Licht Zitate (Seite 15)
In prächtigen Farben
naht wieder der Sommer.
Der Wind spielt
lächelnd im Haar,
streicht über die Felder,
liebkost deine Wangen.
Du weinst,
weil so schön
es einst war …
In prächtigen Farben
naht wieder der Sommer,
schenkt Blumen
und Wärme und Licht;
Erinnerung wandert
durch Tannenwälder,
die hohen Bäume
sie warten auf
auf dich …
Im Sommer kannst einmal noch
Hitze atmen,
die Liebe, das Sein
und den Tod;
in Farben und Flammen
schlägt alles zusammen –
an diesen Tagen
in Rot.
Ingrid Streicher
Auferstehung
Im Süden
brachen schon die Krusten auf.
Aus Knospen blüht es
weiß und rot und blau;
die Wiesen leuchten hell herüber,
stolz geht mit ihrem Kind
die Frau.
Bei uns
bläst noch der eis'ge Wind,
die Bäume frieren
und Berggipfel sind schneebedeckt.
Und doch: der Frühling kommt.
Die junge Sonne
hat ihn endlich aufgeweckt.
Schon morgen wird bei uns
das Licht der Blumen bunt erblühn,
das Grün
aus heut noch dürren Ästen wachsen
und Osterfriede
in die Herzen ziehn.
Ingrid Streicher
Bäume im Frühling
Die jungen Bäume drängen ans Licht,
Zartgrüne Blätter und Zweige
büscheln ganz dicht.
Und Sonnenstrahlen
dringen durch dunklen Wald,
die hohen Tannen,
sonst ernst und alt,
sie lächeln.
Doch immer wieder
rührt's mich an,
wenn ich den Birnbaum
auf der Wiese drüben
sehen kann.
Über zerklüftetem,
ganz rauhem Stamm
die weiße Spitzenblütenhaube –
so zart durftig
wie ein Schleier,
wie ein erster
Mädchentraum.
Ingrid Streicher
Letzter Hauch
Wem ich dieses klage,
weiß, ich klage nicht;
der ich dieses sage,
fühlt, ich zage nicht.
Heute heißt's Verglimmen,
wie ein Licht verglimmen,
in der Luft verschwimmen,
wie ein Ton verschwimmt.
Möge schwach wie immer,
aber hell und rein,
dieser letzte Schimmer,
dieser Ton mir sein.
David Friedrich Strauß (oder Strauss)
Es gibt eine Sorte
Es gibt eine Sorte im deutschen Volk,
Die wollen zum Volk nicht gehören,
Sie sind auch nur die Tropfen Gift,
Die uns im Blute gären.
Und weil der lebenskräftige Leib
Sie auszuscheiden trachtet,
So hassen sie nach Vermögen ihn
Und hätten ihn gern verachtet.
Und was für Zeichen am Himmel stehn,
Licht oder Wetterwolke,
Sie gehen mit dem Pöbel zwar,
Doch nimmer mit dem Volke.
Theodor Storm
Wie wenn das Leben wär nichts andres
Wie wenn das Leben wär nichts andres
Als das Verbrennen eines Lichts!
Verloren geht kein einzig Teilchen,
Jedoch wir selber gehn ins Nichts!
Denn was wir Leib und Seele nennen,
So fest in eins gestaltet kaum,
Es löst sich auf in Tausendteilchen
Und wimmelt durch den öden Raum.
Es waltet stets dasselbe Leben,
Natur geht ihren ew'gen Lauf;
In tausend neuerschaffnen Wesen
Stehn diese tausend Teilchen auf.
Das Wesen aber ist verloren,
Das nur durch ihren...
Theodor Storm
Mehr in der Töne Schwellen
Neigt sich die Seele dir;
Höher schlagen die Wellen,
Fluten die Pulse mir.
Fliehen und Wiederfinden,
Wechselnde Melodie!
Laß du die Seele schwinden,
Sterben in Harmonle.
