Immer Liebe Zitate (Seite 7)
Der Lindenbaum
Am Brunnen vor dem Tore
da steht ein Lindenbaum:
ich träumt'in seinem Schatten
so manchen süßen Traum.
Ich schnitt in seine Rinde
so manches liebe Wort;
es zog in Freud und Leide
zu ihm mich immer fort.
Ich mußt' auch heute wandern
vorbei in tiefer Nacht,
da hab' ich noch im Dunkel
die Augen zugemacht.
Und seine Zweige rauschten,
als riefen sie mir zu
komm her zu mir, Geselle,
hier findest du deine Ruh!
Die kalten Winde bliesen
mir grad ins Angesicht,
der Hut flog...
Wilhelm Müller
Aus der ach so karg gefüllten Schale unseres Herzens
laßt uns Liebe schöpfen, wo nur immer einer Seele
Schale leer steht und nach Liebe dürstet.
Nicht versiegen drum wird unsere Schale,
steigen wird die so geschöpfte Flut, nicht fallen,
Fülle wird das Los des so verschwenderischen Herzens.
Christian Morgenstern
Schwüle
Trüb verglomm der schwüle Sommertag,
Dumpf und traurig tönt mein Ruderschlag –
Sterne, Sterne – Abend ist es ja –
Sterne, warum seid ihr noch nicht da?
Bleich das Leben! Bleich der Felsenhang!
Schilf, was flüsterst du so frech und bang?
Fern der Himmel und die Tiefe nah –
Sterne, warum seid ihr noch nicht da?
Eine liebe, liebe Stimme ruft
Mich beständig aus der Wassergruft –
Weg, Gespenst, das oft ich winken sah!
Sterne, Sterne, seid ihr nicht mehr da?
Endlich, endlich durch...
Conrad Ferdinand Meyer
Jugend und Liebe
Die Jugend folgt, ein Rosenblatt, den Winden;
Wenn, jung getrennt, sich wiedersehn die Alten,
Sie meinen doch, in ihren ernsten Falten
Den Strahl der süßen Jugend noch zu finden.
Des Dauerns Wahn, wer läßt ihn gerne schwinden?
Mag auch ein Herz, das uns geliebt, erkalten,
Wir suchen immer noch den Traum zu halten,
Nur stiller sei geworden sein Empfinden.
Die Jugend folgt, ein Rosenblatt, den Lüften;
Noch leichter als die Jugend flieht die Liebe,
Die nur des Blattes...
Nikolaus Lenau
Einsamkeit
Wildverwachs'ne dunkle Fichten,
Leise klagt die Quelle fort;
Herz, das ist der rechte Ort
Für dein schmerzliches Verzichten.
Grauer Vogel in den Zweigen
Einsam deine Klage singt,
Und auf deine Frage bringt
Antwort nicht des Waldes Schweigen.
Wenn's auch immer Schweigen bliebe,
Klage, klage fort; es weht,
Der dich höret und versteht,
Stille hier der Geist der Liebe.
Nicht verloren hier im Moose –
Herz, dein heimlich Weinen geht,
Deine Liebe Gott versteht,
Deine tiefe, hoffnungslose.
Nikolaus Lenau
Mit Deinem Glanz
Mit Deinem Glanz
willst Du aus unserem Alltag
etwas Besonderes gestalten
Mit Deinem Licht
willst Du unsere Nöte und Sorgen erhellen
und uns auf unserem Weg begleiten
Mit Deiner Kraft
willst Du unserer Müdigkeit begegnen
und uns Mut
für den nächsten Schritt geben
Mit Deiner Barmherzigkeit
willst Du unsere menschlichen
Unvollkommenheiten zudecken
Mit Deiner Geduld
hilfst Du uns immer wieder auf
wenn wir gefallen
und mit uns am Ende sind
Mit Deiner Treue
läßt Du uns Deine...
Gudrun Kropp
Zu Tod möcht ich mich lieben
Liebster Freund, und kann's denn sein,
Wächst noch immer diese Liebe
Längst war ihr das Herz zu klein
Quillt noch stets von neuem Triebe!
