Liebe Zitate (Seite 222)
Er schreitet durch das reifende Korn
der gute Gott mit weitem Schritt.
Sein Mantel rauscht, sein Haupt es nickt,
und alle Ähren nicken mit,
als hab’ er jede angeblickt
mit seinen guten Augen, fest und klar.
Und jede meint, daß er sie angehaucht
mit seinem milden Atem, ganz und gar.
Sie stecken ihre Köpflein dicht zusamm’
und flüstern scheu sich zu:
"Mir ist so seltsam heut im Sinn;
wie ist es dir, was fühlest du?"
Wie sprach er doch so vor sich hin:
"Bald habt ihr alle liebe Ruh'."
Carl Peter Fröhling
Ein Esel war einst auf der Weide
Und hörte da die Nachtigall,
Die lenzensfroh, zu seinem Neide,
Die Liebe sang mit süßem Schall.
Ei, denkt er, die will ich besiegen
(ein jeder, selbst ein Eselein,
Soll ja sein eigner Schmeichler sein)
Und übt sich auf sein Ia schon;
Doch schnell davon die Vöglein fliegen,
Sobald erschallt der Stimme Ton.
Ihr Dichterlinge, nutzt die Lehre
Und bleibet stets in eurer Sphäre,
Soll Spott nicht werden euer Lohn.
Friedrich II., der Große
Steinröschen
Wenn einsam auf der Berge Höhen
Der Schütze nach den Gemsen jagt,
Ergraute Felsen um ihn stehen
Und lauschen wie er trauernd klagt
Von Liebe die gewelkt dahin,
Von Blumen, die nun nimmer blüh'n, –
Da ruft in der Tiefe mit lockendem Laut
Steinröschen – die arme verwunschene Braut,
Da schwindelt's dem Schützen am Felsenrand,
Es zieht ihn hinunter die steile Wand. – –
Friedrich Friedreich
Entscheidungen
An der Gabelung meines Weges angekommen,
blättere ich erinnerungstrunken
in den Geschichten meines Lebens,
verfolgt von Gedanken an eine ungewisse Zukunft
Realität schmerzt
Liebe verhungert
Gefühle leiden
Angst lähmt
Unsicherheit behindert
Feige werfe ich meinen Stolz weg,
bette meine Träume in den Winterschlaf
und flüchte zurück in die Kapitel,
deren Ende ich schon kenne.
Eva Freiwald
Herr Gott im Himmel und auf Erden
laß mich dein Friedenswerkzeug werden.
Wo Haß, da laß mich Liebe spenden
Streit laß mich durch verzeihen enden.
Wo Zwietracht, laß mich Eintracht bringen,
laß Irrtum mich durch Wahrheit zwingen.
Wo Zweifel herrscht laß Glaub erstehen,
laß Finsternis im Licht zergehen;
daß, wie man es auch dreh' und wende,
die Traurigkeit in Freude ende.
Franz von Assisi
Ritter der Trauer
Keiner dreht sich nach dir um
Keiner sieht dich
Du bist allein
Verlassen in dieser Welt
Eine Feder im Wind
Ein Tropfen im Meer
Bettelarmes Wesen
Schmerz in deiner Seele
Krankes Herz
Verloren seit langer Zeit
Kein Ziel vor Augen
Im Niemandsland wo du stehst
Kein Reiz der dich erregt
Tot
Kalt im Gesicht und Leib
Gedankenlos
Keiner vermisst dich
Keiner hat für dich Zeit
Jetzt willst du sterben
Wo ist dein Sarg
Du bist nicht mehr da
Eine einzige Blume auf deinem Grab
Einsam dein...
Volkmar Frank
Du mein heißgeliebtes Ungeheuer
Du bist die dreizehnte Zunge
meines siebenköpfigen Drachens.
Speist Lügenbrunst aus dir heraus.
Mir wird ganz heiß von deinem Feuer,
doch du lachst mich dabei noch aus.
Ich steh' bei dir am Marterpfahl gefesselt,
mit deinen Pranken zerkratzt du mein Gesicht.
Aus jeder Wunde fließt der Saft des Herzens,
Du leckst ihn ab und scheust dich davor nicht.
Und deine Gier wird mit jedem Tropfen größer,
nur beißen ist dir nicht erlaubt.
Drum liebe ich dich mein süßer...
Volkmar Frank
Melancholie
Wozu leben wozu sterben
Hat mein Streben dennoch Sinn
Wieder wurd ein Tag geboren
Und wie lustlos ging er hin
Und es treibt mich auf und nieder
Und es treibt mich hin und her
Wo ist Anfang – wo ist Ende –
Und mein Leben ist so leer
Was soll bloß noch aus mir werden
Ich verlier fast den Verstand
Denn ich steh auf nackter Erde
All mein Träumen ist verbrannt
Weder Liebe weder Freude
Weder Schmerzen weder Leid
Spüre ich in meinem Herzen
Wie in der Vergangenheit
Vor den Augen wird es...
Volkmar Frank
Zerstoben sind die Wolkenmassen
Zerstoben sind die Wolkenmassen,
Die Morgensonn' ins Fenster scheint:
Nun kann ich wieder mal nicht fassen,
Daß ich die Nacht hindurch geweint.
Dahin ist alles, was mich drueckte,
Das Aug ist klar, der Sinn ist frei,
Und was nur je mein Herz entzückte,
Tanzt wieder, lachend, mir vorbei.
Es grüßt, es nickt; ich steh' betroffen,
Geblendet schier von all dem Licht :
Das alte, liebe, böse Hoffen –
Die Seele läßt es einmal nicht.
Theodor Fontane
Vertrauen</em>, schönster Stein in Königskronen,
Du Mutter aller Liebe und ihr Kind,
Du einzig Pfühl, auf dem wir sorglos schlummern,
Ich rufe dich, kehr' wieder in dies Herz!
Es gibt kein Glück, wo du den Rücken wandtest,
Es gibt kein Unglück, lächelst du aufs neu;
Laß kämpfen mich in deinem Spruch und Zeichen,
Und wieder wird das Leben mir zum Sieg.
Theodor Fontane
Guter Rat
An einem Sommermorgen
da nimm den Wanderstab,
es fallen deine Sorgen
wie Nebel von dir ab.
Des Himmels heitre Bläue
lacht dir ins Herz hinein
und schließt, wie Gottes Treue,
mit seinem Dach dich ein.
Rings Blüten nur und Triebe
und Halme von Segen schwer,
dir ist, als zöge die Liebe
des Weges nebenher.
So heimisch alles klingt
als wie im Vaterhaus,
und über die Lerchen schwingt
die Seele sich hinaus.
Theodor Fontane