Hörst du den Ruf erklingen,
Rührend dein träumend Ohr?
Weiße blendende Schwingen
Tragen dich wehend empor.
Selig, im Lichte zu schweben
Über den Wolken hoch!
Ließt du das süße Leben,
Kennst du die Erde noch?
Aber zum stillen Grunde
Zieht es hernieder schon;
Heimlich von Mund zu Munde
Wechselt ein...
Theodor Storm
Dämmerstunde
Im Nebenzimmer saßen ich und du;
Die Abendsonne fiel durch die Gardinen;
Die fleißigen Hände fügten sich der Ruh,
Vom roten Licht war deine Stirn beschienen.
Wir schwiegen beid'; ich wußte mir kein Wort,
Das in der Stunde Zauber mochte taugen;
Nur nebenan die Alten schwatzten fort -
Du sahst mich an mit deinen Märchenaugen.
Theodor Storm
Laß dich wieder, und immer wieder
mit meinen Worten umarmen.
Laß sie um dich legen,
wie du um mich hüllst
den Mantel,
wenn wir an üehlen Herbstabenden
über die Felder gehn,
wo sich die Nebel
silbern schon senken,
und der Wind die Gräser bewegt.
Ziellos irrte ich
auf der großen Erde,
bedrängt und verführt
von Dunklem
und schillernden Sünden.
Da gingst du auf
meines Schicksals Sonne.
Dein Licht milderte
alles Harte und Schwere,
verinnigte jede Lebensstunde,
alle Wesen und Dinge,
Schmerzen...
Francisca Stoecklin
Letzte Wonne
Du kennst die letzte Wonne nicht,
O Weib, und wirst sie nie ergründen:
In deinen Augen glüht ein Licht,
Das will nicht wärmen, will nur zünden!
Wohl ist es süß, wenn ohne Laut,
Wenn glutverzehrt von Qual und Hoffen,
Ein Menschenaug' in deines schaut,
Vom Blitzstrahl deines Blicks getroffen;
Doch weißt du nicht, wie süß das ist:
In jener Liebe sich ergeben,
Die liebend ihrer selbst vergißt
Und wähnt, ein Wunder zu erleben !
Die selig sich gestehen kann:
Ich schmied' aus Schönheit...
Karl Stieler
Zufriedenheit
Mein Herz, gib dich zufrieden!
Und fiel dein Los auch schlicht,
Dir war doch Sonne beschieden
Und Tausenden schien sie nicht!
Dir blühn gesunde Sinne,
Du schaffst in goldnem Licht;
Du wurdest Treue inne,
Und Tausenden wurden's nicht!
Und was du ja mußt klagen,
Wird selber zum Gedicht;
Du kannst deine Schmerzen sagen,
Und Tausende können's nicht.
Karl Stieler
Ein Gottesbild und sein Altar
Komm, erschließe dich dem Lichte,
Tritt aus dem beengten Zelt,
Blicke groß in die Geschichte,
Lebe mit Natur und Welt.
Alle Farben, alle Flammen,
Die das Schöpfungsrund dir weist,
Fasse in ein Bild zusammen
Und vertrau' es deinem Geist.
Sieh, aus deines Geistes Rahmen
Wird es leuchten wunderbar,
Wesen gibst du ihm und Namen
Und dein Herz ist sein Altar.
Nenn' es Freiheit, nenn' es Milde,
Was dein helles Auge fand,
Doch der Grund der Weltgebilde
Gibt dem...
Johann Fercher von Steinwand
Das Schöne bewundern,
Das Wahre behüten,
Das Edle verehren,
Das Gute beschließen;
Es führet den Menschen,
Im Leben zu Zielen,
Im Handeln zum Rechten,
Im Fühlen zum Frieden,
Im Denken zum Lichte;
Und lehret ihn vertrauen
Auf göttliches Walten
In allem, was ist:
Im Weltenall,
Im Seelengrund.
Rudolf Steiner