Tag für Tag und Nacht für Nacht,
Füllt sich's fort aus ew'gen Quellen
Und das Herze weint und lacht,
Kann sich gar nicht mehr verstellen.
Süße Krankheit, himmlisch Leid
Und so mag's die Welt denn wissen
Der mich liebt, ist ach, so weit
Und das Herz ist mir zerrissen!
Aber dann im Traum der Nacht,
O wie sind wir da...
Christian Reinhold Köstlin
Apachen-Abschied
Nacht verrann.
Müssen scheiden.
Lehre es mich, Mann –
Schwöre es mir, Mann:
Leiden will ich, leiden.
Warest doch so gut,
Wurdest immer besser –
Mein entzücktes Blut
Blinkt nach deinem Messer.
Hattest viele lieb,
Immer Himmel blau.
Deinen Mund nun gib
Einer andren Frau –
Ach, warum ich weine?
Vaterhaus im Forst…
Eule hoch im Horst…
Und ein junger Hirsch, der röhrt…
Du: dein Messer, es gehört
Mir alleine…
Klabund
Zum Vatertag
Mein Kind, ich liebe dich
auch wenn ich es nicht immer sage,
ich bin für dich da
bis ans Ende der Tage
Mein Kind, ich brauche dich
auch wenn man es nicht immer sieht,
du bist mir das wichtigste,
was auch geschieht.
Mein Kind, ich leb für dich
auch wenn ich es nicht oft sage
all mein Streben nach Glück im Leben
ist nur, um dir zu geben
was du dir wünschst...
ich lebe für dich
bis ans Ende meiner Tage!
Alexandra Maria Huber
Besuch
Der Blumentopf am Fenster fehlt.
Er ist wohl eingegangen.
Aber die Marionette hängt noch immer
verquer in ihren Fäden.
Ein paar Bücher, die ich nicht kenne.
Aber dein Lächeln ist das alte.
Ein neuer Teppich,
auf dem du gehst wie früher.
Du kaufst noch immer blaue Zahnbürsten,
holst zu weit aus, wenn du dein Ei aufklopfst,
und sprichst das "e" so komisch aus wie eh und je.
Beim Zahnarzt warst du wohl:
Ja, wenn du lachst, sieht man die neue Plombe.
Aber sonst:
Sogar der Abfalleimer ist...
Peter Hohl
Es geht am End, es ist kein Zweifel,
Der Liebe Glut, sie geht zum Teufel.
Sind wir einmal von ihr befreit,
Beginnt für uns die bess're Zeit,
Das Glück der kühlen Häuslichkeit.
Der Mensch genießet dann die Welt,
Die immer lacht fürs liebe Geld.
Er speist vergnügt sein Leibgericht,
Und in den Nächten wälzt er nicht
Schlaflos sein Haupt, er ruhet warm
In seiner treuen Gattin Arm
Heinrich Heine
Grau und trüb und immer trüber
Kommt das Wetter angezogen,
Blitz und Donner sind vorüber,
Euch erquickt ein Regenbogen.
Frohe Zeichen zu gewahren
Wird der Erdkreis nimmer müde;
Schon seit vielen tausend Jahren
Spricht der Himmelsbogen: Friede!
Aus des Regens düstrer Trübe
Glänzt das Bild, das immer neue;
In den Tränen zarter Liebe
Spiegelt sich der Engel – Treue
Wilde Stürme, Kriegeswogen
Rasten über Hain und Dach;
Ewig doch und allgemach
Stellt sich her der bunte Bogen.
Johann Wolfgang von Goethe
Die Liebe saß als Nachtigall
Die Liebe saß als Nachtigall
im Rosenbusch und sang;
es flog der wundersüße Schall
den grünen Wald entlang.
Und wie er klang, da stieg im Kreis
aus tausend Kelchen Duft,
und alle Wipfel rauschten leis',
und leiser ging die Luft;
die Bäche schwiegen, die noch kaum
geplätschert von den Höh'n,
die Rehlein standen wie im Traum
und lauschten dem Getön.
Und hell und immer heller floß
der Sonne Glanz herein,
um Blumen, Wald und Schlucht ergoß
sich goldig roter...
Emanuel Geibel