Leidenschaft Zitate (Seite 6)
Suleika
Nicht im Rosenschmuck der Jugend
fand ich dich und liebt ich dich,
grau schon ringelten die Locken
um der Stirne Weisheit sich,
doch in deinem Kusse lodert
ungezähmte Jugendkraft,
stimmt die Harfe meiner Seele
zur Musik der Leidenschaft. –
Deine grauen Haare bergen,
was in deiner Seele ruht,
wie die Asche des Vulkanes
Zeuge ist der innern Glut,
und aus deiner Augen Tiefen,
sprühet blitzend, göttlich rein,
ewig junges Leben kündend,
deines Geistes Feuerschein.
Clara Müller-Jahnke
Ultimo
so still ist's hier
so friedlich gar
wie Schnee auf freier Heide
die Welt erscheint
wie wunderbar
in einem neuen Kleide
die Erde schweigt
ein Engel singt
die Menschheit ist vergangen
der letzte Ton
im All verklingt
und mit ihm Weh und Bangen
vorbei die Furcht
die Leidenschaft
das wilde Umgetriebe
vorbei ist's mit
der Lebenskraft
sowie der Menschen Liebe
es ist vollbracht
man glaubt es kaum
zu Ende sind die Dramen
und nirgendwo
im Weltenraum
kennt man noch deinen Namen!
Thomas S. Lutter
Mein Ficus-Benjamin
Mein Benji-Baum hat neue Triebe,
ich seh' ihn voller Freude an.
Ach, wie ich dieses Bäumchen liebe,
doch nicht so sehr, wie meinen Mann.
Der Trieb, des Mannes Markenzeichen,
wenn seine Leidenschaft erweckt,
läßt mit dem Baum sich gern vergleichen,
der sich so stolz zum Himmel reckt.
Wenn ihm der Lustabbau geglückt,
sein Atem schnarchend weht,
seh' ich mit wehmutsvollem Blick
zum Baum, der vor mir steht.
Poldi Lembcke
Hochzeitsnacht
Siehst du den Bräutigam dort ruhn
Auf weichgetürmtem Pfühl?
Und ihm die Braut den Willen tun
In süßem Hochzeitsspiel?
Wie Arm in Arm und Brust an Brust
Und Leib an Leib sich fügt;
Und voll der allerhöchsten Lust – an Saft und Mark
So fest und stark –
Sich ein Gefäß des Lebens ins andre sehnend schmiegt?
Das schmeckt so süß,
Wie's Paradies:
O könnt es ewig währen!
Jedoch es muß des Menschen Kraft
Und Leidenschaft
Den Menschen neu gebären.
Des Werdens Strom ergießt der Mann
In...
Julius Langbehn
Das Sehnen
Wehmut, die mich hüllt,
Welche Gottheit stillt
Mein unendlich Sehnen!
Die ihr meine Wimper näßt,
Namenlosen Gram entpreßt,
Fließet, fließet Tränen!
Mond, der lieb und traut
In mein Fenster schaut,
Sage, was mir fehle!
Sterne, die ihr droben blinkt,
Holden Gruß mir freundlich winkt,
nennt mir, was mich quäle!
In die Ferne strebt,
Wie auf Flügeln schwebt
Mein erhöhtes Wesen.
Fremder Zug, geheime Kraft,
Namenlose Leidenschaft,
Laß, ach laß genesen!
Ludwig Gotthard (auch Ludwig Theobul) Kosegarten
Ballast
Das Schiff schlingert.
Da heißt es Ballast abzuwerfen:
Erloschene Leidenschaft,
unerfüllte Wünsche,
nutzlose Worte,
nicht verziehene Kränkungen,
unbewältigte Trauer,
zerbrochene Freundschaften,
unerwiderte Liebe,
überflüssige Eitelkeiten,
quälender Ehrgeiz,
vergebliche Hoffnungen,
dumme Gewohnheiten,
veraltete Vorstellungen,
Die Flut spült alles fort.
Eine frische Brise führt dich
in ruhige Gewässer.
Der Kurs stimmt.
Regina Hesse
Die Welt
Die Welt gleicht einer Opera,
wo jeder der sich fühlt,
nach seiner lieben Leidenschaft,
Freund, eine Rolle spielt.
Der eine steigt die Bühn' hinauf
Mit einem Schäferstab;
Ein andrer mit dem Marschallstab
Sinkt ohne Kopf herab.
Wir armer, guter Pöbel stehn
verachtet, doch in Ruh
vor dieser Bühne, gähnen oft
und sehn der Fratze zu.
Die Kosten freilich zahlen wir
fürs ganze Opernhaus;
doch lachen wir, mißrät das Spiel,
zuletzt die Spieler aus.
Johann Nikolaus Götz
Nein, laß mir das Geschäft in Ehren!
Es ist ein Balsam für das Herz:
Nicht töten will es und zerstören,
Es glänzt nicht, fliegt nicht sonnenwärts;
Doch liegt, ich darf es wohl berühren,
In Staub von Akten und Papieren
Gar wunderbare Zauberkraft,
Zu sänftigen die Leidenschaft.
Johann Wolfgang von Goethe
Wenn der Goldregen blüht, wenn die Nächte so heiß,
daß ich rastlos mich nicht zu fassen weiß
in der atemberaubenden Schwüle –
sag, weißt du, was ich dann fühle? –
Wenn die Wogen von süßem, berauschenden Duft
mein Zimmer erfüllen, und heiße Luft
mich umflutet, willst du es wissen?
Dann wein ich in meine Kissen.
Wenn der Vollmond hell leuchtend am Himmel steht,
der Pendelschlag langsam, so langsam geht,
ohne kärglichstes Glück mir zu bringen,
dann gilts ein verzweifeltes Ringen.
Ein Ringen der...
Else Galen-Gube
In meine stillen Träume
In meine stillen Träume
schleichst du dich allnächtlich ein,
dein Haupt sinkt an meine Schulter,
der Mond blickt durchs Fenster herein.
Vor meinem Lager duften
die Rosen berückend schwül;
ich berge verwirrt mein Antlitz
in dem seidenen Spitzenpfühl.
Du bist ja zu mir gekommen
im Traume, in der Nacht;
da ist in mir Unglückseligen
die Leidenschaft neu erwacht.
Die Gluten, die schlummermüden,
schlugen zur Flamme empor,
ich suche im Traume das Leben
und finde verschlossen...
Else Galen-Gube