Liebe Zitate (Seite 98)
Die Liebe knüpft zwei Wesen miteinander, die Ehe schafft aus beiden eins; die Liebe stürzt ihren Freudenbecher hinunter, die Ehe schlürft ihn tropfenweise und leert ihn nur am Rand des Grabes. Die Liebe ist eine naschende Raupe, bis sie sich einspinnt in den Ehestand und dann reinere Nahrung aus Blumen saugt.
August von Kotzebue
"Doktorvater." – Eine Nebenwirkung der Liebe ist das Ja zur Abhängigkeit. Eine Nebenwirkung der Macht ist oft die Erzeugung einer Art Liebe bei den Abhängigen. Diese ertragen die Unwägbarkeiten der Abhängigkeit leichter, wenn sie den Mächtigen mit einem Gefühl liebesähnlicher Bewunderung akzeptieren. Zwischen Opfern und Kidnappern, Prüflingen und Prüfenden entstehen oft beschämend freiwillige Unterwürfigkeiten.
Rainer Kohlmayer
Das Band der Liebe und einer schrankenlosen Hingebung mag zwei Herzen noch so lange und glücklich vereinigt haben, das Band, das Hymen um sich schlingt, bereitet ihnen doch ein neues, bis dahin unbekanntes Glück. Die Ehe hat wie die Liebe ihren besonderen Honigmond. Täglich neu sich verlieren und täglich neu sich wiederfinden, mag dem Honigmond der Liebe seine Würze verleihen: aber auch das Bewußtsein, sein schönstes Glück immer nahe zu haben, ist beneidenswert.
Robert Hamerling
Die Liebe ist jetzt nicht mehr nur stark wie der Tod. Die Kraft Gottes ist mit der Stärke der Liebe schwach geworden bis in den Tod. Aber ihre Schwäche hat sich als stärker erwiesen als die stärkste Macht. Ihr Tod ist zu deinem Tod geworden, o Tod. Bewaffne dich also mit der Kraft der Liebe, wer immer du bist, du gottsuchender Angreifer, der du das Himmelreich erobern willst.
Guerric von Igny
Kinderherzen
Die Menschen wissen nicht, wie schön es eigentlich in Kinderherzen aussieht, in denen die Liebe aufblüht. Sie wissen aber auch nicht, wie zart diese Pflanze ist in ihrem Frühling und wie leicht ein Frost sie lähmt oder tötet. Mit eisiger Hand, frostig, durch und durch, wühlen die meisten Menschen in den Kinderherzen, und unter ihren Händen erstarrt der schöne Frühling. Die Pflänzchen der Liebe sterben, und kühle, kalte selbstsüchtige Menschheit nistet sich ein als tausendarmiges...
Jeremias Gotthelf