Kreuz Zitate (Seite 3)
Mit-leiden
hätte ich dir
dein Kreuz getragen
hätte ich dir
beigestanden
hätte ich dich
geliebt?
du wärst
nicht nur dabeigestanden
du hättest dich
nicht abgewendet
du hättest mich
geliebt
du wärst mitgegangen
du hättest mitgetragen
du hättest Erbarmen gehabt
du hättest geliebt</em>
Anke Maggauer-Kirsche
Ewige Ostern
Als sie warfen Gott in Banden,
Als sie ihn ans Kreuz geschlagen,
Ist der Herr nach dreien Tagen
Auferstanden.
Felder dorren. Nebel feuchten.
Wie auch hart der Winter wüte:
Einst wird wieder Blüt' bei Blüte
Leuchten.
Ganz Europa brach in Trümmer,
Und an Deutschland frißt der Geier, –
Doch der Frigga heiliger Schleier
Weht noch immer.
Leben, Liebe, Lenz und Lieder:
Mit der Erde mag's vergehen.
Auf dem nächsten Sterne sehen
Wir uns wieder.
Klabund
Eins fehlt! Erst Wille, ernst und echt,
Löscht des Gesetzes Durst nach Recht.
Erst mußt du wollen, und nicht nur
Des Möglichen gemeine Spur,
Nicht nur die Summe von Beschwerd'
Und Müh', die eine Tat begehrt.
Nein, wollen muß dein föhlicher Mut
Durch aller Schrecken Flut und Glut.
Das ist kein Martertum, in Wehn
Am Pfahl des Kreuzes zu vergehn. –
Zu wollen diesen Kreuzestod,
Zu wollen diese Seelenqual,
Zu wollen diese Fleischesnot:
Erst das stellt dich zur Königswahl.
Henrik Ibsen
Müßiggang
Heut ging ich müßig
Den ganzen Tag,
Nun bitter büß' ich
Den Mißertrag.
Umhergetrieben
In Markt und Stadt,
Und nichts geblieben,
Was Tiefe hat.
Ein flaches Tändeln
Mit der und der,
Ein schwaches Pendeln
Die Kreuz und Quer.
Bei Büchsenschießen
Und Budenschrein
Ein halb Verdrießen
Und Nichtsgedeihn.
Der Schwarm der Grillen
Schwirrt stechend um,
Mich einzuhüllen
Mit Summ und Brumm:
»Was gingst du müßig
Den langen Tag?«
Und bitter büß' ich
Den Mißertrag.
Karl Henckell
Glaube nicht, daß ich aus Dummheit
Dulde deine Teufeleien;
Glaub auch nicht, ich sei ein Herrgott,
Der gewohnt ist zu verzeihen.
Deine Nücken, deine Tücken
Hab ich freilich still ertragen.
Andre Leut an meinem Platze
Hätten längst dich tot geschlagen.
Schweres Kreuz! Gleichviel, ich schlepp es!
Wirst mich stets geduldig finden –
Wisse, Weib, daß ich dich liebe,
Um zu büßen meine Sünden.
Ja, du bist mein Fegefeuer,
Doch aus deinen schlimmen Armen
Wird geläutert mich erlösen
Gottes Gnade und...
Heinrich Heine
Es war einmal ein König
Es war einmal ein König,
Der hatt' einen großen Floh,
Den liebt' er gar nicht wenig,
Als wie seinen eignen Sohn.
Da rief er seinen Schneider,
Der Schneider kam heran:
"Da, miß dem Junker Kleider
Und miß ihm Hosen an!"
In Sammet und in Seide
War er nun angetan,
Hatte Bänder auf dem Kleide,
Hatt' auch ein Kreuz daran,
Und war sogleich Minister
Und hatt' einen großen Stern.
Da wurden seine Geschwister
Bei Hof auch große Herrn.
Und Herrn und Fraun am Hofe,
Die waren...
Johann Wolfgang von Goethe
Bleibe, schönes Mädchen! ruft der Knabe,
Rafft von seinem Lager sich geschwind:
Hier ist Ceres', hier ist Bacchus' Gabe,
Und du bringst den Amor, liebes Kind!
Bist vor Schrecken blaß!
Liebe, komm und laß,
Laß uns sehn, wie froh die Götter sind!
Ferne bleib, o Jüngling! bleibe stehen,
Ich gehöre nicht den Freuden an.
Schon der letzte Schritt ist, ach! geschehen
Durch der guten Mutter kranken Wahn,
Die genesend schwur:
Jugend und Natur
Sei dem Himmel künftig untertan.
Und der alten Götter bunt...
Johann Wolfgang von Goethe
Hoffnung
Hoffnung schlummert tief im Herzen
Wie im Lilienkelch der Tau
Hoffnung taucht, wie aus den Wolken
Nach dem Sturm des Himmelsblau;
Hoffnung keimt, ein schwaches Hälmchen,
Auch aus nackter Felsenwand;
Hoffnung leuchtet unter Thränen,
Wie im Wasser der Demant
Schon so tausendfach betrogen,
Armes, schwaches Menschenherz,
Immer wendest du dich wieder
Gläubig trauernd himmelwärts.
Wie Arachne unverdrossen,
Täglich neue Netze spannt,
Kreuze auch durch ihre Fäden,
Täglich rauh des Schicksals...
Franz Freiher von Gaudy
Spruch bei Annahme des roten Kreuzes
(Anfang August 1870)
Vergiß dich selbst, dein Glück, dein Leid,
Sei gegen Grau'n und Furcht gefeit, –
In Kampf und Schreck ein Held von Erz, –
Dem Schmerz ein Balsam sei dein Herz, –
Sei still und stark im Schlachtgedröhn
Und stirbst du so, so stirbst du schön.
Felix Dahn