Jungs Zitate (Seite 10)
Morgenlied
Mit edeln Purpurröten
und hellem Amselschlag,
mit Rosen und mit Flöten
stolziert der junge Tag.
Der Wanderschritt des Lebens
ist noch ein leichter Tanz,
ich gehe wie im Reigen
mit einem frischen Kranz.
Ihr taubenetzten Kränze,
der neuen Morgenkraft,
geworfen aus den Lüften
und spielend aufgerafft -
Wohl manchen ließ ich welken
noch vor der Mittagsglut;
zerrissen hab ich manchen
aus reinem Übermut.
Mit edeln Purpurröten
und hellem Amselschlag,
mit Rosen und mit Flöten
stolziert der...
Conrad Ferdinand Meyer
So soll es sein
Malaga und Malvasier,
süßen, heißen Wein,
trinken alle Tage wir:
So soll es sein.
Junges Volk und Sonnenschein,
bunter Strauß und Kranz.
Fliehen, Greifen, Ringelreihn,
Schritt, Schwung und Tanz.
Hände los! Die Wiesen hin!
Laube wird Palast,
drinnen ist ein König bin:
Du sei mein Gast.
Küsse werden nicht gezählt,
Liebe lädt uns ein.
Jugend ist nun jung vermählt:
So soll es sein!
Alfred Walter Heymel
Alt und jung
Der Alte sieht die junge Maid,
Und fällt, versucht vom alten Triebe,
Mit höchster Alters-Zierlichkeit
Aufs Knie und stottert schamhaft: Liebe!
Sie lacht ihm nicht ins Angesicht,
Sie kniet nur hin, wo er gelegen,
Drückt seine Hand aufs Haupt und spricht:
"Mein Vater, gebt mir euren Segen!"
Christian Friedrich Hebbel
Der junge Schiffer
Dort bläht ein Schiff die Segel,
frisch saust hinein der Wind!
Der Anker wird gelichtet,
das Steuer flugs gerichtet,
nun fliegt's hinaus geschwind.
Ein kühner Wasservogel
kreist grüßend um den Mast,
die Sonne brennt herunter,
manch Fischlein, blank und munter,
umgaukelt keck den Gast.
War' gern hineingesprungen,
da draußen ist mein Reich!
Ich bin ja jung von Jahren,
da ist's mir nur ums Fahren.
Wohin? das gilt mir gleich!
Christian Friedrich Hebbel
Susanna im Bade
Susannens Keuschheit wird von allen hochgepriesen:
Das junge Weib, das jeder artig fand,
tat beiden Greisen Widerstand
und hat sich keinem hold erwiesen.
Ich lobe, was wir von ihr lesen;
doch räumen alle Kenner ein,
das Wunder würde größer sein,
wenn beide Buhler jung gewesen.
Friedrich von Hagedorn
Die wahre Liebe
Auf einer alten Mauer saßen
Zwei junge treue Turteltauben,
Die, voll von innerlicher Liebe,
Die Augen auf einander wandten,
Und dann und wann die Flügel zuckten.
Ein Sperling auf dem nächsten Dache
Voll buhlerischer Brunst und Schalkheit,
Hieß dieses Paars verliebte Ruhe,
Frost, Schläfrigkeit und Unvermögen.
Da sprach der Täuber, doch mit Sanftmut:
Sprich nicht so schlimm von unsrer Liebe.
Horch! deine junge Gattin seufzet.
Sie heißt dich einen Ungetreuen.
Sie, die du gestern...
Johann Nikolaus Götz
Mit einem gemalten Band
Kleine Blumen, kleine Blätter
Streuen mir mit leichter Hand
Gute junge Frühlingsgötter
Tändelnd auf ein luftig Band.
Zephir, nimms auf deine Flügel,
Schlings um meiner Liebsten Kleid;
Und so tritt sie vor den Spiegel
All in ihrer Munterkeit.
Sieht mit Rosen sich umgeben,
Selbst wie eine Rose jung.
Einen Blick, geliebtes Leben!
Und ich bin belohnt genug.
