Liebe Zitate (Seite 199)
Omnia vincit amor
Es liegt in einem kleinen Stall
zwischen Ochs und Eselein,
begleitet von Engelsschall
ein liebliches Kindelein.
Ein Lächeln von Glückseligkeit
und strahlend seine Augen,
erfüllt in seiner Göttlichkeit,
von Liebe und dem Glauben.
In erwartungsvoller Stille
die Welt in Schweigen liegt.
Sie horcht des Kindleins Wille,
das Maria nun in den Armen wiegt.
Bedächtig hebt es seine Hand
um zu segnen jedes Land.
Und es singen die Engel im Chor:
"Omnia vincit amor!"
Natunika
Komm zu mir!
O wende nicht dich ab von mir
Mit Augen thränenschwer!
Zog schöne Freude mich zu dir,
So thut's das Leid noch mehr.
Nicht frag' ich, was die süße Lust,
Der Stimme Klang dir nimmt:
Es ist die reiche Menschenbrust
Am leichtesten verstimmt.
O schweig' nur still! doch wenn ein Bann
Dich ungewohnt bezwingt,
Wenn, was dich sonst erfreuen kann
Mit holdem Schein, versinkt,
Wenn unter einer Seelenlast
Dein froher Muth entwich –
So komm zu mir zu stiller Rast
Denn sieh – ich liebe dich.
Marie von Najmájer
Herbstliche Liebe
Meine Seele spinnt dich ein;
schimmernde Marienfäden
sollen ihre Häscher sein.
Ihre Schlingen fühlst du kaum.
Eine rote Märtyrkrone
brech ich dir vom Eschenbaum.
Deine Stirne küß ich bleich –
und so führ ich dich gefangen
mitten durch mein Schattenreich.
Du wirst ganz mein eigen sein,
wirst verbluten und verblühen –
meine Seele spinnt dich ein.
Clara Müller-Jahnke
Kein Glück
Kein Glück! So hat die Alte mir
mit fahlem Lächeln prophezeit,
wer in der Liebe Spuren geht,
des Weggenoß heißt Herzeleid.
Kein Glück! Ich ging durch Klamm und Kluft
stieg gipfelauf in Mittagglast
und trank der Sonne rotes Blut
und mit mir trank der bleiche Gast.
Kein Glück! Ich trug den Demantkranz,
das Purpurkleid im Märchenschloß,
und steh nun doch an Abgrunds Rand –
und leise lacht...
Clara Müller-Jahnke