Keine Zeit Zitate (Seite 21)
Das Christentum ist keine Kraft in unserer Zeit, und weil es keine Kraft ist, ist es gerichtet. Wohl wird das Wort Gottes gepredigt und in der Schrift verbreitet, aber das Evangelium ist wie ein herrlicher Samen, der allenthalben in der Luft herumfliegt, allenthalben niederfällt und nirgends aufgeht, weil keine Menschen da sind, die Furchen ziehen. So kommen die Vögel des Himmels und fressen ihn auf, und er geht der Welt verloren.
Albert Schweitzer
Alte Uhr
Ist eine alte Uhr in Prag,
Verrostet das Werk und der Stundenschlag,
Verstummt ihre Stimme im Munde;
Zeigt immer die gleiche Stunde.
Doch täglich einmal, so tot sie sei,
Schleicht zögernd die Zeit an der Uhr vorbei,
Dann zeigt sie die richtige Stunde,
Wie die Uhren all' in der Runde.
Es ist kein Werk so abgetan,
Kommt doch einmal seine Zeit heran,
Daß es sein Wirken bekunde,
Kommt doch seine richtige Stunde…
Hugo Salus
Gebet für die Irren und Sträflinge
Ihr, von denen das Sein
leise sein großes Gesicht
wegwandte: ein
vielleicht Seiender spricht
draußen in der Freiheit
langsam bei Nacht ein Gebet:
daß euch die Zeit vergeht;
denn ihr habt Zeit.
Wenn es euch jetzt gedenkt,
greift euch zärtlich durchs Haar:
alles ist weggeschenkt,
alles was war.
O daß ihr stille bliebt,
wenn euch das Herz verjährt;
daß keine Mutter erfährt,
daß es das giebt.
Oben hob sich der Mond,
wo sich die Zweige entzwein,
und wie von euch...
Rainer Maria Rilke
So werd ich manchmal irre an der Stunde
So werd ich manchmal irre an der Stunde,
An Tag und Jahr, ach, an der ganzen Zeit!
Sie gärt, sie tost, doch mitten auf dem Grunde
Ist es so still, so kalt und zugeschneit!
Habt ihr euch auf ein neues Jahr gefreut,
Die Zukunft preisend mit beredtem Munde?
Es rollt heran und schleudert weit, o weit!
Zurück euch, ihr versinkt im alten Schlunde!
O hätt den Hammer ich des starken Thor,
Auf das Jahrhundert einen Schlag zu führen,
Ich schlüg sein...
Gottfried Keller
Warnsignale
Wenn deine Augen –
sicherheitshalber –
nur noch das Sichtbare
sehen wollen,
deine Worte gedankenlos
und gleichgültig
ihre Wege gehen.
Wenn deine Wünsche
im Garten der Möglichkeiten
zu randalieren beginnen,
deine Träume
keine Kraft mehr haben,
Wurzeln in deinem Dasein
zu schlagen.
Wenn deine Gefühle
jegliche Wärme
vermissen lassen,
dein Leben
dir beim Hals
heraushängt.
Dann wird es Zeit,
daß du dir Zeit nimmst
für dich.
Ernst Ferstl
.... und wenn du plötzlich
unnötigerweise gerade in dieser Minute
mit absoluter Klarheit erkennst
daß du die Last nicht tragen kannst?
Nein – nicht weil die Kraft nicht ausreicht
Du wirst nicht die Zeit haben
Du wirst ganz einfach nicht die Zeit haben
es zu Ende zu bringen.
Deine Sternstunden sind kein Perpetuum mobile
Sie werden zu Ende gehen
der Teufel wird sie holen
die Stunden deines Lebens –
aber nur vorübergehend
Es wird auch wieder andere geben ...
Norbert Esser
Durch ein Buch gehen wie durch eine Landschaft: Autobahnen, Landstraßen, Wanderpfade – endlich Gestrüpp, Dickicht, Schlingpflanzen, Urwald, Sumpf, endlich ein Stückchen Erfahrung, Wahrheit. Viele (besonders wissenschaftliche) Bücher bestehen nur aus Autobahnen. In wenigen Stunden ist man durch und behält keine Erinnerung. Wer nur solche Bücher liest, kann aber durchaus zum wissenschaftlichen Autobahn- und Fernstraßenexperten aufsteigen und an irgendeinem Verkehrsknotenpunkt eine Professur...
Rainer Kohlmayer
Wenn schon Apokalypse, dann richtig. Die Zeit der Großen und Größten ist vorbei – vergiß das Vermessene! Maßstäbe brauchst du keine mehr, denn jetzt kommt die Zeit des unbeaufsichtigten Menschen. Wir wechseln die Gebäude die Ideen die Leute die Taten die Fakten. Man hat uns Anonyme lange genug für stumm gehalten. Das soll sich ändern.
Billy