Fühle, was dies Herz empfindet,
Reiche frei mir deine Hand,
Und das Band, das uns verbindet,
Sei kein schwaches...
Johann Wolfgang von Goethe
Nicht doch!
Mädel, laß das Stricken – geh,
Thu den Strumpf bei Seite heute;
das ist was für alte Leute,
für die jungen blüht der Klee!
Laß, mein Kind;
komm, mein Schätzchen!
siehst du nicht, der Abendwind
schäkert mit den Weidenkätzchen…
Mädel liebes, sieh doch nicht
immer so bei Seite heute;
das ist was für alte Leute,
junge sehn sich ins Gesicht!
Komm, mein Kind,
sieh doch, Schätzchen:
über uns der Abendwind
schäkert mit den …
Siehst du Mädel, war's nicht nett
so an meiner Seite heute?
Das...
Richard Fedor Leopold Dehmel
Jetzt ist kein Hafen mehr in Sicht,
Die Welle stürzt schon breiter,
Die Segel brüsten sich im Licht:
Jetzt, Jungs, wird's heiter!
Seht die Sonne schweben,
Seht die Wolken ziehn;
Freier rauscht das Leben,
Alle Ufer fliehn.
Das Steuer prompt in wacher Hand,
Bald fest die Hand, bald lose:
So, Jungens, kreuzt man mit Verstand
Durchs Weltgetose!
Seht den Wimpel schweben,
Seht die Möwen ziehn;
Leicht rauscht alles Leben,
Wenn die Ufer fliehn.
Im Fluge naht die Stunde zwar,
Da geht's zurück zum...
Richard Fedor Leopold Dehmel
Fehlgeschossen
Fritz war ein kecker Junge
Und sehr geläufig mit der Zunge.
Einstmals ist er beim Ährenlesen
Draußen im Felde gewesen,
Wo die Weizengarben, je zu zehn,
Wie Häuslein in der Reihe stehn.
Ein Wetter zog herauf.
Da heißt es: Lauf!
Und flink, wie ein Mäuslein
Schlüpft er ins nächste Halmenhäuslein.
Krach! – Potztausendnochmal!
Dicht daneben zündet der Wetterstrahl.
Ätsch! rief der...
Wilhelm Busch
Das neue Leben
Eia! Wie so wach und froh,
Froh und wach sind meine Sinnen!
O vor welcher Sonne floh
Meines Lebens Nacht von hinnen?
Wie so holden Gruß entbot
Mir das neue Morgenroth!
Aus Aurorens goldnem Thor
Schweben Himmelsphantasieen.
Überall vernimmt mein Ohr
Neue Wonnemelodien.
Nie gefühlte Frühlingsluft
Weht mich an mit Balsamduft.
Bin ich dem Olymp so nah?
Kost' ich schon der Götter Mahle?
Speiset mich Ambrosia?
Tränket mich die Nektarschale?
Reicht die junge Hebe gar
Mir den Wein des...
Gottfried August Bürger
Es sucht der echte Weise,
Daß er das Rechte finde:
Jung wird er nicht zum Greise,
Alt wird er nicht zum Kinde!
Der Winter treibt keine Blüte,
Der Sommer treibt kein Eis –
Was früh dein Herz durchglühte,
Das ziemt dir nicht als Greis!
Jung sich enthaltsam preisen,
Alt toll von Sinnen sein,
Wird nie des wahren Weisen
Rat und Beginnen sein!
Friedrich Martin von Bodenstedt
Hinter dem Dorf beim Weidengebüsch
Saß eine Junge und Alte,
Als ich heut morgen so frei und frisch
Dorten vorüber wallte.
Hatte zwei Röslein, das eine war bleich,
Hing verwelket und lose,
Aber das andre war düftereich,
Eine gar prächtige Rose.
Und da warf ich die Rosen hin
Nach den sinnenden Frauen;
Wie ich stehen geblieben bin,
Mocht' ich verwundert schauen,
Daß das blühende Röselein
Lag der Alten im Schooße,
Aber der Jungen fiel hinein
Die verwelkende Rose.
Beide hat es traurig gemacht,
Als...
August Becker