Keine Freunde Zitate (Seite 6)
Arbeitnehmer-Gebet
Herr im Himmel, ist das fair?
Die Arbeit wird hier täglich mehr.
Meine Freunde haben keine.
Wir sind alles arme Schweine.
Gibt's keinen Mittelweg mehr hier
Zwischen Herztod und Hartz IV?
Schick den Mächtigen im Land
bitte Herz – und viel Verstand.
Herr, ich preise Deinen Namen.
Auch nach Feierabend. Amen.
Edith Nebel
Geh nach Hause, armer Knabe,
Leg dich nieder, weh verliebt.
Träume von der Himmelsgabe,
Die der Himmel dir nicht gibt.
Träume von den blonden Flechten,
Die du nur als Schnecken siehst.
Hadre mit dem ungerechten
Schicksal, dem kein Glück entsprießt.
Irgendwo ziehn weiche Glieder,
Lippen, süß zum Kuß und rund,
Irgendwen in Liebe nieder. –
Träum den Leib und träum den Mund!
Träumend darfst du dich vergeuden.
Träum in üppiger Phantasie
Deiner Liebe letzte Freuden. –
Träume, Freund, enttäuschen nie.
Erich Mühsam
Zum Neujahr
Mit einem Taschenkalender
An tausend Wünsche, federleicht,
Wird sich kein Gott noch Engel kehren,
Ja, wenn es so viel Flüche wären,
Dem Teufel wären sie zu seicht.
Doch wenn ein Freund in Lieb und Treu
Dem andern den Kalender segnet,
So steht ein guter Geist dabei.
Du denkst an mich, was Liebes dir begegnet,
Ob dir's auch ohne das beschieden sei.
Eduard Mörike
An einen jungen Freund
Nimm dieses Leben nicht so ernst!
recht spaßhaft ist's im allgemeinen…
Je besser du es kennenlernst,
je muntrer wird es dir erscheinen.
Kein Drama ist's im großen Stil –
wie du dir denkst – mit Schuld und Sühne;
es ist ein derbes Possenspiel
auf einer Dilettantenbühne.
Zwar wär's nicht halb so jämmerlich,
wenn nur die Leute besser spielten,
und wenn die Lustigmacher sich
nicht immer für die Helden hielten.
Heinrich Leuthold
Die Küsse
Ein Küßchen, das ein Kind mir schenket,
Das mit dem Küssen nur noch spielt,
Und bei dem Küssen noch nichts denket,
Das ist ein Kuß, den man nicht fühlt.
Ein Kuß, den mir ein Freund verehret,
Das ist ein Gruß, der eigentlich
Zum wahren Küssen nicht gehöret:
Aus kalter Mode küßt er mich.
Ein Kuß, den mir mein Vater giebet,
Ein wohlgemeinter Segenskuss,
Wenn er sein Söhnchen lobt und liebet,
Ist etwas, das ich ehren muß.
Ein Kuß von meiner Schwester Liebe
Steht mir als Kuß nur so weit...
Gotthold Ephraim Lessing
Wo bist du itzt?
Wo bist du itzt, mein unvergeßlich Mädchen?
Wo singst du itzt?
Wo lacht die Flur, wo triumphiert ein Städtchen,
Das dich besitzt?
Seit du entfernt, will keine Sonne scheinen,
Und es vereint,
Der Himmel sich, dir zärtlich nachzuweinen,
Mit deinem Freund.
All unsre Lust ist fort mit dir gegangen,
Still überall
Ist Stadt und Feld. Dir nach ist sie geflogen,
Die Nachtigall.
O komm zurück! Schon rufen Hirt und Herden
Dich bang herbei.
Komm bald zurück! Sonst wird es Winter...
Jakob Michael Reinhold Lenz
Vier Dinge sind, die, wer Verdienst hat, übt,
Und ohne sie kann kein Verdienst bestehn:
Das erste: Großmut! Wer die Großmut hat,
Läßt gerne sich und andern wohlgeschehn;
Das zweite: Schonung für des Freundes Herz!
Ein Spiegel ists, in dem du klar sollst sehn;
Das dritte: Vorsicht, wenn du Tadel sprichst!
Denn bitter schmeckt das Umvergebungflehn;
Das vierte endlich: dem, der sich verging
Und Reue zeigt, wirf nicht vor sein Vergehn!
Mahmud ben Jemineddin
Vorfrühling
Sieh, die Kastanien – noch nicht entfalten
Sie ihre Knospen, harzig gebräunt.
Den weißen Schneehut hat aufbehalten
Der Monte Baldo, mein alter Freund.
Der schöne Frühling kommt zögernd heuer;
So warm der Mittag, die Nacht ist rauh.
Auch im Kamin ist ein kleines Feuer
Noch sehr willkommen der lieben Frau.
Jungfräulich herbe sind noch die Lüfte,
Noch hat kein Vogel sein Nest gebaut,
Doch von der Halde wehn Veilchendüfte,
Süß wie der Atem der jungen Braut.
Wer weiß, wie bald uns der...
Paul von Heyse
Neujahrslied
Mit der Freude zieht der Schmerz
traulich durch die Zeiten.
Schwere Stürme, milde Weste,
bange Sorgen, frohe Feste
wandeln sich zur Seiten.
Und wo eine Träne fällt,
blüht auch eine Rose.
Schön gemischt, noch eh wir´s bitten,
ist für Thronen und für Hütten
Schmerz und Lust im Lose.
War´s nicht so im alten Jahr?
Wird´s im neuen enden?
Sonnen wallen auf und nieder,
Wolken gehn und kommen wieder,
und kein Wunsch wird´s wenden.
Gebe denn, der über uns
wägt mit rechter Waage,
jedem...
Johann Peter Hebel
Und wer franzet oder britet,
Italienert oder teutschet,
Einer will nur wie der andre,
Was die Eigenliebe heischet.
Denn es ist kein Anerkennen,
Weder vieler noch des einen,
Wenn es nicht am Tage fördert,
Wo man selbst was möchte scheinen.
Morgen habe denn das Rechte
Seine Freunde wohlgesinnet,
Wenn nur heute noch das Schlechte
Vollen Platz und Gunst gewinnet.
...
Johann Wolfgang von Goethe
Ein Anderes an der Freunde Einen
Laß den Tag deine sein, doch deine nicht alleine:
gib uns ein Teil davon, uns, die wir auch sind deine,
als wie du unser bist! Verschleiß' die liebe Zeit
mit angenehmer Lust und leichter Fröhlichkeit!
Wir sind bereit darzu, in was wir nur vermügen,
dich mit auch gleicher Gunst und Liebe zu vergnügen.
Schon' keine Kosten nicht, und denke dies darbei,
daß in dem ganzen Jahr' ein solcher Tag nur sei!
Paul Fleming (Flemming)
Wenn eines Menschen Seele du gewonnen
Und in sein Herz hast tief hineingeschaut
Und ihn befunden einen klaren Bronnen,
In dessen reiner Flut der Himmel blaut:
Laß deine Zuversicht dann nichts dir rauben,
Und trage lieber der Enttäuschung Schmerz,
Als daß du grundlos ihm entziehst den Glauben –
Kein größer Glück als ein vertrauend Herz!
Laß adlermutig deine Blicke schweifen
Bis dicht an die Unmöglichkeit heran:
Kannst du des Freundes Thun nicht mehr begreifen,
So fängt der Freundschaft frommer...
Felix Dahn