Lieb Zitate (Seite 101)
Hat er sie am Brunnen getroffen, wenn sie Wasser schöpfte, und gesagt: Lieb' Mädel, wer bist du? Hat er sich an den Pfeiler gestellt, wenn sie aus der Mette kam, und gefragt: Lieb' Mädel, wo wohnst du? Hat er sich bei nächtlicher Weile an ihr Fenster geschlichen und, indem er ihr einen Halsschmuck umgehängt, gesagt: Lieb' Mädel, wo ruhst du? Ihr hochheiligen Herren, damit war sie nicht zu gewinnen! Den Judaskuß erriet unser Heiland nicht rascher als sie solche Künste.
Ewald Christian von Kleist
Ich fühle, daß meine Liebe zu dir nicht eigennützig ist, nicht die Leidenschaft einer Liebhaberin, die alles dahingäbe, den erflehten Gegenstand zu besitzen. Fernando, mein Herz ist warm und voll für dich. Es ist das Gefühl einer Gattin, die aus Liebe selbst ihre Liebe hinzugeben vermag.
Johann Wolfgang von Goethe
Ja, ja, liebe Mutter, die ich nie so genannt habe, da ich noch nicht sprechen konnte. Ja, sie, meine erhabenste Vorstellung von reiner Liebe, aber keiner kalten, göttlichen, sondern der irdischen, wärmenden, mütterlichen Liebe. Zu ihr drängt meine bessere, müde gewordene Seele.
Graf Leo Nikolajewitsch Tolstoi
Eine Frage ist es, die zu lösen bliebe, / ob Lieb' das Glück führt oder Glück die Liebe. / Der Große stürzt: Seht seinen Günstling fliehn! / Der Arme steigt, und Feinde liegen ihn. / Soweit scheint Liebe nach dem Glück zu wählen: / Wer ihn nicht braucht, dem wird ein Freund nicht fehlen, / und wer in Not versucht den falschen Freund, / verwandelt ihn sogleich in einen Feind.
William Shakespeare