir selbst umgeben
Und die welkende Erwartung heben
von dem Rande deiner Augenbraun;
wie mit lauter Liderinnenseiten
will ich dir mit meinen Zärtlichkeiten
alle Stellen schließen, welche schaun.
Rainer Maria Rilke