Leben Glück Zitate (Seite 19)
Lange hab' ich gelebt und gestrebt,
Viel gesponnen, doch wenig gewebt,
Mehr als ich wert war, ward ich geehrt,
Mehr als Verdienterem, Glück mir beschert:
Nur das Zeugnis darf ich mir geben,
Daß ich bemüht war, pflichttreu zu leben.
Wo ich gewichen vom rechten Pfade,
Hoff' ich in Demut auf Gottes Gnade,
Und in des lebenden Vaters Hände
Leg' ich den Lebensrest und mein Ende.
Moritz Wilhelm Heinrich Drobisch
Was heißt lieben?
»Sag' an, was nennst du lieben?« –
Von Sehnsucht umgetrieben,
Versunken ganz im andern,
Durch Stadt und Felder wandern, –
In langen, wachen Nächten
Mit Gott und Menschen rechten, –
Vom Kissen, dem vielheißen,
Die nassen Augen reißen, –
In tobendem Verlangen
Die leere Luft umfangen, –
Die Augen manchmal schließen,
Der Bilder zu genießen,
Die durch die Seele fließen, –
In langen grauen Tagen
Stumm, stolz die Pein ertragen –
Und dennoch nie verzagen
Und dennoch nie...
Felix Dahn
Hier!
Dem letzten Deingedenken
Ist dieser Ort geweiht;
Hier will ich mich versenken
In's Meer der Traurigkeit.
Hier lebt' ich sel'ge Stunden –
Sie kehren nimmermehr;
Das Herz kann nicht gesunden,
Die Welt ist todt und leer.
Ein Fieber ward mein Leben,
Mein Traum geht himmelwärts,
Die matten Pulse beben
Im letzten Todesschmerz.
Nun strömt, ihr Thränenfluthen,
Hinab in's Angesicht:
Hier mag das Herz verbluten,
Verglühn der Augen Licht.
Hier hat sich mir erhoben
Ein Glück, das keinem...
Helene Branco, Pseudonym Dilia Helena
Müde
Ich schließ die Thüre hinter mir,
Will ohne Gäste sein;
Ich hab mich selbst verlassen,
Drum bin ich so allein.
Ich mache alle Läden zu,
Was soll mir Tag und Licht.
Das Feuer ist verglommen,
Die Sonne brauch ich nicht.
Ich fühle gar kein Leben mehr;
Die Liebe ist vorbei.
Ich kann nicht einmal weinen,
Aus mir ringt sich kein Schrei.
Ich habe keinen Gott und Freund
Und bin so sinnenleer,
Daß, wenn das Glück jetzt käme,
Ich fühlte es nicht mehr.
Ich schließ die Thüre hinter mir,
Bin nur für...
Otto Julius Bierbaum
Und doch bleibe ich immer bei dir, Gott!
Du hast meine Hand ergriffen und hältst mich.
Du leitest mich, wie du es für gut hältst,
und nimmst mich am Ende ehrenvoll auf.
Wer im Himmel könnte mir helfen, wenn nicht du?
Weil ich dich habe, fehlt mir nichts auf der Erde.
Auch wenn mir Leib und Leben vergehen –
du, Gott, bist mein Halt;
du bist alles, was ich brauche.
Ich aber setze mein Vertrauen auf dich, meinen Herrn;
dir nahe zu sein, ist mein Glück.
Ich will weitersagen, was du getan hast.
Bibel
Das Leben geht vorüber wie die Welle,
Und Jugend währt nur einen Augenblick;
Die Freuden fliehen mit Gedankenschnelle;
Wie Wetterleuchten zuckt der Liebe Glück:
O Weiser, richte auf die Freudenquelle
Der lichten Gottheit deinen wachen Sinn,
Daß sich des Daseins dunkles Meer erhelle,
Und schiffe sicher durch die Wogen hin.
Bhartrihari
Das Glück, das glatt und schlüpfrig rollt,
tauscht in Sekunden seine Pfade,
ist heute mir, dir morgen hold
und treibt die Narren rund im Rade.
Laß fliehn, was sich nicht halten läßt,
den leichten Schmetterling laß schweben,
und halte dich nur selber fest;
Du hältst das Schicksal und das Leben.
Ernst Moritz Arndt
Die Natur gefällt sich darin, viele Talente zu entwerfen und nur wenige auszuführen. Aber auch schon die schwächsten Keime einer Begabung verleiten die ungestüme Jugend, ihrer Ausbildung die besten Tage des Lebens zu widmen. Ich vergleiche diese jungen Leute mit Frauen, die ihr Glück von ihrer Schönheit erwarten – Verachtung und Einsamkeit sind die harten Strafen ihrer Hoffnungen.
Luc de Clapiers Vauvenargues