Lebens Zitate (Seite 192)
Neubeginn
Die gewaltige Sonne am Horizont
wächst unaufhaltsam
steigende Angst der Menschheit
Naturgewalten
Verzweiflungstaten
Propheten aus vergangenen Zeiten
werden gesehen
der Traum des Nebukadnezar
Daniel der Deuter
das gewaltige goldene Kalb
erlöschendes Leben am Kreuz
Bilder als Schattenspiele
wisperndes Geäst
ohrenbetäubende Stille
die Natur hält ihren Atem an
am Rande der Stadt
da steht eine Klinik
ein Krankenwagen fährt vor
3. Obergeschoß
die Wände gepolstert
Eisbrecher stehen im...
Franz Friedrich Kovacs
Die Blumen schwanden, auch die letzten,
Die Mensch und Tier und Flur ergötzten
Mit Blütenduft und Farbengold;
Doch alle keimten, wuchsen, blühten,
Und ehe sie im Herbst verglühten,
Erfüllten sie, was sie gesollt.
Laß meines Lebens Herbst erst kommen,
O Herr, wenn ich zu Nutz und Frommen
Der Welt gewirkt auf meiner Bahn!
Ruf mich zu dir an jenem Tage,
Wo ich mit Zuversicht mir sage:
Was ich gesollt, hab ich gethan!
Ludwig Kossarski
Sehnsucht
Kennst du der Sehnsucht Schmerzen
Tief im Herzen?
Ein glühend Verlangen,
Ein ewiges Bangen,
Ein ewiges Streben!
Wie Qual und Lust
So still in der Brust
Mit tiefem Beben
Sich innig verweben!
Weit in die Ferne,
Himmelwärts,
In den Kreis der Sterne
Sehnt sich das Herz.
Ein schöner Morgen
Bricht glühend heran;
Doch der Liebe Sorgen
Zerstören den Wahn.
Ach, dass es doch bliebe,
Dies Paradies!
Der Wahn der Liebe
Ist gar so süß.
Es ist der Gottheit lebendiger Strahl,
Und das Leben...
Karl Theodor Körner
Im Frühling
Morgenduft!
Frühlingsluft!
Glühend Leben,
Mutige Lust,
Freudiges Streben
In freudiger Brust!
Hinauf, hinauf
Auf der lichten Bahn
Dem Frühling entgegen!
Auf allen Fluren
Der Liebe Spuren,
Der Liebe Segen.
Wälderwärts
Zieht mich mein Herz,
Begaus, Bergein,
Frei in die Welt hinein,
Durch des Tages Glut,
Durch nächtlich Grausen.
Jugendmut
Will nicht weilen und hausen.
Wie alle Kräfte gewaltig sich regen,
Mit heißer Sehnsucht spät und früh,
Dem ewigen Morgen der Liebe...
Karl Theodor Körner
Die Zwei
Ein blinder Bettler
Und ein taubstummer Pensionist
Ertasten – der eine sieht es auch –
Was vom Leben zu erfahren ist
Sagen kann der eine
Was der andere nicht hört
Sehen der andere was den einen womöglich stört
Und so steht über diesen beiden
Zeitlos ein gerechter Segen
Sie verschwenden keine Gedanken an ihre Leiden
Weil ja keinerlei Ängste
Ihre Gemüter verstören
Heinz Körber
Dein Wert
fühle dich nicht minder Wert,
als du wirklich bist.
denn es birgt das Risiko,
dass du eins vergisst.
nichts auf dieser unsrer Welt
kann so sein wie du.
nicht der allergrößte Held
macht etwas wie du.
und es wird immer jemand geben,
dem egal ist, wie du bist.
solange du dein ganzes Leben,
nur eine Sache nicht vergisst.
Dass du nicht minder wert bist als der Rest,
wenn du träumst und lebst und liebst,
denn es wird immer jemand geben,
der das braucht, was du ihm gibst!
Frank Korablin
Wo willst du hin?
Wo willst du hin?
Es ist so kalt
Wo willst du hin?
Ich such dich bald
Mir ist kalt, ich bin allein
Es kommt die Frage nach dem Sein
Nach dem großen Sinn des Lebens
Der in Liebe ist gegeben
Um diesen Kreislauf fortzuwähren,
Muss ich für dich sehr viel entbehren
Doch dieses Geben ist Genuss
Die Liebe selbst sie ist ein Muss
Doch wo willst du hin?
Es ist so kalt
Aber wo willst du hin?
Du sagst „Bis Bald“
Ich freu mich auf das Wiedersehen
Dein Gesicht erneut zu erspähen
Denn das...
Frank Korablin
Geduld
Schenkst du mir ein wenig Huld,
Sag' nicht "warte", sag' "Geduld" –
Nur nicht dieses kalte, harte,
Messerscharfe "warte, warte!"
Schon in meinen Kindertagen
Auf mein Flehen, auf mein Bitten
Hörte ich's zur Antwort sagen,
Hat es mir ins Herz geschnitten.
Endlich hab ich mich ergeben
In ein armes dunkles Leben –
Schenkst du mir ein wenig Huld,
Sag' nicht "warte", sag' "Geduld".
Franz von Königsbrunn-Schaub
Was Lieb' ist? Not, aus der nicht zu entkommen,
Der ungastlichste Gast für jedes Herz,
Ein kaltes Feuer, schmerzensreiche Wonne,
Ein süßer Wermut, wonnenreicher Schmerz,
Die liebste Wunde, Gift voll Wohlgeschmackes,
Klage, die lacht, und Lachen, welches klagt,
Gesunde Krankheit, Scherge, der begnadet,
Das schönste Grab, und Tod, wo Leben tagt.
Jan Kollár
Nicht im Vorübergehen
Mutwillig sollst Du keine Blume brechen,
Sie wegzuwerfen oder zu zerpflücken;
Sollst einem Mädchen nie von Liebe sprechen,
Willst du sie nicht mit deiner Hand beglücken.
Der Kuß, den dir errötend sie gegeben,
Ein süßrer Mund kann wieder ihn verwehen;
Sie aber fühlt den deinen all ihr Leben:
Es liebt das Weib nicht im Vorübergehen!
Rudolf Knussert
Weißt du – wo?
Weit – weit –
hart an der Ewigkeit,
über den Zeiten,
ganz hinter Mitternacht,
wo schauernd schreiten
Füße der Geister sacht,
wo gar kein Wald mehr
und keine Wiese lacht,
wo, dieses Lebens leer,
schläft eines Ozeans Macht,
– dort winkt ein Streifen Strand,
dort kreist die Sehnsucht mein
adlergleich, ganz allein,
suchend nach Land.
Karl Ernst Knodt
Reichtum in Christo
Hättest du Licht und Heil
Mir nicht gegeben,
Hätt' ich kein andres Teil,
Hätt' ich kein Leben.
Wärst du blutend nicht
Für mich verschieden,
Käm' in mein Angesicht
Ewig kein Frieden!
Aber du lebst und bist
Alles in allen:
Siehe mein Los, es ist
Lieblich gefallen.
Jesus, ich lebe dir,
Bis ich dir sterbe;
Rufst du von hinnen mir,
Bin ich dein Erbe.
Christus im Erdenthal,
Christus am Grabe,
Christus im Himmelssaal
Ist's, was ich habe.
Albert Knapp