Jahr Zitate (Seite 25)
Zeiterbe
Die Hinterlassenschaft
des alten Malochers
ein halbes Jahrhundert
kontinuierliches Wachstum
brachte der Alleinerbe
zum Ausgangspunkt zurück
schon die strenge Olga
Domina aus der Prinzengasse
machte zehn Jahre zunichte
die restliche Zeit verschlang
die Roulettekugel
gnadenlos
auf ihrer Umlaufbahn
im Allerheiligsten für Spieler
Franz Friedrich Kovacs
Ein ganzer Tag
Hungrige Hunde bellen
kriechenden Blechzellen hinterher
Punker stampfen zielstrebig
durch das Gewirr einer Massenkarambolage
im Nebel
angstvoll weichen Menschen
Scheiterhaufen
dann Wecksignale
Stadtstreichergesichter strahlen
von Reklametafeln
fluchen Wohlstandspflichten hinterher
in einem Hinterhof verschwinden
Sekunden
werden zu Stunden
kommen als Jahre hervor
dröhnende Rhythmen
vor dem Rotzwang
geordnete Massenflucht zurück
Trümmerfragmente von Freiheitsgedanken
grinst der...
Franz Friedrich Kovacs
Die Entschwundene
Es war ein heitres goldnes Jahr,
Nun rauscht das Laub im Sande,
Und als es noch in Knopsen war,
Da ging sie noch im Lande.
Besehen hat sie Berg und Tal
Und unsrer Ströme Wallen;
Es hat im jungen Sonnenstrahl
Ihr alles wohlgefallen.
Ich weiß in meinem Vaterland
Noch manchen Berg, o Liebe,
Noch manches Tal, das Hand in Hand
Uns zu durchwandern bliebe.
Noch manches schöne Tal kenn' ich
Voll dunkelgrüner Eichen; –
O fernes Herz, besinne dich
Und gib ein leises Zeichen!
Da eilte...
Gottfried Keller
Esoterik-Regeln pauschalisieren häufig.
Ich tendiere deshalb zum persönlich modifizierten Mantra
Z. B.:
Geh einmal im Jahr an einen Ort, an dem du vorher nie gewesen bist:
z. B. in eine Werbeagentur ohne frustrierte oder verkannte Kreative.
–
Teile dein Wissen!
Warum sollten nicht auch andere keinen Erfolg mit Geldanlagen haben.
–
Denke daran, daß bei vollem Mund Schweigen manchmal die beste Antwort ist.
–
Verbringe an jedem Tag etwas Zeit für dich allein.
Deine Kollegen werden es dir danken.
KarlHeinz Karius
Großes Kind
Wann ich im Herzen glücklich war,
O Freunde, heute früh.
Ich schnitt mir ab ein Weidenpaar
Und nachher schält' ich sie.
Und warf stillachend Stab um Stab
Weit in den Rauschebach,
Und ging dem flinken Auf und Ab
Zerschäumter Wellen nach.
Und lief auch beinah so geschwind
Als wie mein Ästepaar,
Als wär' ich noch ein kleines Kind,
Nicht große dreißg Jahr.
Das, Freunde, will ich euch gesteh'n,
Gab Früh- und Frohgefühl.
Ich habe Menschen nicht geseh'n,
Drum ward ich Kind im Spiel.
Ludwig Jacobowski
Gott
Auf hohem Berge, da wohnest du,
ich wandle empor, immerzu, immerzu ...
Millionen Jahre wandle ich schon
und schaue noch immer nicht deinen Thron.
Einst rauchen die Höhen wunderbar,
da stehe ich oben, Sonne im Haar.
Wir schauen uns an und lächeln uns zu,
denn du bist ich und ich bin du.
Ludwig Jacobowski
Sind nicht heilig die Tage
Durch ein Leck in der Ewigkeit
tropfen kostbare Jahre,
eines nach dem anderen,
in die Vergangenheit.
Sind nicht heilig die Tage,
an denen wir Feste feiern,
die älter sind als wir
und treuer als alle
amtierende Wahrheit?
Dann greift stets
eine flammende Gnade
aus einer hohen Welt herein
und fegt die Stunden leer
für Dank an manches stille Du
und Dank ans eigene Ich
und an das, was es beseelt.
Und lichte Unbegreiflichkeiten
klopfen an verborgene Türen
in den...
Peter Horton
Der Winter
Wenn ungesehn und nun vorüber sind die Bilder
Der Jahreszeit, so kommt des Winters Dauer,
Das Feld ist leer, die Ansicht scheinet milder,
Und Stürme wehn umher und Regenschauer.
Als wie ein Ruhetag, so ist des Jahres Ende
Wie einer Frage Ton, das dieser sich vollende,
Alsdann erscheint des Frühlings neues Werden,
So glänzet die Natur mit ihrer Pracht auf Erden.
Johann Christian Friedrich Hölderlin
Der Herbst
Das Glänzen der Natur ist höheres Erscheinen,
Wo sich der Tag mit vielen Freuden endet,
Es ist das Jahr, das sich mit Pracht vollendet,
Wo Früchte sich mit frohem Glanz vereinen.
Das Erdenrund ist so geschmückt, und selten lärmet
Der Schall durchs offne Feld, die Sonne wärmet
Den Tag des Herbstes mild, die Felder stehen
Als eine Aussicht weit, die Lüfte wehen
Die Zweig' und Äste durch mit frohem Rauschen
Wenn schon mit Leere sich die Felder dann vertauschen,
Der ganze Sinn des...
Johann Christian Friedrich Hölderlin
Betonungen
Ich will tun, was ich will.
Das kann ganz unterschiedliches bedeuten.
Ich will tun, was ich will,
sagt das bockige Kind.
Ich will tun was ich will,
sagt der Teenager 10 Jahre später.
Ich will tun, was ich will,
spricht er in der Sturm- und Drangphase.
Ich will tun, was ich will,
findet er schließlich sein Erfolgsrezept.
Peter Hohl
Weihnacht
Weihnachtsgeläute
Im nächtigen Wind ...
Wer weiß, wo heute
Die Glocken sind,
Die Töne von damals sind?
Die lebenden Töne
Verflogener Jahr'
Mit kindischer Schöne
Und duftendem Haar,
Mit tannenduftigem Haar,
Mit Lippen und Locken
Von Träumen schwer? ...
Und wo kommen die Glocken
Von heute her,
Die wandernden heute her?
Die kommenden Tage,
Die wehn da vorbei.
Wer hörts, ob Klage,
Ob lachender Mai,
Ob blühender, glühender Mai? ...
Hugo von Hofmannsthal