Jetzt Zitate (Seite 11)
Ernste Stunde
Wer jetzt weint irgendwo in der Welt,
ohne Grund weint in der Welt,
weint über mich.
Wer jetzt lacht irgendwo in der Nacht,
ohne Grund lacht in der Nacht,
lacht mich aus.
Wer jetzt geht irgendwo in der Welt,
ohne Grund geht in der Welt,
geht zu mir.
Wer jetzt stirbt irgendwo in der Welt,
ohne Grund stirbt in der Welt:
sieht mich an.
Rainer Maria Rilke
Alte Rose
Eine Rosenknospe war
Sie, für die mein Herze glühte;
Doch sie wuchs, und wunderbar
Schoß sie auf in voller Blüte.
Ward die schönste Ros' im Land,
Und ich wollt die Rose brechen,
Doch sie wußte mich pikant
Mit den Dornen fortzustechen.
Jetzt, wo sie verwelkt, zerfetzt
Und verklatscht von Wind und Regen –
"Liebster Heinrich" bin ich jetzt,
Liebend kommt sie mir entgegen.
Heinrich hinten, Heinrich vorn,
Klingt es jetzt mit süßen Tönen;
Sticht mich jetzt etwa ein Dorn,
Ist es an dem...
Heinrich Heine
Der Trappist
Es war der Pater Albertin
Trappist in Kentucky geworden,
Und dreißig Jahre schwieg er still,
Wie es Sitte ist in seinem Orden.
Doch jetzt, nach dreißig langen Jahren,
Hat er ein Weib zu sich genommen. –
"Der Sünder, der Ketzer, ist das ein Trappist?"
So zetern jetzt alle Frommen.
Der Mann war und ist ein braver Trappist
Und ist gar sehr zu beklagen. –
Doch jetzt, nachdem er verheiratet ist,
Da hat er erst recht nichts zu sagen! –
A. Wagner
Fabian und Bastian
"Nun, Bastian, wie geht es dir?
Du hast jetzt Zeitvertreib:
Mein alter Schatz, die rote Lies
Die ist ja jetzt dein Weib!
Du bist halt reicher nun als ich,
Und hast auch mehr Verstand;
Drum ließ sie mich so schnell im Stich,
Und gab dir ihre Hand! –
"Oh, Fabian, schweig vom Verstand!
Ich sags jetzt ohne Hehl:
Diesmal warst du ein schlauer Fuchs
Und ich war – ein Kamel!"
Franz Josef Stritt
Zu spät
Da ich von Liebe nichts wußte,
Ein Knabe schmuck und fein,
Da wollt mich alles küssen,
Die Mädchen groß und klein.
Das tät mich oft verdrießen,
Das Küssen ringsherum,
Da ich von Lieb nichts wußte,
Ein Knabe fromm und dumm.
Jetzt, wo ich küssen möchte,
Ein alter Knabe schon,
Da werden rot die Mädchen,
Sprech ich ein Wort davon.
Ach hätt ich jetzt die Küsse,
Die damals ich verschmäht,
Ach wär ich Knabe wieder!
Doch jetzt ist es zu spät.
Felix Schumann
Denk' öfter: "Wer genießt wohl jetzt das Gute,
Das ich ihm tat?" – Und wär's auch nur der Rock,
Den du dem Bettler gabst; die warme Stube,
Drin jetzt im Winter arme Kinder sitzen;
Und freut dich das – so thue wieder Gutes!
Doch denk' auch: "Wer wohl leidet jetzt das Böse,
Das ich ihm that?" – Und wär's auch nur der Stein,
Den du dem Blinden nicht vom Wege nahmst;
Der Zorn, womit du einen Sanften schaltest!
Und kränkt dich das, so thue wieder Gutes.
Leopold Schefer
Es ist noch Tag auf der Terrasse.
Da fühle ich ein neues Freuen:
Wenn ich jetzt in den Abend fasse,
Ich könnte Gold in jede Gasse
Aus meiner Stille niederstreuen.
Ich bin jetzt vor der Welt so weit,
Mit ihrem späten Glanz verbräme
Ich meine ernste Einsamkeit.
Mir ist, als ob mir irgendwer
Jetzt leise meinen Namen nähme,
So zärtlich, daß ich mich nicht schäme
Und weiß, ich brauche keinen mehr.
Rainer Maria Rilke
Das Glück, es kommt jetzt schnell zu mir –
es stand schon gestern vor der Tür!
Nur hab' ich es nicht wahrgenommen –
sah alles um mich nur verschwommen.
