Liebe Zitate (Seite 235)
Müde
Ich schließ die Thüre hinter mir,
Will ohne Gäste sein;
Ich hab mich selbst verlassen,
Drum bin ich so allein.
Ich mache alle Läden zu,
Was soll mir Tag und Licht.
Das Feuer ist verglommen,
Die Sonne brauch ich nicht.
Ich fühle gar kein Leben mehr;
Die Liebe ist vorbei.
Ich kann nicht einmal weinen,
Aus mir ringt sich kein Schrei.
Ich habe keinen Gott und Freund
Und bin so sinnenleer,
Daß, wenn das Glück jetzt käme,
Ich fühlte es nicht mehr.
Ich schließ die Thüre hinter mir,
Bin nur für...
Otto Julius Bierbaum
Zwei Sprüche für Prüde:
Die Sittlinge müssen sich immer genieren,
Wenn Einer recht herzhaft von Liebe spricht.
Sie denken halt immer ans »Amüsieren«,
An des Rätsels Heiligkeit denken sie nicht.
Natur, mein Freund, ist immer sittlich.
Der Staatsanwalt freilich ist unerbittlich.
Jüngst hat er ein Andachtsbuch konfisziert,
Weil sich zwei Fliegen drauf kopuliert.
Otto Julius Bierbaum
Das Leben geht vorüber wie die Welle,
Und Jugend währt nur einen Augenblick;
Die Freuden fliehen mit Gedankenschnelle;
Wie Wetterleuchten zuckt der Liebe Glück:
O Weiser, richte auf die Freudenquelle
Der lichten Gottheit deinen wachen Sinn,
Daß sich des Daseins dunkles Meer erhelle,
Und schiffe sicher durch die Wogen hin.
Bhartrihari
Wetterleuchten
Zerrissene Wolken schimmern hell;
Matt funkeln vereinzelte Sterne.
Ein Wetterleuchten, feuergrell,
Zuckt auf in dämmernder Ferne.
Die flammende Unrast, abends spät
Von der Tagesschwüle geboren,
Dies Lenzgewitter, das rasch vergeht,
Im Grenzenlosen verloren:
Gemahnt an deine Liebe mich,
Die einst in heißen Stunden
So blendend kam, so jäh verblich
Und längst in Nacht entschwunden.
Maximilian Bern
Hautnah
Bleich fisteln sie ins Kirchenschiff hinein:
„Hautnah muß stets so fern wie möglich sein!“
Gewandelt haben glücklich sich die Zeiten.
Weit wurde nach und nach der Liebe Raum,
In dem sich Freude und auch Lust bereiten
Die Liebenden in ihrem wundervollen Traum. –
Da kommt mit Geist und Witz erfüllt
der Philosoph gekrochen.
Ein Freund der Frauen ist er in der Tat.
Er hat die Lunte nämlich schon von fern gerochen.
Man höre, was er messerscharf zu sagen hat:
„Was wähnet ihr? Hautnah sei...
Ruedi Berger
Denk' an deine Jugendsonne,
wenn dich's in der Seele friert;
träum von Jugendglück und Wonne,
wenn es Herbst im Herzen wird.
Strömt der Sonne Strahlenquelle
auch nur einen Augenblick: –
bleibt ihr Glanz in Herz und Seele
doch noch lange Zeit zurück!
Träumst du auch nur für Sekunden
von dem Glück, das längst dahin: –
ist dir gleich der Traum entschwunden,
lang' glüht dir sein Bild im Sinn.
Schmückst mit Blumen neu die Liebe,
suchst des Freundes treue Brust
gleich, als ob sie ewig...
Balder vom Berge
Stand wieder am Fenster
erinnerte meine Träume, deine Worte
du wolltest Zeit:
bleibst bei ihm
die Sonne sank unter Tränen
an jenem Tag
schloß das Fenster
die Nacht wurde kalt
weiß, bald gibt es
ein neues Morgenrot
und auch einen
klaren Himmel:
Träume bewahren
Sehnsucht erfüllen
Liebe fühlen
Worte leben
Volker Baumunk
Der Mond
guten Abend, du Rundgesicht,
Hüter der weidenden Sterne,
Nächtlicher Langfinger Arbeitslicht,
Heimlicher Liebe Laterne!
Hast mir so oft zum Stelldichein
Still und verschwiegen geleuchtet,
Sahest mit himmlischer Milde drein,
Wenn ich dir reuig gebeichtet.
Habe an dir in Gram und Leid
Stets einen Tröster gefunden,
Oft auch bist du zur rechten Zeit
Hinter den Wolken verschwunden.
Gälte ich etwas bei dem, der thront
Über den rollenden Welten,
Wollt' ich dir gerne, du treuer Mond,
All'...
Rudolf Baumbach
Guter Rat
Daß dir die Lieb versagt dein Schatz,
Ist weder schön noch recht,
Doch schimpf' nicht wie im Rohr der Spatz
Darum aufs ganze Geschlecht.
Und spring auch nicht in einen See
Vor lauter Gram und Pein.
Viel besser ist für Liebesweh
Als schnödes Wasser der Wein.
Geschwind die Kanne herab vom Brett!
Schau, golden rinnt's vom Spund.
Dein Leid ist tiefer nicht, ich wett',
Als deines Bechers Grund.
Rudolf Baumbach