Kindness Quotes (Seite 26)
Wohin ich schaue
Wohin ich schaue, Wunder über Wunder,
Wohin ich lausche, alles wunderbar.
Ihr sprecht von Sinn, Gesetz und von gesunder
Vernunft: Ihr schaukelt zwischen falsch und wahr!
Mich hat als Kind das Wunder tief getroffen!
Ich schlug es tot, weil's mir die Ruh' vergällt.
Nun halt ich wieder Kinderaugen offen
Und weiß, das Wunder ist der Grund der Welt.
Jakob Boßhart
Im Nachbarhof – o schöne Welt!
Mit Brettern, Stangen, Dielen,
Wie ist da alles vollgestellt,
Recht zum Versteckens spielen.
Da ist ein Hügel, ein Mauerloch,
Ein kleiner Stall für Schweine,
Des Hundes Hütte und dazu noch
Die lustigen, großen Steine.
Wie uns in stiller Seligkeit
Die Stunden da entschwinden
Kein schönrer Fleck ist weit und breit
Auf dieser Welt zu finden!
In allen Winkeln groß und klein
Die einen sich verstecken,
Die andern suchen aus und ein
An allen End' und Ecken.
Es folgen...
Franz Bonn
Es sucht der echte Weise,
Daß er das Rechte finde:
Jung wird er nicht zum Greise,
Alt wird er nicht zum Kinde!
Der Winter treibt keine Blüte,
Der Sommer treibt kein Eis –
Was früh dein Herz durchglühte,
Das ziemt dir nicht als Greis!
Jung sich enthaltsam preisen,
Alt toll von Sinnen sein,
Wird nie des wahren Weisen
Rat und Beginnen sein!
Friedrich Martin von Bodenstedt
Verzagt
Soll ich wieder schwärmen, ich,
Der ich müd bin und verdrossen,
Schicksalslaugenübergossen
Traurig, trüb und jämmerlich?
Soll ich? Nein, ich drücke mich.
Meine Schwärmer sind verschossen,
Und das Schicksal hat beschlossen:
Keine Wonnen mehr für dich.
Aber deine Augen, Kind,
Sind bestimmt, das Glück zu schauen,
Das im schönsten Bogen geht:
Ruhe, Klarheit, Majestät,
Davon deine Augenbrauen
Allerschönstes Abbild sind.
Otto Julius Bierbaum
Warnung
Ich denke zurücke
Und werde zum Kind.
Da sitzt mit der Krücke
Die Ahne und spinnt.
Sie zupft ihren Rocken
Und warnend sie spricht:
"Wenn Buben dich locken,
So folg' ihnen nicht!"
Schon längst schloß der Alten
Die Lippen der Tod.
Ich habe gehalten
Getreu ihr Gebot,
Und ward doch in Gruben
Gelockt und umgarnt. –
Ich war nur vor Buben,
Nicht Mädeln gewarnt.
Rudolf Baumbach
Länder und Seen durchschwommen
Brünstig allen Fernen.
Wittre nun in den Nächten
Nach Ländern über Sternen.
Als ich ein Kind war,
Glänzte so weit mein Teich,
Hinter jedem Wipfel
Grünte ein Zukunftsreich.
Stützt zu Berg mich, Söhne,
Dicht in meine Nähe,
Daß ich noch einmal
Die kleine Erde sehe.
Peter Baum
Das Totenhemdchen
Starb das Kindlein.
Ach, die Mutter
Saß am Tag und weinte, weinte.
Saß zur Nacht und weinte.
Da erscheint das Kindlein wieder,
In dem Totenhemd, so blaß:
Sagt zur Mutter: "Leg dich nieder!
Sieh, mein Hemdchen
Wird von deinen lieben Tränen
Gar so naß,
Und ich kann nicht schlafen, Mutter!"
Und das Kind verschwindet wieder,
Und die Mutter weint nicht mehr.
Eduard von Bauernfeld
Ein Wandrer zog mit müdem Schritt:
"Herr Postillion, ei, nehmt mich mit!"
Drin saß ein braunes Kind allein,
nun fuhren traulich sie zu zwein.
Er sprach, er habe das Glück gesucht,
doch sei das Glück noch auf der Flucht;
sie sprach, nun sei auch die Mutter tot,
da sucht sie jetzt als Magd ihr Brot.
Wie kurz die Fahrt! Das Posthorn klang,
der Bursche sich aus dem Wagen schwang.
Sie sind einander nimmer begegnet,
doch jeder hat still das andre gesegnet.
Paul Barsch
Abschied
Sag mir, daß du dich im Föhnwind sehnst
Und daß du trauern würdest,
Wenn ich ginge.
Sag mir, daß diese Tage schön sind
Und daß du weinen wirst,
Wenn ich nicht singe.
Sag mir, daß du dem Leben gut bist.
Sag meiner Stimme,
Daß sie nie verwehe…
Und daß du heiter und voll frohen Mut bist,
Auch wenn ich lange Zeit
Dich nicht mehr sehe.
Sag mir, daß ich ein töricht Kind bin,
Und streichle mich, wie eine junge Meise.
Sag mir, daß ich zu dir zurückfind,
Auch wenn die Nächte dunkel...
Hugo Ball
Wir sind die Armen, müd und beschwert,
Wir haben nicht Heimat, wir haben nicht Herd.
Wir schreiten gedrängt im Dunkel einher.
Kein Flecken Erde, der unser wär!
Wir sind die Armen, verschlissen das Kleid.
Auf unserem Rücken wir tragen das Leid.
Wir erben den Mangel an Weib und Kind
Und unsere Namen verweht der Wind.
Wir sind die Armen, die Stirnen verhärmt.
Wir haben kein Feuer, das uns wärmt.
Wir haben nicht Herd, wir haben nicht Haus.
Wir sind die Armen. Man schloß uns aus.
Wir sind...
Adrian von Arx