Jetzt hat es ganz laut angeklopft
bin dadurch nicht mehr so verkopft ...
Ich spüre es und laß es ein.
Um mich ist nur noch Sonnenschein.
Ich danke dieser großen Kraft,
die Licht und Liebe in mir schafft.
Die Freude, sie macht sich jetzt breit
und zieht mir aus das Sorgenkleid,
das ich so lange hab' getragen
in all den düstren, finstren...
Irina Rauthmann
Wie gern
Wäre ich jetzt bei dir,
bewachte deinen Schlaf
und hielte alle bösen Träume von dir fern.
Wie gern
Legte ich jetzt die Hand auf deine Stirn,
nur ganz leicht,
damit du spüren könntest, daß ich für dich da bin.
Wie gern
Fühlte ich jetzt deine Hand auf meiner Stirn,
sie würde mir den Schmerz nehmen,
der mich krank macht,
weil ich nicht bei dir sein kann.
Regina Meier zu Verl
Erfüllung
Dann
losch das Licht,
und
durch die Stille,
fiebernd, verlangend, erwartungsbang,
nur noch:
unser zitternder Herzschlag!
Trunken ... stammelnd,
meine
Lippen ... süß dein ... Aufschrei!
Seligkeit!
Im
Garten, frühauf, pfiff ein Vogel, von tausend Gräsern troff der Tau,
der
ganze Himmel ... stand in Rosen.
Lieber! ... Liebe!
Und
wieder: Kuß ... auf ... Kuß!
Und
nichts als ... wir, nichts ... als wir!
Was
kann die Welt,
an Glück, an Glanz, an
Rausch
an Wonne, an
Taumel,
Erdenlust ......
Hermann Oscar Arno Alfred Holz
Einst sah ich viele Blumen blühen…
Einst sah ich viele Blumen blühen
An meinem Weg; jedoch zu faul,
Mich pflückend nieder zu bemühen,
Ritt ich vorbei auf stolzem Gaul.
Jetzt, wo ich todessiech und elend,
Jetzt, wo geschaufelt schon die Gruft,
Oft im Gedächtnis höhnend, quälend,
Spukt der verschmähten Blumen Duft.
Besonders eine feuergelbe
Viole brennt mir stets im Hirn.
Wie reut es mich, daß ich dieselbe
Nicht einst genoß, die tolle Dirn.
Mein Trost: Lethes Wasser haben
Noch jetzt verloren...
Heinrich Heine
Vor Freude will ich singen
Vor Freude will ich singen,
Weil's mir jetzt tut gelingen.
Denn die ich hab begehrt,
Die hat mir Gott beschehrt.
Der ich mich hab ergeben,
Mit ihr in Freud zu leben.
Sie hat mein Herz besessen,
Kann ihrer nicht vergessen.
Ich hab oft großes Leiden,
Jetzt ist's verkehrt in Freuden.
Was lang ich hab begehrt,
Das ist mir jetzt gewährt.
All's Trauren will ich meiden,
Ob mich gleich viel drum neiden,
Was Gott ein'm tut bescheren,
Kann ihm kein Mensch verwehren.
Hans Leo Haßler von Roseneck
Ich trotze allen Vorbedeutungen: Es waltet eine besondere Vorsehung über den Fall eines Sperlings. Geschieht es jetzt, so geschieht es nicht in Zukunft; geschieht es in der Zukunft, so geschieht es jetzt; geschieht es jetzt nicht, so geschieht es doch einmal in Zukunft. Bereit sein ist alles.
William Shakespeare
Man hat dem Christentum vorgeworfen, daß es die Leute über das irdische Leid gleichsam hinweg täuschen wolle, indem es sie immer auf die himmlische Seligkeit, die ihrer wartet, vertröstet. Das ist nicht der Fall; es war Jesu Gedanke gar nicht; denn er sagt ja nicht: Selig werden einst diejenigen sein, die jetzt Leid tragen, sondern er sagt: Selig sind sie jetzt, jetzt, wo sie Leid tragen!
Albert Schweitzer
Ich weiß jetzt, daß ich nie wieder Angst haben werde, ganz gleich, wie das Leben mir mitspielt. Ich weiß jetzt, daß ich keine Angst vor der Zukunft zu haben brauche. Ich weiß jetzt, daß ich bewußt einen Tag nach dem andern leben kann und daß es stimmt: "Der kluge Mann fängt jeden Tag wie ein neues Leben an".
Dale Carnegie